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Gentech-Pflanzen überleben schlecht in der Natur  
  Die derzeit bedeutenden gentechnisch veränderten Kulturpflanzen verbreiten sich in der Natur nicht besser als andere Sorten. Das ist das Ergebnis einer zehnjährigen Studie, die britische Forscher in der Fachzeitschrift "Nature" vom Donnerstag vorstellen.  
Michael Crawley und seine Kollegen vom Imperial College in Silwood Park (Großbritannien) pflanzten 1990 die gängigen Sorten gentechnisch veränderter Kulturpflanzen auf zwölf Versuchsflächen in Südengland an. Untersucht wurden Raps, Mais, und Zuckerrüben, denen Toleranz gegen Unkrautvernichtungsmittel eingepflanzt worden waren. Sowie zwei Kartoffelarten, die gegen Insektengift resistent waren.
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Die Meinung ist allgemein weit verbreitet, dass gentechnisch veränderte Kulturpflanzen sich im Freilandversuch mit wilden Pflanzen kreuzen und somit zur Verbreitung weiteren Unkrauts beitragen.
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Gentech-Pflanzen nach vier Jahren verschwunden
Bereits nach vier Jahren waren die Raps-, Mais und Rübenpflanzen der Konkurrenz der Wildkräuter unterlegen und verschwunden, lediglich eine Kartoffelanpflanzung überdauerte zehn Jahre.

In allen Fällen, so die Forscher, überlebten die Gentech-Varianten nicht besser als die normalen Sorten. Unter den überlebenden Kartoffeln fanden sich keine gentechnisch veränderten Exemplare.
Keine ''Super-Unkräuter''
Dies zeige, dass zumindest bei den betrachteten Sorten die Sorgen unbegründet seien, es könnten sich "Super-Unkräuter" entwickeln, schreiben die Forscher. "Die eingeführten Veränderungen betrafen allerdings Merkmale, von denen nicht zu erwarten war, dass sie den Pflanzen einen Vorteil im Freiland bringen könnten", gibt Crawley zu Bedenken.

Als die Studie angesetzt wurde, wurden Pflanzen nur in bestimmten Merkmalen gentechnisch verändert: Sie sollten gegenüber Pestiziden bzw. Insektiziden widerstandsfähiger sein. Neuere gentechnische Veränderungen wie die erhöhte Widerstandsfähigkeit bei Dürre seien mit dieser Langzeitstudie nicht untersucht worden.

 


Kulturpflanzen überleben nicht in der freien Natur
"Unsere Forschungsergebnisse bedeuten nicht, dass andere gentechnische Veränderungen nicht zu einer verstärkten Unkrautbildung oder Invasivität führen könnten. Was sie aussagen ist Folgendes: Es ist eher unwahrscheinlich, dass Kulturpflanzen - unabhängig davon, ob sie gentechnisch verändert wurden oder nicht - in der freien Natur ohne Pflege überleben", so die Autoren der Studie.

Mit der Entwicklung neuer Pflanzen, etwa mit verbesserter Dürre-Resistenz oder erhöhter Abwehrkraft gegen natürliche Feinde, müsse deren Verhalten in der Umwelt erneut sorgfältig geprüft werden.
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Beim Europäischen Patentamt (EPA) in München hat am Mittwoch die Verhandlung über Einwände gegen ein Patent auf Pflanzensorten begonnen, die gegen ein bestimmtes Unkrautvernichtungsmittel resistent gemacht wurden. Mehrere Umweltverbände und Bürger hatten Widerspruch gegen das Patent angemeldet. Es war 1993 vom Europäischen Patentamt an die Firma AgrEvo erteilt worden, einer Tochter des europäischen Chemie-Giganten Aventis (Straßburg).
->   AgrEvo
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Weitere Freilandversuche in Großbritannien?
Adrian Bebb von der britischen Umweltschutzorganisation "Friends of the Earth" begrüßte einerseits die Forschungsergebnisse. "Wir wissen jetzt mehr über die Überlebensfähigkeit von Ackerpflanzen im Freiland. Allerdings bedeuten die Forschungsergebnisse keineswegs, dass sich keine gentechnisch veränderten 'Super-Unkräuter' in der Umwelt niederlassen."

Das Risiko werde sich jedenfalls wesentlich erhöhen, wenn die britische Regierung ihre Pläne durchkriege, weitere Freilandversuche auf 90 Versuchsflächen in England durchzuführen.
Greenpeace warnt vor verfrühter Entwarnung
Auch Greenpeace warnte vor verfrühter Entwarnung: "Es ist gut, dass diese Forschungen durchgeführt werden, aber es wäre sicherlich unklug und übereilt, aus diesen Ergebnissen zu schließen, dass es kein Problem gibt", sagte ein Sprecher der Organisation gegenüber der BBC.

"Was uns beschäftigt ist nicht allein die Frage, was mit den Pflanzen passiert, wenn sie auf einem Acker sich selbst überlassen werden. Vielmehr sollte man sich anschauen, wie diese Pflanzen in der Landwirtschaft genutzt werden sollen."

Studien in Kanada hätten gezeigt, dass bestimmte Merkmale des gentechnisch veränderten Rapses sich auf Unkräuter übertragen hätten, die neben der Kulturpflanze wuchsen, fügte er hinzu.

 


->   Nature
->   Friends of the Earth
->   Greenpeace
 
 
 
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01.01.2010