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Hemmt Intelligenz Alzheimer?  
  Intelligente Menschen bekämpfen Alzheimer erfolgreicher als weniger intelligente, so schottische Wissenschaftler der Aberdeen University in einer Studie.  
Bild: Photodisc
Kinder mit niedrigeren Intelligenz-Testwerten haben eine größere Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, als solche mit höheren Test-Ergebnissen, so schottische Wissenschaftler.
Ursachen heftig diskutiert
Die Ursache dieser Korrelation wird heftig diskutiert. Lawrence Whalley, der Leiter des Forscherteams der Aberdeen University, sieht die Gründe in einer besseren Kompensation der Folgewirkungen des altersbedingten Gehirn-Verfalls bei intelligenteren Menschen.
"Intelligenz kann das Auftreten von Alzheimer nicht unterbinden, aber den Zeitpunkt des Auftretens bestimmen", so Whalley.
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Andere Experten widersprechen
Andere Alzheimer-Experten lehnen die Theorie von Whalley und seinen Kollegen ab. "Dies ist eine sehr radikale und unorthodoxe Interpretation seiner Daten", widerspricht Richard Harvey von der Alzheimer Society in London.
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->   Alzheimer Society, London
Mehr Nervenzellen - weniger Anfälligkeit
Für Richard Harvey sind jene Personen mit einer höheren Anzahl von Nervenzellen im Alter weniger anfällig für einen Alzheimer-bedingten Zellverlust. "Und diese Leute sind wahrscheinlich auch intelligenter". Darüberhinaus ist Alzheimer für Richard Harvey kein Bestandteil eines normalen Alterungsprozesses.
80-jähriger Datensatz
Whalleys Team identifizierte 264 in Aberdeen ansässige Leute, die alle 1932 im Alter von 11 Jahren einen Intelligenz-Test absolvierten. Davon entwickelten 50 späteinsetztende Alters-Demens.
"Unsere Ergebnisse ergaben eine mäßige Korrelation zwischen einer geringeren Intelligenz und der Risikoanfälligkeit für Dementia ab dem 64. Lebensjahr, eine größere für die Jahre nach dem 72. Lebensjahr und die größte für die Lebensspanne nach dem 77. Lebensjahr."
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'Synaptische Plastizität' entscheidend
Die genauen Ursachen sieht Whalley in der vorhandenen 'Synaptischen Plastizität', die je nach Ausprägung eine gewisse Risikoanfälligkeit generiert oder nicht. " Während des Alterungsprozesses verlieren Nervenzellen nach und nach an Effizienz hinsichtlich der Informationsverarbeitung. Je stärker der Verzweigungsgrad der Nervenzellen und die synaptische Dichte, desto besser die kompensatorische Antwort auf Leistungseinschränkung während einer Demens", erläutert Whalley.
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->   Synaptische Plastizität
Massive Gehirn-Schäden als Beleg?
Zur Untermauerung seiner These führte Whalley eine pathologische Studie über Gehirn-Schäden bei Leuten mit und ohne Alzheimer-Symptomen an. "Leute mit massiven pathologischen Alzheimer-Indikationen beim Tod zeigten vor ihrem Ableben keinerlei Demens-Symptome."
Der Kritiker Richard Harvey akzeptiert die Autopsie-Ergebnisse. Doch für ihn weisen nur einige der Features auf Alzheimer hin. "Das ist nicht Alzheimer ¿ Alzheimer ist eine Kombination von Nervenzelltod und einer zunehmenden Beeinträchtigung geistiger Fähigkeiten", so der Kritiker der schottischen Studie.
->   Journal Neurology (vol 55, p1456)
->   Mehr zu Alzheimer...
->   Aberdeen University
 
 
 
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01.01.2010