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Diabetes: Insulin-Inhalation genauso effektiv wie Spritzen  
  Insulin zu spritzen könnte für Diabetiker bald der Vergangenheit angehören. Die täglichen Spritzen sind durch eine Inhalation von Insulin ersetzbar, so eine US-Studie mit 73 Patienten, die das Magazin "The Lancet" in seiner neuesten Ausgabe veröffentlichte.  
Amerikanische Ärzte um Jay Skyler von der Universität von Miami zeigten darin, dass zumindest die täglichen Spritzen vor Mahlzeiten durch eine Inhalation von Insulin ersetzt werden können.
Keine Unterschiede zur Inhalation
Ein Teil der Probanden atmete tagsüber an Stelle der üblichen Injektionen das nötige Insulin mit Hilfe eines Inhalators ein. Die anderen erhielten es auf herkömmliche Art über Spritzen. Alle Patienten bekamen am Abend eine Injektion des Stoffes, der den gestörten Zuckerstoffwechsel reguliert.

Bei ständiger Messung des Blutzuckers und Regulation der angewandten Dosen fanden die Forscher nach zwölf Wochen keine Unterschiede im Wohlbefinden und in den Zuckerwerten der beiden Patientengruppen.
Insulin und Diabetes
Insulin ist ein in den B-Zellen des Inselorgans (Pankreas) gebildetes Hormon. Die Insulinwirkung besteht in der Förderung des Zuckerstoffwechsels: Anregung des Zuckerabbaus in der Muskulatur und der Zuckerspeicherung als Glykogen in der Leber. Eine Folge dieser Wirkung ist die gute Nutzbarkeit des Zuckers und die Einhaltung des normalen Blutzuckerspiegels (etwa 100 bis 120 mg/100 ml). Insulinmangel führt zur Zuckerkrankheit, Insulinüberschuss zur Hypoglykämie. Entdeckt wurde das Insulin 1921 durch F. Banting, C. Best und J. J. R. Macleod. Die Insulinbehandlung der Zuckerkrankheit besteht in der künstlichen Zufuhr des dem Organismus fehlenden Insulins, entweder mit schnell wirkendem Insulin (Altinsulin) oder mit lang wirkendem Insulin (Depotinsulin).
->   Infos zu Diabetes mellitus
Ohne Nebenwirkungen?
Die Methode hatte nach Ansicht der Wissenschaftler keinerlei Nebenwirkungen und beeinträchtigte die Lungen nicht. Edwin Gale von der Universität Bristol in Großbritannien bestätigt in "The Lancet" (Bd. 357, S. 324 und 331) die Bedeutung der Ergebnisse, hält die Anzahl der untersuchten Patienten aber für zu klein für ein abschließendes Urteil.

Bereits seit längerem arbeiten Forscher an neuen, weniger belastenden Methoden, das Insulin zu verabreichen. Dabei erscheint die Inhalationsmethode zurzeit am aussichtsreichsten. Erst im vergangenen Dezember berichtete das Diabetes-Forschungszentrum der Universität Düsseldorf von guten Erfahrungen mit dieser Methode.
Erste Erfolge in Österreich
"An meiner Abteilung wurde der erste Patient Europas mit inhalierbarem Insulin behandelt", so die Wiener Spezialistin Dr. Heidemarie. "Derzeit werden damit ausschließlich Typ-2-Diabetiker behandelt. Sie inhalieren drei Mal täglich das Insulin und brauchen kein Insulin zu injizieren", schilderte die Expertin.

Das inhalierbare Insulin entspricht dem herkömmlichen kurz wirksamen Humaninsulin aus Gentechnik-Produktion. In einer ersten Phase wird es in Österreich bei Typ-2-Diabetikern erprobt, die mit den verschiedenen Medikamenten zur Senkung des Blutzuckers nicht auskommen und auf Insulin angewiesen sind.

In Zukunft soll das inhalierbare Insulin auch bei Typ-1-Diabetikern eingesetzt werden. Dann - so Dr. Abrahamian - könnten die Patienten den Tag über das Insulin zu den Mahlzeiten inhalieren, für die Nacht müssten sie einmal ein Langzeit-Insulin spritzen.
->   Universität Miami
->   The Lancet
 
 
 
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01.01.2010