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Weltweit vernetzt: Das International Virtual Observatory  
  Das International Virtual Observatory (IVO) ist ein ehrgeiziges Projekt: Sämtliche derzeit existierenden astronomischen Datenbanken sollen via Internet vernetzt werden und nicht nur allen Interessierten - Forschern wie auch Laien - zur Verfügung stehen, sondern gleichzeitig durch bereitgestellte Software umfassende Datenanalysen ermöglichen. Im Juni trafen sich nun in Garching bei München 200 Astronomen und Regierungsabgesandte, um die dafür notwendige Zusammenarbeit zu diskutieren.  
Wie in der aktuellen Ausgabe des britischen Wissenschaftsmagazins "Nature" berichtet wird, einigten sich die Fachleute bei ihrem fünftägigen Treffen auf die Bildung einer "International Virtual Observatory Alliance", die Vertreter aller bislang existierenden astronomischen Datenbanken umfassen soll.
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Die (reale) Zukunft des Virtual Observatory
Der Artikel "Astronomers give virtual observatory a real future" ist erschienen in "Nature", Bd. 417, Seite 777, vom 20. Juni 2002.
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Gemeinsame Entscheidungen notwendig
Die Aufgabe der Fachleute ist nicht einfach: Die Allianz muss gemeinsame Entscheidungen zu Schlüsseltechnologien, bereitzustellenden Daten und nicht zuletzt auch Software-Standards treffen, die für das IVO verwendet werden sollen.
Zentralisierter Daten-Zugang
Denn die virtuelle Sternwarte soll nicht etwa sämtliche astronomischen Informationen in einer Datenbank zusammenführen, das Schlagwort lautet vielmehr "Daten-Vernetzung".

Für das geplante "föderative System" will man sich die Struktur des Internet zu Nutze machen. Nicht die Daten an sich, sondern der Zugang soll zentralisiert werden.
Ein Beispiel: Die Strukturen ferner Galaxien
Will ein Forscher beispielsweise die Struktur einer entfernten Galaxie untersuchen, so ist dafür eigentlich eine umfassende Analyse sämtlicher vorhandener Daten verschiedenster Teleskope notwendig.

Schon jetzt ist es allerdings für den einzelnen Wissenschaftler kaum noch möglich, sich dafür alle Datenbestände herunterzulanden - und die gespeicherten Informationen wachsen beständig.
Das IVO als Lösung
Bei diesen Problemen soll das IVO nun Abhilfe schaffen: Zum einen soll eine Suchmaschine gleichzeitig in verschiedenen Datenbanken die relevanten Informationen herausfiltern.

Gleichzeitig sollen Software-Programme deren Analyse ermöglichen, ohne dass große Datenmengen im Netz hin und hergeschoben werden müssen.

In Europa, den USA und Australien wurden mittlerweile mehrere Projekte ins Leben gerufen, die die Idee des "Virtual Observatory" national bzw. europaweit umsetzen und somit die Basis für ein zukünftiges weltumspannendes IVO bieten wollen.
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Einige der ''Virtuellen Observatorien''
Astrophysical Virtual Observatory (AVO), geleitet von der Europäischen Südsternwarte (ESO) und unterstützt von der Europäischen Union sowie der Europäischen Weltraumagentur (ESA),
AstroGrid, ein Projekt in Großbritannien,
National Virtual Observatory (NVO), ein US-Projekt initiiert und gesponsert durch die National Science Foundation.
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Prototypen ab Januar 2003
Wie es in "Nature" heißt, gaben sich die Teilnehmer der Garchinger Konferenz optimistisch. Schon im kommenden Januar will man so weit sein, dass Prototypen des IVO benutzt werden können.

Die Hauptkomponenten des IVO befinden sich allerdings derzeit noch in der Entwicklungsphase. Rund 21 Millionen Euro wurden bislang bereits vergeben - von den USA, Großbritannien, der EU und Kanada gingen sie in den vergangenen sechs Monaten an diverse virtuelle Observatorien.

Weitere Projekte in Australien, Indien, Russland und Deutschland sind geplant. Die große Herausforderung für das IVO ist die Kombination all dieser einzelnen Observatorien zu einer einzigen Datenquelle.
Neue Technologien notwendig
Gerade auch der technologische Fortschritt stellt die Wissenschaftler dabei vor einige Probleme: Neue Generationen von optischen, Röntgen- und Infrarot-Teleskopen gehen in Betrieb und produzieren Informationen mit immens zunehmender Geschwindigkeit.

Die dabei entstehenden astronomischen Datenbanken verdoppeln ihre Größe etwa jedes Jahr, wie Jeremiah Ostriker, Astrophysiker an der University of Cambridge betont. Wie er sagt, können die Datenmengen nur mit Hilfe neuer Technologien für dezentralisierte Hochleistungsrechner bewältigt werden.
Offenkundige Vorteile für Forscher
Für Astronomen und Astrophysiker sind die Vorteile des IVO jedenfalls offenkundig: Die bereitstehenden Daten können von verschiedenen Forscherteams zu unterschiedlichen Zwecken immer wieder genutzt werden.
Demokratische Astronomie und Astrophysik
Wie Catherine Cesarsky, Direktorin der ESO meint, werde das IVO Astronomie und Astrophysik demokratisieren - denn auch Wissenschaftler und Amateurastronomen, denen die technischen und finanziellen Mittel für den Bau und Betrieb eines großen Observatoriums fehlen, werden Zugang zu Daten der weltbesten Instrumente und technisch ausgefeiltesten Analyseprogramme erhalten.
->   Das IVO-Treffen in Garching
->   Ein Diskussionsforum zum Virtual Observatory
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Links zu verschiedenen Teleskop-Datenbanken
Europäische Südsternwarte (ESO)
Hubble Space Telescope
Chandra X-Ray Observatory Center
Sloan Digital Sky Survey
Two Micron All Sky Survey
Digitized Palomar Observatory Sky Survey
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01.01.2010