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Erbgut schützt vor HIV - begünstigt aber Hepatitis  
  Vor der unheilbaren Immunschwächekrankheit Aids sind einige Menschen durch ihre Erbanlagen gefeit. Eine kleine Veränderung in ihrem Erbgut verhindert, dass das Aids-Virus in bestimmte Immunzellen eindringt und sie zerstört. Diese Resistenz erhöht jedoch nach Angaben von Bonner Forschern gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, an der Leberentzündung Hepatitis C zu erkranken, die ebenfalls tödlich enden kann.  
Dieses Ergebnis stelle mögliche Behandlungsstrategien gegen Aids in Frage, berichtete am Mittwoch die Universität Bonn. Denn Strategien, die sich die genetische Resistenz gegen Aids zum Vorbild nehmen, könnten gravierende Nebenwirkungen haben, erläuterte Ulrich Spengler von der Bonner Universitätklinik.
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Ihre Studie präsentierten die Forscher in der Zeitschrift "Gastroenterology", Bd. 122, Nr. 7, S. 1721 (2002).
->   "Gastroenterology"
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Mutierte Gene - höhere Zahl an Viren
7,8 Prozent der 153 untersuchten Hepatitis C-Infizierten besaßen zwei mutierte Gene, die vor Aids schützen. Normal wären ein Prozent gewesen. Zudem hatten die Träger der mutierten Gene eine bis zu vier Mal höhere Zahl an Hepatitis C-Viren im Blut als andere Patienten.
Defekte Sensoren als Ursache?
Eine mögliche Begründung: Wenn ein Hepatitis C-Virus eine Leberzelle befällt, gibt diese Chemokine ins Blut ab. Das sind Signalstoffe, die normalerweise das Immunsystem aktivieren. Spezielle T-Lymphozyten töten die geschädigte Zelle dann ab - und damit auch die Viren, die die Infektion ausgelöst haben.

Bei einigen Menschen funktioniert nach Auskunft der Bonner Forscher jedoch ein Chemokin-Sensor auf der Oberfläche der Immunzellen nicht, da in ihrem Erbgut die Bauanleitung für den Chemokin-Detektor auf Grund einer Mutation unvollständig ist.

An die defekten Sensoren docke kein Chemokin an. Das Immunsystem werde daher nicht auf diesem Weg aktiviert und könne Erreger wie das Hepatitis C-Virus nur schwer bekämpfen.
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Hepatitis C
Hepatitis C gilt nicht - im engeren Sinn - als tödliche Erkrankung. Bei etwa 30 Prozent der Infizierten kommt es zur Heilung, andere Patienten allerdings leiden über Jahre oder Jahrzehnte hinweg an einer mehr oder weniger starken Entzündung der Leber - langfristig entwickeln ca. 20 Prozent der Fälle eine Leberzirrhose. Eine Übertragung des Virus erfolgt in erster Linie über Blut und Blutprodukte.

In Österreich wurden nach der letzten Auswertung des statistischen Zentralamtes im Jahr 1999 568 Hepatitis C, 322 Hepatitis B und 340 Hepatitis A- Fälle gemeldet. Experten gehen aufgrund dieser Zahlen davon aus, dass ein bis zwei Prozent der Bevölkerung den Hepatitis C Virus in sich tragen, ohne es zu wissen. Denn gerade im Anfangsstadium verläuft diese Infektion oftmals ohne Symptome und bleibt daher lange Zeit unbemerkt.
->   Mehr Informationen zu Hepatitis in medicine-worldwide.de
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Gleiche Mutation verhindert HIV-Infektion
Dieselbe Mutation verhindere aber auch, dass sich der betroffene Mensch mit Aids infiziert. Denn Aids-Viren befallen unter anderem die T-Lymphozyten und setzen sie außer Gefecht. Dazu nutzen sie ebenfalls den Chemokin-Sensor.

Ist dieser verändert, kann das Virus die Abwehrzelle nicht befallen. Jede Zelle besitzt zwei Kopien des Sensor-Gens - eine von der Mutter, eine vom Vater. Bei Menschen, bei denen nur eine Kopie verändert ist, schreitet eine HIV-Infektion in der Regel langsamer voran.

Sind beide Genkopien mutiert, ist der Betroffene gegen die meisten HIV-Stämme resistent. Etwa ein Prozent aller Deutschen haben nach Auskunft der Wissenschaftler zwei defekte Sensorgene geerbt.
->   Medizinische Fakultät der Universität Bonn
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->   Hepatitis C - das unterschätzte Virus?
 
 
 
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01.01.2010