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Jugendliche als "Opfer der Digitalisierung"  
  Jugendliche aus ärmeren Familien, Migrantenkinder oder Schüler mit Lernschwächen sind die neuen "Opfer der Digitalisierung". Sie haben Probleme, sich das Medium Internet anzueignen.  
Diese Jugendlichen können einen Computer bedienen. Das lernen sie zumeist in der Schule. Sie können das Internet allerdings inhaltlich nicht nutzen, sagt Herbert Kubicek von der Universität Bremen, der die digitalen Chancen der Jugend erforscht. Es entsteht ein digitaler Spalt, der das bestehende Bildungsgefälle noch verstärkt.
Computerspiele kontra Suchmaschinen
"Natürlich können diese Jugendlichen zum Beispiel Computerspiele ganz virtuos spielen", so Kubicek. "Aber das versetzt sie überhaupt nicht in die Lage, im Internet mit einer Suchmaschine Informationen zu einem bestimmten Thema zu finden und dann deren Qualität auch einzuschätzen." Das sei jedoch heute beinahe in jedem Job gefragt.
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Das Internet spaltet die Gesellschaft
Das Internet droht die Gesellschaft zu spalten. Die Kluft verläuft zwischen jenen, die Zugang zu den Informationen im Netz haben, und den Ausgeschlossenen. "Web oder weg" ist die Devise. In Österreich sind 53 Prozent der Bevölkerung am Netz, Ältere und Frauen sind nach wie vor unterrepräsentiert. Aber auch global betrachtet driften Nutzer und Nichtnutzer auseinander.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Hemmschwelle bei Kursen
Internetkurse haben sich als wenig zielführend erwiesen, meint Kubicek, denn die benachteiligten Jugendlichen haben Hemmungen, sich anzumelden.

"Diejenigen, die die Schule abbrechen oder kurz davor sind, die wirklich extreme Probleme haben mit Deutsch, Konzentration und Disziplin, die erreicht man über diese offiziellen Projekte nicht", resumiert der Bremer Wissenschafter.

"Deshalb haben wir jetzt in Bremen einen Modellversuch, wo wir versuchen, gar nicht über das Internet, sondern über andere Themen den Zugang zu verschaffen. In einem Freizeitzentrum wird der nächste Discoabend dadurch bestritten, dass man die Musik aus dem Internet herunterlädt."
->   Projekt "Power Up"
Internet kreativ
Ein ähnliches Projekt startet der Verein Enterpise Z in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum Wien mit "Global City Kids". Dort sollen Künstler den Kindern das Internet und seine kreativen Möglichkeiten näher bringen.

Mit solchen Projekten - die die Medienkompetenz als Ganzes begreifen - sollen die benachteiligten Gruppen ans Netz gebracht werden. Denn in Österreich nutzt immerhin ein Drittel der Pflichtschüler das Internet nicht.
Trend: Jugendliche driften ab
"Es wird sicher schwieriger werden und das ist schon als Trend abzusehen", sagt Georg Aichholzer vom Institut für Technikfolgenabschätzung, "die jetzt noch völlig jenseits der Nutzung stehenden Gruppen an eine Vertrautheit mit dem Medium heranzuführen." Computer nur hinzustellen, bringt allerdings wenig.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   www.digitale-chancen.de: Mit Daten und Analysen zur "Digitalen Spaltung"
 
 
 
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01.01.2010