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Theorien rund um die Hominidenevolution  
  Die Hoffnung, dass wir jemals die Evolution vom Affen bis zum Menschen nachzeichnen können, scheint in weite Ferne gerückt. Praktisch mit jedem neuen Fund vermehrt sich auch die Zahl der verschiedenen Theorien.  
Selbst lange gehegte Fixpunkte geraten nach neueren Entdeckungen wieder ins Wanken. Fest zu stehen scheint lediglich, dass wir erst seit rund 30.000 Jahren als Art alleine dastehen.

Bis dahin gab es ein ziemliches Durcheinander an Menschen, Vormenschen, Menschenähnlichen, aufrechten Affen und wie die Namen noch lauten mögen. Praktisch mit jedem Fund werden die Theorien komplizierter.
Zusammenleben mit den Neandertalern
Bis vor 30.000 Jahren, wenn nicht sogar noch länger, lebten wir in Europa etwa gemeinsam mit den so genannten Neandertalern, von der Figur her grobschlächtigen, aber - wie neuerdings behauptet wird - intellektuell durchaus leistungsfähigen Zeitgenossen.

Warum es sie heute nicht mehr gibt, darüber gehen die Meinungen schon wieder aus einander. Lange galt die Schulmeinung, dass sie vom - klügeren - Homo sapiens verdrängt wurden, bis dann auch für den Neandertaler erstaunlich kulturelle Leistungen nachgewiesen werden konnten.

Bis heute ist auch nicht wirklich geklärt, ob Neandertaler und Homo sapiens zwei völlig getrennte Arten waren, oder ob sie sich doch vermischten.
->   Mehr zu Neandertalern in science.ORF.at
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Wer war mit wem fortpflanzungsfähig?
Ein Hauptproblem sowohl für Fossilienforscher als auch für Genetiker ist die Beantwortung der entscheidenden Frage, wer mit wem fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen konnte, also - definitionsgemäß - eine Art bildete.

Dabei ist die Art noch die einzige Einheit, die eindeutig definiert ist, nämlich als Fortpflanzungsgemeinschaft. Bei der Festlegung, was etwa eine Gattung ist, - und Mensch/Homo ist eine solche - bleibt vieles dem Geschmack des einzelnen Wissenschafters überlassen. Kein Wunder also, dass keine Theorie über einen Stammbaum der Hominidenevolution einer anderen gleicht.
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Je älter, desto weniger Fossilien
Je weiter die Forscher in die Vergangenheit schauen, desto seltener wird das Fundmaterial. Von einigen Arten oder Unterarten - so genau lässt sich das kaum mehr nachvollziehen - existieren bis heute lediglich Zähne.

Etwa aus einem Backenzahn und dem Vergleich mit besserem Fundmaterial von - vermeintlichen - Verwandten werden dann ganze Gestalten rekonstruiert. Fast ganze Skelette - wie die berühmte Lucy - sind die ganz große Ausnahme.
Aufrechter Gang: Spärliche Funde aus dieser Zeit
Gerade aus der Zeit, in welcher unsere Vorfahren den aufrechten Gang entwickelten, sind bisher nur sehr spärlich Fossilien entdeckt worden. Und wenn, dann finden sich neben den Zähnen bestenfalls Kiefer-, Schädel-, Bein- oder Beckenfragmente, und etwa aus der - rekonstruierten - Lage des Hinterhauptlochs wird dann geschlossen, ob das Wesen aufrecht ging oder nicht.

Als Ursache für die Entstehung des aufrechten Ganges wurden, jedenfalls bis vor kurzem, Klimaänderungen in Ostafrika vermutet. So soll dies in der Steppe entscheidende Vorteile gebracht haben.
Neuester Fund: Sahelanthropus tchadensis
Doch nun könnte wieder alles anders sein, denn durch den vor wenigen Tagen veröffentlichten Fund von Sahelanthropus tchadensis im Tschad in Zentralafrika geriet die Theorie ins Wanken, dass die Wiege des Menschen in Ost/Südafrika stand.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
Spötter finden sich wieder bestätigt, die behaupteten, dass Ostafrika lediglich als Ursprung des Menschen angenommen wird, weil dort die besten Bedingungen für Erhalt und Fund von Fossilien gegeben sind. Die Entdecker mutmaßen jedenfalls, dass der Fund von Sahelanthropus im Tschad erst die Spitze eines Eisberges war.

(Heinz Jaksch/APA)
Mehr zum Thema Archäologie in science.ORF.at:
->   Atapuerca - Die ersten Europäer (Ein Bericht in drei Teilen)
->   Homo Erectus: Weltweiter Urahne des Menschen
->   Streit um Abstammung des Menschen beendet?
 
 
 
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01.01.2010