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Diagnosetest für Alzheimer  
  Mit Hilfe einer neuen Technik kann die Alzheimer Krankheit schon in einem frühen Stadium diagnostiziert werden. Die Methode macht die verhängnisvollen Eiweiß-Ablagerungen, die für die Krankheit verantwortlich sind, im Gehirn sichtbar. Bisher konnten diese Plaques erst nach dem Tod festgestellt werden.  
Mit der Positronen Emissionstomographie, kurz PET genannt, konnten bisher nur allgemeine Störungen in der Gehirn-Durchblutung und im Zuckerstoffwechsel feststellen.

Verabreicht man jedoch einem Patienten das Molekül FDDNP, eine radioaktive Substanz, dann bindet sich dieses an die Alzheimer-Plaques im Gehirn und lässt sie mit dem PET-Verfahren sichtbar werden.
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Autopsie als Bestätigung
Wie die Autopsie an einem verstorbenen Patienten, der zuvor mit dieser Methode untersucht wurde, bestätigte, zeigt der Marker die krankhaften Ablagerungen im Gehirn der Patienten exakt an. Denn die Autopsieergebnisse stimmten mit den Untersuchungsergebnissen genau überein.
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Studium des Verlaufs der Alzheimererkrankung
"Die nächste Stufe der Forschung wird sein, FDDNP in klinischen Versuchen mit neuen Therapien einzusetzen, um die Alzheimer-Demenz langfristig zu studieren,¿ meint Eric Agdeppa von der University of California in Los Angeles. ¿Wir wollen den Verlauf der Krankheit vom Frühstadium bis zur fortgeschrittenen Demenz beobachten."
Die Entwicklung neuer Medikamente
"Ein anderes Ziel ist, den Marker zur Entwicklung neuer Medikamente zu verwenden. Wir können damit aufklären, wie Arzneien im Gehirn wirken und die krankhaften Plaques und Neurofibrillen beeinflussen¿, meint Agdeppa.
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Alzheimer immer weiter verbreitet
Vergessen Sie auch manchmal, was Sie eigentlich einkaufen wollten? Oder verirren Sie sich leicht? Vielleicht glauben Sie dann, dass sie die gefürchtete Alzheimer-Krankheit bekommen. Das Gute vorweg: Nicht jedes Vergessen ist gleich Alzheimer. Doch es sind immerhin mindestens hunderttausend Menschen in Österreich, die von dem schleichenden Verfall des Gehirns betroffen sind. Und diese Zahl soll sich in den kommenden fünfzig Jahren verdoppeln. In den USA sind drei bis vier Millionen Menschen betroffen, weltweit leiden mindestens 17 Millionen Menschen an dem schleichenden Zerfall des Gehirns.
->   Mehr Informationen über die Krankheit
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Neue Therapie sollen Alzheimer stoppen
Medikamente, die heute auf dem Markt sind, können bestenfalls die Symptome der Alzheimer-Krankheit lindern, den Verlauf des Leidens allerdings noch nicht beeinflussen.

An der Universitätsklinik in San Diego suchen Forscher nach neuen, wirkungsvollen Therapien, die wenn schon nicht heilen, die Krankheit zumindest stoppen können.
Durchbruch in einigen Jahren?
Die Wissenschafter hoffen auf den entscheidenden Durchbruch in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Prof. Leon Thal University of California, San Diego: ¿Meiner Meinung nach gibt es drei Möglichkeiten, die alle langfristig funktionieren werden. Zunächst werden Therapien die Symptome der Krankheit lindern. Als zweites wird man Medikamente finden, die den geistigen Verfall der Alzheimer-Patienten verlangsamen, dazu laufen derzeit viele klinische Studien. Und schlussendlich werden Medikamente entwickelt, die das Fortschreiten der Krankheit verhindern oder ihren Ausbruch verzögern.¿
Gentherapie gegen Alzheimer
In San Diego wird auch zum ersten Mal eine Gentherapie gegen Alzheimer getestet. Ein Nervenwachstumsfaktor soll die Gehirnzellen schützen, neue Nervenverbindungen anregen und Symptome wie Gedächtnisverlust lindern.
Das Problem mit der Blut-Hirn-Schranke
Diese Wachstumsfaktoren sind allerdings große Eiweißmoleküle, die die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und daher nicht in das Gehirn eindringen können.

Daher bauten die Forscher in Hautzellen von Alzheimer-Patienten das Gen für den Nervenwachstumsfaktor ein und transplantierten das genetisch veränderte Gewebe in ihr Gehirn, wo es dann die gewünschte Substanz monatelang freisetzt. Den bisher fünf Versuchspersonen geht es gut, die Therapie ist verträglich. Ob sie auch wirkt, muss sich noch zeigen.
->   Mehr Information über die Gentherapie von Alzheimer
Nasenspray schützt Gehirn
Israelische und amerikanische Forscher haben eine Substanz gegen Alzheimer entdeckt, die über die Nase eingeatmet werden könnte: Es ist ein kleines, sehr stabiles Eiweißmolekül, das verhindert, dass die Nervenzellen im Gehirn absterben.

Tierexperimente zeigen, dass dieses Medikament sehr gut verträglich ist und auch in hohen Dosen keine Nebenwirkungen hat.
Alternative zur komplizierten Gentherapie
Ein Nasenspray könnte den Patienten die komplizierte Gentherapie ersparen, meint Avi Spier, Direktor von Allon Therapeutics, San Diego: ¿Wie Tiermodelle zeigen, kann dieses Medikament das Fortschreiten der Krankheit aufhalten. Es verhindert den Untergang weitere Nervenzellen. Wir sind optimistisch, dass es auch eine Erholung des Gehirns bewirken kann. Denn in Studien wurde gezeigt, dass die Substanz wie ein Wachstumsfaktor wirkt, Nervenzellen wachsen lässt un neue Nervenverbindungen anregt.¿

Die Forscher in San Diego wollen jetzt an Patienten testen, ob es möglich ist, in Zukunft mit einem einfachen Nasenspray das Gehirn zu schützen und Alzheimer zu bekämpfen.

Sylvia Unterdorfer, Modern Times
->   Alzheimer's Disease Research Center, University of California, San Diego
->   Alzheimer's Disease Education and Referral (ADEAR) Center's
->   Weitere Geschichten über Alzheimer in science.ORF.at
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Mehr zum Thema in Modern Times, 26. Juli 2002, 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
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01.01.2010