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Dekorierte Netze verwirren Feinde  
  Viele Spinnenarten verzieren ihr Netz mit kaum sichtbaren Fäden, so genannten Stabilimenta. Diese in Linien, Kreuzen, Kreisen oder Spiralen angeordneten Muster scheinen zwar vor Feinden zu schützen, allerdings auf Kosten des eigenen Beuteerfolges.  
Spinnen, die dekorierte Netze benutzen, jagen tagsüber. Dieser Umstand ließ Wissenschaftler bisher annehmen, dass die Verzierungen als visuelle Signale oder als Köder dienen.

Verstärkt wurde diese Annahme durch die Tatsache, dass die Tiere ihre Netze oft täglich mit einem neuen Muster versehen. Unklar war bisher allerdings, wem oder was die Spinnen signalisieren wollen.
Dem Geheimnis auf der Spur
Der amerikanische Ökologe Todd Blackledege von der University of California glaubt nun, das Rätsel gelöst zu haben. Er lies amerikanische schwarz-gelbe Gartenspinnen - Argiope aurantia - paarweise benachbarte Netze errichten und entfernte bei der Hälfte der Netze die Verzierungen.

Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentierte er anlässlich des 9th International Behavioral Ecology Congress in Montreal.
->   9th International Behavioral Ecology Congress
Weniger Beute, weniger Risiko
In den fantasievoll verzierten Netzen fing sich um 30 Prozent weniger Beute als in den anderen. Dafür leben die in diesen Netzen sitzenden Gartenspinnen länger. Denn sie wurden auch selbst seltener Opfer der Grabwespe - Sphecidae - und zwar um den gleichen Prozentsatz. Immerhin können Grabwespen bis zu 30 Spinnen täglich töten.
Abschätzen des Risikos
Die Spinnen versuchen laut Blackledge, das Risiko gefressen zu werden und den möglichen Futtermangel gegeneinander abzuwägen und - je nach Situation - die richtige Entscheidung zu treffen. So konnte der Ökologe beobachten, dass hungrige Spinnen ihre Netze seltener dekorieren.
Verzierung als Ablenkung ...
Wie die Verzierungen, die so genannten Stabilimenta, die Spinnen beschützen, ist Blackledge aber noch unklar. ''Ich vermute, die Verzierungen dienen als Ablenkung - damit die Spinne im Falle eines Angriffes die Möglichkeit hat, ihr Netz rechtzeitig zu verlassen, und sich in Sicherheit bringen kann'', so Blackledge.
... oder Lockmittel
Andere Wissenschaftler wiederum glauben, dass die Stabilimenta die Funktion eines Köders haben. Sie sollen potenzielle Opfer anlocken. So hat Matthew Bruce von der Macquarie University in Sydney herausgefunden, dass auch die Netzverzierungen der australischen Gartenspinne Fliegen anlocken, allerdings auch spinnenfressende Gottesanbeterinnen.

Australische wilde Spinnen bauen kleine, karg verzierte oder große, schmucklose Netze. Da mit beiden Netzarten die gleiche Futtermenge erlegt wird, scheint es nahe zuliegen, dass die Dekorationen auf irgend eine Art und Weise die Effizienz des Netzes beeinflussen, meint Bruce.
Geänderte äußere Einflüsse bewirken Musteränderung
In einem Punkt sind sich die Wissenschaftler aber einig: Wenn verschiedenen Spinnenarten mit unterschiedlichen Umgebungen, Opfern und Feinden konfrontiert werden, dann führt das zu unterschiedlichen Dekorationen der Netze.
->   Schwarz-gelbe Gartenspinne
->   Grabwespen
->   University of California
->   Macquarie University
 
 
 
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01.01.2010