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Pilzerkrankungen nehmen immer mehr zu  
  Pilzinfektionen mit tödlichem Ausgang werden immer häufiger. Und zwar nicht weil die Pilze gefährlicher geworden sind, sondern da es immer mehr Menschen gibt, deren Immunsystem geschwächt ist.  
Ein Grund dafür wiederum sei der Fortschritt der Medizin, erklärte der Hygieniker Reinhard Würzner von der Universität Innsbruck im Gespräch mit der APA.
Von zwei auf fünf Prozent in 15 Jahren
Wie etwa Autopsien in Frankfurt ergeben hätten, seien innerhalb von 15 Jahren bei jedem 20. Patienten, der im Krankenhaus verstorben ist, schwere Pilzinfektionen des Gehirns oder der Lunge festgestellt worden. Dabei habe es sich vorwiegend um Menschen mit starker Schwächung des Immunsystems gehandelt. Dies bedeute eine Zunahme von zwei auf fünf Prozent.
"Preis für die Hochleistungsmedizin"
Die ansteigenden Erkrankungsfälle seien "der Preis, den wir für die Hochleistungsmedizin zahlen müssen", sagte Würzner. Anfällig für Pilzerkrankungen der inneren Organe sind etwa Personen, bei denen eine Transplantation durchgeführt wurde, die Anti-Krebs-Mittel oder Antibiotika einnehmen müssen.

Durch die Schwächung des Immunsystems wird den Erregern im menschlichen Körper keine Gegenwehr geboten, bei gesunden Menschen sind sie in der Regel ungefährlich.
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Drei Arten von Pilzen
Pilze, die sich am bzw. im menschlichen Körper vermehren können, werden aus medizinischer Sicht in drei Gruppen eingeteilt: Dermatophyten (z.B. Fußpilz), Hefe- und Schimmelpilze. Während die erste Gruppe, die Dermatophyten, auch bei einer Störung des Immunsystems nie gefährlich ist, können die beiden anderen für den immungeschwächten Menschen lebensbedrohlich sein. Gemeinsam machen diese beiden Pilzformen (mit all ihren Unterarten) in Mitteleuropa über 90 Prozent der für den Immungeschwächten gefährlichen Arten aus, erklärte Würzner.
->   Mehr über Pilzinfektionen
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Schimmelpilzsporen normalerweise harmlos
Das Einatmen von Schimmelpilzsporen ("Aspergillus") ist laut Würzner für gesunde Personen "meist harmlos"- abgesehen von möglichen Allergien. Bis zu zehn Pilzsporen befinden sich in der Lunge eines jeden Menschen. Diese werden normalerweise vom Immunsystem erkannt und schließlich "eliminiert".

Anders bei Patienten mit einer geschwächten Immunabwehr (etwa nach einer Knochenmark-Transplantation), wo sich die Sporen auf die ganze Lunge und in der Folge auf den ganzen Körper - insbesonders auf das Gehirn - ausbreiten können. "Einfangen" kann man sich den Erreger beinahe überall - er befindet sich im Bauschutt genauso wie in der Blumenerde.
Zwei Formen des Hefepilzes
Beim Hefepilz können zwei Hauptformen unterschieden werden: "Candida" und der "Cryptococcus"-Erreger. Erstere Art könne bei HIV-Infizierten "extrem gefährlich" sein, besonders dann, wenn im Aids-Stadium zusätzliche Immunstörungen hinzukommen. Beim gesunden Menschen kann er sehr lästig sein (etwa in Form eines Scheidenpilzes) - Lebensbedrohung stellt er hier aber keine dar.

Crpytococcus-Sporen, die durch Taubenkot übertragen werden, können bei immunschwachen Personen sowohl das Gehirn als auch die Lunge befallen.
->   Reinhard Würzner, Institut für Hygiene und Sozialmedizin, Universität Innsbruck
Mehr über Pilze in science.ORF.at:
->   Neue Pilzart verursacht Infektion im Genitalbtreich
->   Neue Medikamente gegen tödliche Pilzinfekte
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01.01.2010