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Orchideen täuschen Wespenmännchen durch ihren Duft  
  Eine Australische Orchideenart ist offenbar so erfolgreich beim Anlocken von Wespen für die Bestäubung, dass sie damit die Fortpflanzung der Insekten ernstlich gefährdet. Wie eine neue Studie zeigt, bevorzugen männliche Wespen die Orchidee gegenüber den eigentlich für die Paarung bereiten Weibchen - Ursache ist ihr Duft, der die Wespen sprichwörtlich "an der Nase herumführt".  
Wie die Forscher im britischen Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society" schreiben, ahmen die Blüten der Orchidee Chiloglottis trapeziformis den Duft der weiblichen Wespen so gut nach, dass deren männliche Partner nicht mehr zwischen Pflanzen und Original unterscheiden können.
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"How an orchid harms its pollinator"
Der Artikel "How an orchid harms its pollinator" wurde online in den "Proceedings: Biological Sciences" veröffentlicht und wird in einer der kommenden Print-Ausgaben erscheinen.
->   Abstract des Artikels
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Betroffene Weibchen: Angewiesen auf den Partner
Bild: Florian Schiestl
Wespenmännchen auf einer Orchidee
Die Biologen Bob Wong von der Australian National University in Canberra und Florian Schiestl vom Geobotanschen Institut der ETH Zürich berichten ihn ihrem Artikel, dass die betroffenen Weibchen daher deutliche Schwierigkeiten haben, ihre Paarungspartner anzulocken.

Für die Wespenweibchen der Art Neozeleboria cryptoides kann dies allerdings gefährlich werden - denn sie haben keine Flügel und sind auf die Männchen angewiesen, die sie füttern und zur Eiablage an einen sicheren Ort bringen.
Hoher Energieverbrauch, möglicher Hungertod
Wenn also die Männchen anhand der Sexuallockstoffe (Pheromone) nicht zwischen Orchideen und weiblichen Wespen unterscheiden können, dann verbrauchen letztere wertvolle Energie dafür, ihre Pheromon-Produktion zu steigern.

Noch schlimmer: Manche könnten verhungern, während sie auf die Rückkehr des Männchens warten, meinen die Forscher.
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Pheromone
Als Pheromone bezeichnet man chemische Substanzen, die der Kommunikation zwischen Organismen einer Art dienen - sie werden in äußerst geringen Mengen produziert. Je nach Wirkung unterscheiden man verschiedene Arten - Sexualpheromone etwa beinflussen das Sexualverhalten von Tieren bzw. locken den Partner an. Am besten untersucht sind die Insektenpheromone. Es wird vermutet, dass Pheromone als "sehr alte Substanzen" funktionelle Vorläufer von Hormonen sind. Chemisch handelt es sich meist um Alkohole, Säuren oder Kohlenwasserstoffe.
->   Mehr Informationen zu Pheromonen
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Die Probe aufs Exempel
Die Wissenschaftler setzten zur Untersuchung des Paarungsverhaltens sowohl Wespenweibchen also auch Orchideen in blickdichte Gefäße, die eine Öffnung aufwiesen, durch welche die Duftstoffe nach außen dringen konnten.

Danach beobachteten sie das Verhalten der Wespenmännchen. Laut Studie zeigte sich deutlich, dass die Männchen - geleitet von den Pheromonen - nicht zwischen Pflanzen und Insekt unterscheiden können.
Lernfähige Wespenmännchen
Tatsächlich zeigten sich die Männchen aber lernfähig und begannen mit der Zeit, Stellen zu meiden, an denen sich besonders viele Orchideen befanden. Doch die Blütenpflanzen überleben die Insekten bei weitem - und locken somit jede Saison erneut "naive" und unerfahrene Wespenmännchen an.
Die Evolution als Hoffnung
Hoffnung gibt es dennoch für die Insekten. So haben Wespen, die sich täuschen lassen, wahrscheinlich weniger Nachkommen. Die Evolution könnte daher Männchen bevorzugen, die auf irgendeine Weise die Unterscheidung lernen, meinen die Forscher.
->   Mehr zu den Forschungen auf der Website von Florian Schiestl
->   Ein Artikel zum Thema "Chemical Mimicry"
->   Geobotanisches Institut der ETH Zürich
->   Australian National University, School of Botany and Zoology
 
 
 
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01.01.2010