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Fraunhofer-Forscher entgiften Kunstwerke  
  Eine "Entgiftungskur für Kunstwerke" hat die Fraunhofer Gesellschaft (FhG) entwickelt. Mit dem neuen Verfahren sollen Holzskulpturen von giftigen Pestiziden befreit werden, teilte die FhG am Montag mit.  
In vielen Museen und Kirchen stünden mit Holzschutzmitteln (Lindan, PCP, DDT) behandelte Kunstwerke, die die Raumluft belasten und die Oberfläche des Holzes mit einer weißen Kristallschicht überziehen, schreiben die Fraunhofer-Forscher.
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Hintergrund: Schutz vor Pilzbefall
In vielen Museen und Kirchen stehen giftige Kunstwerke: Sie sind mit Pestiziden behandelt worden. Von den 40er bis in die 80er Jahre war die Behandlung von Hölzern mit chlorierten Verbindungen wie PCP (Pentachlorphenol), DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) und Lindan (Gamma-Hexachlorcyclohexan) gang und gäbe.

Restauratoren waren zunächst von den neuen Mitteln gegen Insekten- und Pilzbefall begeistert. Die Langzeitfolgen der Anwendung dieser Pestizide wurden erst später erkannt: Lindan und PCP belasten die Raumluft, DDT bildet an der Oberfläche des Holzes eine weiße Kristallschicht.

Restauratoren entfernen in ihrer Werkstatt vorsichtig den Belag von der bemalten Holzfigur. Die Oberfläche können sie reinigen und die DDT-Ausblühungen ohne Beschädigung entfernen. Sehr schwierig ist es jedoch, tiefer in das Holz vorzudringen und Rückstände weiter innen herauszulösen. Je nachdem, wie stark die Skulpturen mit Holzschutzmitteln getränkt wurden, wird sich das DDT langsam, aber sicher weiter ausscheiden und in kurzer Zeit erneut Kristalle auf der Oberfläche bilden.
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"Überkritische Gase" lösen Substanzen
Bild: Fraunhofer Gesellschaft
Mit einem DDT-haltigen Holzschutzmittel behandelte Figur
"Wenn nicht immer mehr Kunstgegenstände aus Holz im Giftdepot verschwinden sollen, müssen umweltverträgliche Lösungen gefunden werden, um die einzigartigen Objekte für Kunstfreunde weiterhin zugänglich zu machen und langfristig zu erhalten", sagte Projektleiter Achim Unger.

Um die schädlichen Substanzen aus dem Holz zu entfernen, haben die Wissenschaftler den Angaben zufolge ein Verfahren mit so genannten überkritischen Gasen entwickelt. In einer Druckkammer werde Kohlendioxid komprimiert und löse die gefährlichen Substanzen aus dem Holz.
Schonende Behandlung
Der entscheidende Vorteil dieses Verfahrens sei, dass das Holz nicht aufquillt, denn die Oberflächenspannung des "überkritischen Kohlendioxids" sei gering. Mit dem derzeitigen Stand der Entwicklung könnten bis zu 75 Prozent des DDT und bis zu 90 Prozent des Lindans aus dem Holz entfern werden.

"Wir möchten die Kunstwerke zu über 90 Prozent von giftigen Holzschutzmitteln befreien", beschreibt Erich Jelen vom Oberhausener Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik das ehrgeizige Forschungsprojekt.
->   Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik
 
 
 
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01.01.2010