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Gewaltiger Flugsaurier aus Kreidezeit entdeckt  
  In Brasilien haben Forscher die Relikte eines imposanten Flugsauriers ausgegraben. Mit einer Spannweite von mehr als vier Metern glitt er vor 110 Millionen Jahren fast lautlos über Seen und Meere. Zum Beutefang tauchte Thalassodromeus sethi sein langes Haupt nur kurz ins Wasser und schnappte sich einen Fisch oder Krustentier. Die verknöcherte Krone auf seinem Kopf nutzte er zur Wärmeregulation.  
1,42 Meter langes Haupt
Allein das stromlinienförmige Haupt dieses gewaltigen Fliegers war 1,42 Meter lang, berichten die Paläontologen Alexander Kellner und Diogenes de Almeida Campos von der Staatlichen Universität in Rio de Janeiro in der aktuellen Ausgabe von "Science" (Bd. 297, S. 389).
Kopfkrone als Wärmeregulator
Ganz besonders auffallend aber war die verknöcherte Krone auf seinem Kopf. Sie war nach Rekonstruktion der Forscher dicht mit Blutgefäßen ausgefüllt und diente dem Saurier als Wärmeregulator.

Die Spannweite seiner Flügel betrug jeweils zwischen 4,20 bis 4,50 Meter.
Wenig Fossilfunde von Pterosauriern
Bild: Science
Reste des Schädelknochens
T. sethi zählt zu den Pterosauriern (Flugsauriern), den ersten Wirbeltieren, die sich dem Leben in der Luft anpassten. Obwohl Pterosauriern aus dem frühen Kreidezeitalter (Beginn vor 135 Millionen Jahren) stammen, dem Höhepunkt der Saurierherrschaft auf der Erde, sei von ihrem Verhalten bisher wenig bekannt, schreiben Kellner und de Almeida Campos in "Science".

Der Grund dafür seien ihre leichten Knochen, die ihnen zwar beim Fliegen zugute kamen, die darauf folgenden Millionen von Jahren in Erdablagerungen aber selten überstanden.
->   Überblick über Pterosaurier (University of Berkeley)
70 Millionen Jahre vor dem Archaeopterix
Die Schwingen der Pterosaurier bestanden aus Haut, die vom stark verlängerte vierten Finger aus gespannt wurde. Sie entwickelten sich etwa 70 Millionen Jahre vor dem Urvogel Archaeopterix.
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Name ist Programm
Der jetzt vorgestellte T. sethi stammt aus der Santana Formation im der Araripe Ebene Nordostbrasiliens. Sein Name setzt sich aus den griechischen Wörtern thalassa (Meer) und dromeus (Läufer) zusammen sowie sethi nach dem ägyptischen Dämonengott des Bösen, Seth. Womit sein Name für sein Programm steht: Der Saurier pflegte Fische zu fangen, indem er im Flug seinen breiten, vorn spitz zulaufenden Schnabel knapp über oder unter der Wasseroberfläche hielt.
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Größte Krone aller Wirbeltiere
Bild: Science
Rekonstruktion: Auf diese Art und Weise ...
T. sethi hat - mit einer Ausnahme - unter allen urzeitlichen und lebenden Wirbeltieren die größte Krone. Sie befähigte den gewaltigen Flugsaurier durch sein enges Netzwerk von Blutgefäßen, überschüssige Körperwärme an die Umwelt abzugeben und damit trotz tropischer Temperaturen angenehm kühl zu bleiben.

Der Fund bestätigt die schon ältere Vermutung, dass einige Saurier tatsächlich ihre Krone als Temperaturregler nutzten.
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->   Stammbaum von und Links zu Pterosauriern
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Verwandtschaft mit Scherenschnäblern
Bild: Science
... könnte der T.sethi seine Beute aus der Luft gefischt haben
Einige Eigenschaften seines mächtigen Haupts teilt der T. sethi mit der noch heute vorkommenden Vogelfamilie der Scherenschnäbel, darunter seinen flachen Kiefer und eben den fast scherenförmigen Schnabel.

Auch diese Vögel gleiten zur Nahrungssuche über Wasseroberflächen - allerdings mit Flügeln von weniger als ein Meter Spannweite, schreiben die Autoren.
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Der Original-Artikel von Kellner und Campos erschien unter dem Titel "The Function of the Cranial Crest and Jaws of a Unique Pterosaur from the Early Cretaceous of Brazil" in "Science".
->   Original-Artikel (kostenpflichtig)
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->   Brasilianische Akademie der Wissenschaften
->   Überblick über die Erdzeitalter
->   Mehr über Dinosaurier in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010