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Stress-Management statt Stress-Symptome  
  Stress gilt allgemein als häufige Ursache für körperliche und seelische Beschwerden, im schlimmsten Fall mit tödlichem Ausgang. So genanntes "Stress-Management" soll allerdings seine weniger bekannten positiven Effekte nutzbar machen.  
In den USA stehen laut der American Academy of Family Physicians zwei Drittel aller ärztlichen Hausbesuche in Verbindung mit Stress-Symptomen. Stress spiele auch in mehr als der Hälfte aller Todesfälle in der Altersgruppe der unter 65-Jährigen eine Rolle, so die U.S. Centers for Disease Control and Prevention. Dennoch behaupten Gesundheitsexperten wie Dave Evans vom Kettering Medical Center in Dayton, dass Stress nicht nur schlecht sei.
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Stress
Der Begriff "Stress" wurde 1936 von Hans Selye geprägt, der ursprünglich zwischen dem positiven ¿Eustress¿ und dem negativen ¿Distress¿ unterschied. Heute wird der Terminus im allgemeinen im Sinne des Distress verwendet. Nach Selye werden die körperlichen Reaktionen auf Stress in drei Phasen untergliedert:

1. Alarmreaktionsphase: Vermehrte Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin und Noradrenalin; Blutzuckerspiegel, Herzschlag und Blutdruck steigen.

2. Widerstandsphase: Der Organismus versucht, sich an den Stressor anzupassen. Die Durchblutung wird vermehrt.

3. Erschöpfungsphase: Die Widerstandsfähigkeit gegenüber anderen Stressoren lässt nach; es kann zu einer Schwächung des Immunsystems kommen.
->   Hans Selye
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Stress ist nicht nur schlecht
Tatsächlich ist der unter diesem meist negativ konnotierten Terminus bekannte Zustand des Organismus verantwortlich für eine Vielzahl von wichtigen Reaktionen unseres Körpers: Zum Beispiel, wenn man früh auf das Klingeln des Weckers reagiert oder gerade noch rechtzeitig in die Bremsen steigt, weil einem fast ein kleines Kind vor das Auto läuft.
Stress-Management statt Stress-Beseitigung
Deswegen sprechen Gesundheitsexperten auch vom so genannten "Stress-Management" und nicht von der Stress-Beseitigung. Um es kurz zu machen: Das Ziel von Stress-Management ist es, den Körper genug Stress empfinden zu lassen, um jeden Morgen aus dem Bett zu kommen, nicht jedoch so viel, dass wir davon tot umfallen.
Was passiert bei Stress
Unter dem Begriff "Stress" versteht man einen Zustand der Alarmbereitschaft des Organismus, der sich auf eine erhöhte Leistungsbereitschaft einstellt. Auslöser können eine Vielzahl körperlicher und seelischer Reize - so genannte Stressoren - sein. Der Körper reagiert darauf, indem er Adrenaline und andere Hormone ausschüttet.

Die Effekte: Das Herz rast, die Augen weiten sich und das Blut wird von den Verdauungsorganen zu den Muskeln umgeleitet. Die Leber gibt Zucker frei und der Unterleib Fettzellen, beides dazu bestimmt, unseren Muskeln schnell Energie zuzuführen.

All das ist ziemlich nützlich, wenn man zum Beispiel einem hungrigen Tiger entkommen muss oder das gerade entstandene Feuer in der eigenen Küche löschen will. Doch solche Situationen sind im Alltagsleben eines Normalbürgers nicht eben häufig.

Vor allem in Berufsleben zeigen sich dagegen die negativen Effekte von Stress. Beim so genannten emotionalen Stress - z.B. durch erhöhten Leistungsdruck - werden Zucker und Fettzellen zu den Muskeln gepumpt, die diese gar nicht benötigen, denn die körperliche Reaktion bleibt meist aus.
Stragegien des Stress-Managements
Die von Experten für das Stress-Management empfohlenen Strategien lassen sich im Grunde auf zwei Punkte reduzieren: Schwerpunktsetzung und Kontrolle. Man müsse sich konzentrieren auf das, was wirklich wichtig ist. Und man solle nicht versuchen, das Unmögliche zu kontrollieren.

So könne man Stress als etwas Positives erfahren, das man für bestimmte Leistungen benötige. Als stressmindernd empfohlene Aktivitäten wie Yoga oder autogenes Training sollten eventuell zusätzlich dazu ausgeübt werden.

"Es gibt eine Menge Pop-Psychologie, die sich mit der Utopie der perfekten Kontrolle befasst", so der Psychologe Denis O¿Grady. "Aber die Wahrheit ist, dass wir keine perfekte Kontrolle über unsere Emotionen oder unser Gehirn haben." Tatsächlich sei alleine der Versuch, das Unkontrollierbare zu kontrollieren, ein enormer Auslöser für Stress.
Positive Stresserfahrungen
Gibt es sie tatsächlich, die positive Stresserfahrung? Oder handelt es sich bei Stress-Management nur um "Psychologen-Latein"?
 


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 Oft

 
->   Mehr zum Thema Stress und Stress-Management
->   American Academy of Family Physicians
->   U.S. Centers for Disease Control and Prevention
Mehr zum Thema Stress bei ORF ON Science
->   Stress im Großraumbüro, nach Feierabend, ...
 
 
 
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01.01.2010