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Bakterien nagen an Höhlenkunst: Abhilfe aus Wien  
  Bakterien könnten am Ausbleichen der berühmten Höhlenmalereien im nordspanischen Altamira schuld sein. Das ergab eine Analyse von Farbproben, die Mikrobiologen am Wiener AKH durchgeführt haben.  
Spanische Wissenschafter haben den 14.500 Jahre alten Tierdarstellungen winzige Farbproben entnommen. Bei der Analyse durch österreichische Wissenschafter fanden sich zahlreiche Mikroorganismen in den Proben, erklärte Claudia Schabereiter-Gurtner von der Abteilung Klinische Mikrobiologie am Wiener AKH gegenüber der APA.
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Altamira: Touristenansturm schädigt Malereien
Die 1879 entdeckte Höhle wurde in den sechziger und siebziger Jahren zu einer Touristenattraktion. Doch der Atem und die Körpertemperatur der 160.000 Besucher, die damals noch jedes Jahr durch die engen Gänge geschleust wurden, zerstörten das Mikroklima Altamiras und griffen die Malereien stark an.

Zwischen 1977 und 1982 wurde die Höhle deshalb ganz für Besucher geschlossen. Seit einigen Jahren sind nur noch 8.500 Besucher pro Jahr zugelassen. Im Vorjahr wurde in unmittelbarer Nähe zum Original eine Replik im Maßstab 1:1 geschaffen.
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Forscher identifizieren Übeltäter
Bild: EPA
Wandmalerei in Altamira (Ausschnitt)
Mit Hilfe molekularbiologischer Methoden hat Schabereiter-Gurtner die verschiedenen Mikroorganismen identifiziert. Sie extrahierte dazu die in den Proben enthaltene Erbsubstanz (DNA) der Organismen und konnte mit Datenbank Vergleichen die Art feststellen.

Ihre Arbeiten hat sie am Institut für Mikrobiologie und Genetik der Uni Wien begonnen, wo der Mikrobiologe Werner Lubitz bereits seit einigen Jahren verschiedenen Pilzen und Bakterien auf der Spur ist, die Fresken und andere Wandbilder zerstören.
->   Mehr dazu in science.ORF.at: Mikrobielle Kunstbanausen
30 verschiedene Mikroorganismen gefunden
"Wir haben bei den Proben aus Altamira rund 30 verschiedene Mikroorganismen gefunden, das ist nicht ungewöhnlich viel für bereits angegriffene Wandmalereien", erklärte Schabereiter-Gurtner.

Das Problem ist, dass der Großteil dieser Mikroorganismen für die Wissenschaftler weitgehend unbekannte Wesen sind und nichts über deren Lebensweise oder ihre Stoffwechselprodukte bekannt ist.
Gen-Analyse bringt Aufschluss
Doch die von den Forschern festgestellten, verwandtschaftlichen Verhältnisse der in Altamira identifizierten Bakterien zu bereits bekannten und kultivierten Bakterien lassen mögliche Rückschlüsse auf potenziell schädigende bakterielle Stoffwechselaktivitäten zu.

Außerdem bieten die Ergebnisse die Möglichkeit zur gezielten Kultivierung der Bakterien. Damit kann geklärt werden, welche der identifizierten Mikroorganismen zur unschädlichen Bakterienflora zählen bzw. welche tatsächlich zur Schädigung der prähistorischen Malerein führen.
Stoffwechselprodukte als Ursache?
Eine mögliche Erklärung für die zerstörende Wirkung der Mikroorganismen sind eisenzerstörende Stoffwechselprodukte. Denn die Erdfarben, mit denen die Steinzeitmenschen ihre Tierdarstellungen an die Höhlenwände malten, sind eisenhältig.
->   Allgemeines Krankenhaus (AKH) Wien
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Chinesische Terrakotta-Armee von Schimmelpilzen bedroht
 
 
 
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01.01.2010