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Zeckenprognose aus dem Weltall  
  Wissenschafter aus Oxford in England wollen mit Hilfe von Satellitendaten feststellen, in welchen Gebieten der Erde ein hohes Risiko besteht, von Zecken mit Krankheiten infiziert zu werden. Sie können damit auch vorhersagen, wie sich die Klimaerwärmung auf die Zeckenpopulation auswirken wird.  
Die Forscher der Universität Oxford haben dafür ihr Wissen über die Lebensbedingungen von Zecken mit den Daten über Temperatur, Bodenfeuchtigkeit und Vegetation in verschiedenen Regionen verknüpft. Diese Daten werden für die ganze Welt laufend von Satelliten erfasst, die um die Erde kreisen.
Zeckenzählungen bestätigen Berechnungen
Nach umfangreichen Berechnungen konnten die Biologin Sarah Randolph und ihre Kollegen Risiko-Karten erstellen, die zeigen, in welchen Regionen mit hoher Wahrscheinlichkeit größere Zeckenpopulationen vorkommen.

Der Vergleich mit Zählungen von Zecken auf dem Boden hat gezeigt, dass die Berechnungen großteils stimmen.
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Zecken lieben es feucht
Zecken brauchen ausreichend Feuchtigkeit zum Überleben. Deshalb sind sie vor allem in Laubwäldern zu finden. Wenn es zu trocken oder zu kalt wird, verstecken sie sich in der dichten Bodendecke und können so längere Zeit quasi im Stillstand überleben. Sobald es wieder wärmer wird, warten sie im hohen Gras und auf niederen Büschen am Waldrand und auf Lichtungen auf ihre Opfer.
->   Zeckenschutzimpfung
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Der Vorteil dieser Methode ist, dass man mithilfe der Satellitendaten für kleine Regionen, einzelne Länder, ganze Kontinente oder sogar die ganze Welt relativ einfach und rasch feststellen kann, wo Zecken leben und wo deshalb besondere Vorsicht geboten ist. Zählungen der wenige Millimeter großen Spinnentiere auf dem Boden wären wesentlich aufwendiger und immer nur für einen kleinen Bereich möglich.
Prognosen für die Zukunft
Mit den Erkenntnissen der Wissenschaftler aus Oxford können auch Prognosen für die Zukunft erstellt werden. Die Forscher haben dafür Klimamodelle verwendet, die vorhersagen, wie stark sich die Erde in diesem Jahrhundert erwärmen wird.

Nach bisherigen Berechnungen werden die Zecken demnach in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Kroatien, Slowenien und Ungarn in etwa 20 Jahren stark unter der Trockenheit im Sommer leiden.

In diesen Ländern wird es deshalb keine Übertragung von FSME durch Zecken mehr geben. Die Zecken werden jedoch nicht aussterben, sondern nach Skandinavien auswandern. Die Prognosen sollen den betroffenen Regionen helfen, die Menschen rechtzeitig vor Zecken zu warnen.
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Gefährliche Blutsauger
Zecken sind in den gemäßigten Klimazonen der nördlichen Halbkugel die gefährlichsten tierischen Krankheitsüberträger, vergleichbar mit Mücken in tropischen Klimazonen. Wenn sie Blut saugen, können sie Bakterien oder Viren verbreiten, die Entzündungen des Gehirns, der Nerven oder der Gelenke verursachen.

Die Infektionen mit Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) nach Zeckenbissen hat in den vergangenen 20 Jahren in Europa und den USA immens zugenommen. Nur in Österreich sind die Infektionen mit FSME wegen der Impfkampagne zurückgegangen, die Zahl der Borreliose-Fälle ist jedoch gestiegen.
->   Durch Zecken übertragene Krankheiten
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Starke Vermehrung
Die Gründe für das Ansteigen der Zeckenpopulation und damit die Verbreitung von Borreliose und FSME hat zum Teil der Mensch geliefert. Durch Hege und Fütterung hat sich das Rotwild in den Wäldern stark vermehrt. Rehe und Hirsche sind jedoch wichtige Wirtstiere für Zecken. Zudem bieten die Aufforstung von Laubwäldern und die Pflege von Feuchtgebieten günstige Lebensräume für die Parasiten. Da die Menschen heute ihre Freizeit gerne im Wald verbringen und dort auch ihre sportlichen Aktivitäten ausüben, steigt die Gefahr, mit Zecken in Kontakt zu kommen.
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Von Mäusen zum Menschen
Zecken leben etwa vier Jahre und müssen im Laufe ihres Lebens nur dreimal Blut saugen. Die weniger als einen Millimeter großen Zeckenlarven befallen vor allem kleine Nagetiere, wie zum Beispiel Mäuse. Trägt eine Maus Bakterien oder Viren in ihrem Blut, werden diese von der Larve mit dem Blut aufgesogen. Nach der Mahlzeit kann sich die Larve zur Nymphe weiterentwickelt. Um zu einer erwachsenen Zecke werden zu können, muss sie wieder Blut saugen und gibt dabei die Krankheitserreger an ihr Opfer ab. Das können größere Tiere wie Iltis oder Reh sein, aber auch schon der Mensch. Im Erwachsenenalter saugt die Zecke dann ein drittes Mal Blut, um sich fortpflanzen zu können.
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Die derzeit herrschenden klimatischen Verhältnisse in Mitteleuropa sorgen dafür, dass Zeckenlarven und Nymphen zur selben Jahreszeit aktiv sind und an den selben Wirten Blut saugen. Die Verbreitung von FSME wird dadurch begünstigt. Wenn zwischen der Abgabe von Viren an den Wirt durch eine Zecke und die Aufnahme dieser Viren von einer anderen Zecke wenig Zeit vergeht, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Viren noch aktiv sind und sich vermehren können.


Sonja Bettel, Modern Times
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Mehr dazu heute in Modern Times 22.30 Uhr ORF 2
->   Modern Times
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->   Universität Oxford
->   Oxford Tick Research Group
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->   Erforschung von Krankheitsüberträgern mit Satellitendaten
 
 
 
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01.01.2010