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Menschheit verbraucht mehr, als Natur regeneriert  
  Die Menschheit verbraucht natürliche Ressourcen schneller, als sich die Erde regenerieren kann. So lautet das Ergebnis einer im US-Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlichten Studie. Wie die Forscher schreiben, bräuchte die Natur mittlerweile 14 Monate Zeit, um das wieder aufzubauen, was die Menschen innerhalb eines Jahres verbrauchen.  
Das internationale Forscherteam unter der Leitung von Mathis Wackernagel von der kalifornischen Umweltorganisation Redefining Process hat den so genannten "ökologischen Fußabdruck" berechnet, mit dem der Landverbrauch für einen Menschen bestimmt wird.
Landwirtschaft, Tierhaltung, Besiedlung ...
Dabei werden sämtliche Bereiche einbezogen, die zum Erhalt des menschlichen Lebenstandarts notwendig sind und biologische Nutzfläche erfordern:

Beispielsweise Landwirtschaft zur Gewinnung von Nahrung und Futtermitteln, Tierhaltung, Forstwirtschaft, Fischerei, Besiedlung und Bereitstellung von Infrastruktur sowie der Verbrauch fossiler Brennstoffe.

WWF.at: "Footprint Österreich" (pdf-File)
Mehr zum ökologischen Fußabdruck
Die Menschheit lebt über "ihre" Verhältnisse
Demnach entsprachen die Bedürfnisse der Weltbevölkerung im Jahr 1961 etwa 70 Prozent der globalen Produktionskapazität, seit den 80er Jahren habe der Verbrauch diese Kapazitäten jedoch überschritten, schreiben die Autoren. Heute lebt die Menschheit bereits weit über die Verhältnisse der Erde.
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Das Wachstum der Weltbevölkerung
Für den steigenden Verbrauch an natürlichen Ressourcen ist sicherlich auch das Wachstum der Weltbevölkerung verantwortlich: Im Jahr 1999 hat die Weltbevölkerung die 6-Milliarden-Grenze überschritten. Damit hat sich die Zahl der Erdenbewohner innerhalb von knapp 40 Jahren verdoppelt.

Dabei wächst die Bevölkerung jährlich um 1,2 Prozent, also um rund 77 Millionen Menschen an. Nach Schätzungen der UNO werden bis 2050 bis zu 10,9 Milliarden die Erde bevölkern. Momentan lebt ca. ein Fünftel in den wohlhabenden Regionen wie Nordamerika oder Europa.
->   United Nations Population Division
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2,3 Hektar Land pro Jahr - im Durchschnitt
Laut den Berechnungen der Forscher verbrauchte im Jahr 1999 ein Mensch im Durchschnitt 2,3 Hektar Land pro Jahr zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Das Ergebnis liegt allerdings deutlich unter den Zahlen der Industrieländer.

Spitzenreiter in Sachen Nutzung der Erde sind laut Studie nach wie vor die USA mit 9,7 Hektar Landverbrauch pro Kopf, in Großbritannien beläuft sich die Zahl auf 5,4 Hektar, ein Deutscher verbraucht demnach etwa 4,7 Hektar Land zur Sicherung seiner Lebensweise.
Menschen brauchen 1,2 Erden pro Jahr
Die Studienautoren verglichen den menschlichen Bedarf an das "natürliche Kapital" der Erde für jedes Jahr seit 1961. Laut ihrer Analyse hat die globale Wirtschaft 1999 bereits 120 Prozent der Produktionskapazität der Erde verbraucht.

Diese Überschreitung um 20 Prozent bedeutet - in paradoxer Formulierung -, dass entweder "1,2 Erden" oder "1,2 Jahre" notwendig seien, um zu produzieren, was die Weltbevölkerung in lediglich 12 Monaten verbraucht.

Allerdings ist nach Ansicht der Forscher noch nicht alles verloren: Es sei immer noch möglich, die Anforderungen der Menschen mit der Fähigkeit der Erde, sich selbst zu regenerieren, in Einklang zu bringen.
Droht der "ökologische Konkurs"?
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Studienleiter Wackernagel, dass man wie in jedem verantwortungsbewussten Unternehmen man ein "ökologisches Geschäftsbuch" brauche, um den natürlichen Bestand zu erhalten.

Sonst müsse man sich auf den "ökologischen Konkurs" einstellen, so der Wissenschaftler. "Wenn wir nicht innerhalb des Budgets der Natur leben, wird Nachhaltigkeit aussichtslos."
->   PNAS
->   Redifining Progress
->   Word Summit on Sustainable Developement
->   International Institute for Environment and Development
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Westlicher Lebensstil bedroht die Erde
 
 
 
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01.01.2010