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Neues Regenwaldhaus in Schönbrunn  
  Im Wiener Tiergarten Schönbrunn wird am Donnerstag, den 4. Juli 2002, das neue Regenwaldhaus offiziell eröffnet. Diese "Botschaft der Regenwälder" ist weltweit einzigartig. Das Spektrum des exotischen Lebensraums reicht von der Mangrovenküste bis zum Bergwald.  
Wiener Großstadt-Dschungel
Bild: ORF
Tropische Gewitter mit Blitz und Donner, spektakuläre Wasserfälle und Nebelschwaden über künstlichen Flussläufen: ein Team von Technikern, Zoologen und Botanikern hat auf 1.000 Quadratmeter Fläche ein ganz besonderes Stück Regenwald errichtet.

Im Gegensatz zu bereits bestehenden Häusern in aller Welt, die meist den südamerikanischen Dschungel darstellen, haben sich die Wiener Experten den tropischen Regenwald von Borneo in Südostasien zum Vorbild genommen.

Der Lebensraum dieser drittgrößten Insel der Welt ist sehr viel schwerer nachzubilden. Der Grund: Tiere und Pflanzen aus Borneo sind deutlich schwieriger zu bekommen - und zu halten.
Tropische Fauna und Flora
Bild: ORF
Mehr als 300 Pflanzenarten bis hin zu farbenprächtigen Orchideen sollen für eine möglichst realitätsnahe Nachbildung des Dschungels auf Borneo sorgen.

"Gerade jenes Material, das unter Anführungszeichen - die Botaniker werden schreien - 'Unkraut', also quasi die Füllmasse vom Regenwald, die nicht als Topfpflanze, nicht als Liebhaberpflanze zählt, gerade die wollen wir ja auch hier zeigen - und die ist wahnsinnig schwer zu kriegen", erzählt der stellvertretende Direktor des Tiergartens Schönbrunn und Leiter des Regenwaldhauses, der Zoologe Harald Schwammer.

"Die haben wir also mit Samen und kleinen Pflänzchen monatelang vorkultiviert, und diese werden jetzt nach und nach auch hier in unserem Haus eingesetzt."
20 Zentimeter Dschungelboden
Auch die Erde des Regenwaldhauses stellten die Botaniker extra her. Ganz nach dem tropischen Vorbild wurde auch die Humusschicht des Schönbrunner "Dschungelbodens" kaum 20 Zentimeter dick angelegt. Damit die zarten Pflänzchen dennoch überleben, benötigen sie spezielle Bakterien und Pilze, die Nährstoffe liefern. Daher wurden die Tropengewächse extra mit diesen "Symbiosepartnern" "geimpft".
->   Tiergarten Schönbrunn
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Spektakuläre Technik hinter den Kulissen
Besonders schwierig ist die richtige Klimatisierung des riesigen Glashauses. Die langen Gänge hinter den Kulissen des künstlichen Dschungels beherbergen gewaltige Klimaanlagen. Sie halten die Temperatur das ganze Jahr über bei mindestens 25 Grad und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 80 Prozent. Im Winter kommen dabei Glasdachheizung, Wand- und Fußbodenheizung sowie eine eigene Heizung des Erdreichs zum Einsatz.
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Tropengewitter auf Knopfdruck
Selbst die Naturgewalten werden simuliert: Stroboskoplampen als Blitzersatz, Subwoofer für den Donner, eine Sprinkleranlage für den Regen - und fertig ist das Tropengewitter auf Knopfdruck.

Der gesamte Wasserkreislauf des Regenwaldhauses ist in sich geschlossen. Für regelmäßige Regenfälle, Nebelmaschinen und künstliche Wasserläufe stehen 160 Kubikmeter Wasser zur Verfügung.

Das Wasser wird in speziellen Filteranlagen gereinigt und wieder verwendet. Zur möglichst natürlichen Versorgung der empfindlichen Pflanzen mixen die Techniker sogar das Regenwasser nach "tropischen Originalrezepten" zurecht.
"Botschaft der Regenwälder"
Derzeit fungieren manche Pflanzen noch als "Versuchskaninchen" und Platzhalter. Wenn sich das künstliche Ökosystem eingespielt hat, sollen sie durch seltene und zugleich empfindlichere Tropengewächse ersetzt werden.

Es wird also noch einige Zeit dauern, bis hier alles so blüht, wächst und gedeiht wie gedacht.

Die neue "Botschaft der Regenwälder" eröffnet faszinierende Einblicke in eine exotische Welt. Sie soll aber auch das Verständnis dafür fördern, wie sensibel die tropischen Lebensräume der Erde sind - und so vielleicht ein wenig zu ihrer Erhaltung beitragen ...

Ein Beitrag von Ivo Filatsch für "Modern Times" vom 28.6.2002.
->   Modern Times
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01.01.2010