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Zuwanderung: Aufgabe und Chance der Gesellschaft  
  Eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen ist die Zuwanderung. Hintergründe und Lösungen dafür liefert die angewandte Migrationsforschung, die dazu beiträgt, dieses Thema von Ängsten und Emotionen zu befreien.  
Philip Morris Forschungspreis
Dieser Forschungszweig wurde in Deutschland von Klaus Bade etabliert. Bade hat heuer den Philip Morris Forschungspreis für den Bereich "Mensch und Zukunftswandel" verliehen bekommen.

Sein Engagement, Forschungsergebnisse in die politische Praxis einzubringen, hat die Jury überzeugt: Bade ist sowohl Politikkritiker als auch Politikberater - und zwar in Bezug auf das Zuwanderungsgesetz in Deutschland.
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Uni Osnabrück
->   IMIS
Weitere Preisträger 2002
Der Forschungspreis der Philip Morris Stiftung ist heuer an Oliver Schmidt, Günter Fuhr, Peter Berthold und Klaus Bade verliehen worden. Die vier Projekte der Preisträger kommen aus den Bereichen Nanotechnologie, Biotechnologie, Vogelkunde und Migrationsforschung. Der Preis ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert.
Jahrhunderte altes Thema Zuwanderung
Zuwanderung ist ergiebiges Thema zu Wahlkampf-Zeiten. Zuwanderung ist aber auch entscheidend für die Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft und Kultur. In allen Jahrhunderten hat es Menschen gegeben, die ihre Heimat verlassen haben oder verlassen mussten.

Beispiele aus den vergangenen Jahrzehnten: Burgenländer ließen sich in den 50er und 60er Jahren in Chicago nieder, Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien kamen in den 90er Jahren nach Westeuropa.
Alltäglich und normal
Migration und Integration sind normal, sind alltäglich. Wer das so sieht, der kann die daraus entstehenden Herausforderungen und Chancen erkennen, sagt Klaus Bade. Er lehrt Neueste Geschichte an der Universität Osnabrück:

"Die Menschen haben gelernt, dass die Bevölkerung in Europa abnimmt, dass sie demographische vergreist und dass sie mit den Folgen dieser Prozesse auskommen müssen. Die Menschen haben gelernt, dass die Pensionssysteme in einigen Jahrzehnten nicht mehr so laufen werden und dass es am Arbeitsmarkt Probleme geben wird. Migration ist kein Allheilmittel von außen, hat aber eine Abpufferungsfunktion", so Bade.

Anstatt wie bisher Migration als Bedrohung zu empfinden, würden viele Leute nun darüber nachdenken, ob sie ihnen unter Umständen nützt.
Fremde Heimat
Die Menschen sollten lernen, das eigene Land mit fremden Augen zu sehen, konstatiert Bade:

"Es ist sehr wichtig z.B. für die Eingliederungsprozesse in Deutschland, daran zu erinnern, dass die Deutschen selbst zum Teil drei Generationen gebraucht haben, bis z.B. in den USA aus den 'Deutschen in Amerika' über 'Deutsch-Amerikaner' schließlich 'Amerikaner deutscher Herkunft' geworden sind. Wenn man das im Kopf hat, dann wundert man sich gar nicht so sehr, dass Türken in Deutschland auch etwas länger dafür brauchen."
Herausforderung statt Bedrohung
Migrationspolitk könne nicht von einzelnen Staaten gelöst werden, gefragt seien gesamteuropäische Lösungen, die Einwanderer mit klaren Anforderungen konfrontieren, so Bade. Im Gegenzug müssten sich die Menschen im Einwanderungsland an kulturelle Vielfalt gewöhnen. Migration als alltägliche Herausforderung, die es nicht zu fürchten gilt, sondern zu gestalten.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft.
Klaus Bade ist auch Herausgeber des "Migrationsreports" in Deutschland. Der Report ist eine Trendanalyse und erscheint alle zwei Jahre.
->   Migrationsreport
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
->   Philip Morris Forschungspreise 2001
 
 
 
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01.01.2010