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Impfung gegen Magengeschwüre kommt bald  
  Forscher glauben, bald einen Impfstoff gegen Gastritis entwickeln zu können. Die Spritze zur Vorbeugung von Infektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori könnte mindestens der Hälfte der Weltbevölkerung nützen.  
Das Bakterium Helicobacter pylori gilt als Ursache für nahezu alle Magengeschwüre. In den meisten Fällen, ganz besonders bei Menschen in den Entwicklungsländern, setzt sich der Erreger schon in der frühen Kindheit in den Schleimhäuten fest.

Dort verursacht er oft lebenslange Magenbeschwerden wie Entzündungen und Geschwüre und wird auch mit dem oft tödlichen Magenkrebs in Verbindung gebracht.
Veränderter Erreger als Impfstoff
Wissenschaftler entwickelten jetzt eine veränderte Form des Erregers, der es nicht mehr möglich ist sich an gesunde, nicht infizierte Magenschleimhautzellen anzubinden. Damit sei der erste Schritt auf dem Weg für einen Impfstoff gegen Helicobacter pylori vollzogen.
Abwehrmechansimus fördert Wachstum des Bakteriums
Forscher aus Schweden, Estland, Frankreich und den USA sind dem Erreger auf die Schliche gekommen.

Laut ihren Forschungen nutzt Helicobacter pylori ausgerechnet einen Abwehrmechanismus in den Magenschleimhautzellen als "Nährboden". Dadurch gedeiht der Erreger umso besser, je mehr der Körper des Patienten ihn abzuschütteln versucht.

Im US-Journal "Science" beschreibt das Team um Thomas Borén von der schwedischen Universität Umea die Angriffsstrategie des Bakteriums.
Der Artikel in Science (Bd. 297, S. 573 / kostenpflichtig)
->   Science
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Helicobacter pylori
Helicobacter pylori ist die häufigste Ursache einer chronischen Magenentzündung («Gastritis»), die aber meistens keine Beschwerden verursacht. Bei einer Minderheit führt diese Entzündung zu einer Geschwürskrankheit des Magens oder des Zwölffingerdarms.

Falls gleichzeitig andere Faktoren wie ungesunde Ernährung, Rauchen oder eine familiäre Vorgeschichte von Magenkrebs bestehen, erhöht Helicobacter pylori das Krebsrisiko im Magen. Ganz selten kann die chronische Magenschleimhautentzündung in eine Wucherung des lymphatischen Gewebes übergehen.
->   Mögliche Folgen des Bakterienbefalls
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Statt Immunzellen kommt der Eindringling
Dem Bericht der Forscher zufolge produzieren die Magenschleimhaut- Zellen als Reaktion auf die Helicobacter-Invasion ein Zuckermolekül auf ihrer Oberfläche, mit denen sie die Immunzellen zu Hilfe rufen.

Doch statt der körpereigenen Abwehr klinken sich die Eindringlinge an die Zuckermoleküle an und dringen mit deren Hilfe sogar weiter in die Magenschleimhaut ein, wo es noch mehr Nährstoffe für Helicobacter pylori gibt.
Ohne Klebstoff keine Bindung
Das Team um Borén entdeckte, dass die Erreger ein Protein herstellen, das wie ein Klebstoff wirkt und die Verbindung zu dem Zuckermolekül sialyl-di-Lewis x (sLex) erlaubt.

Genau über dieses Klebstoff-Protein glauben die Forscher, dem Bakterium das Handwerk legen zu können. Sie entwickelten einen Bakterienstamm von, dem dieses "Lewis B antigen binding adhesin" (BabA) getaufte Protein fehlt.

Diese veränderte Form des Erregers ist außer Stande, sich an gesunde, nicht infizierte Magenschleimhautzellen anzuklinken. Damit sei der Weg für einen Impfstoff gegen Helicobacter pylori
vorgezeichnet, schreiben die Forscher in "Science".
->   Umea University
->   Gastritis- Symptome und Behandlung
 
 
 
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01.01.2010