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FPÖ-Vorstoß: Eignungstest für Lehramtsstudenten?  
  Einen pädagogischen Eignungstest für angehende Lehrer fordert der Freiheitliche Bildungssprecher Rüdiger Schender: Lehramtsstudenten sollten schon zu Beginn ihres Studiums danach beurteilt werden, ob sie für diesen Beruf geeignet sind. Unterschiedlich reagieren darauf Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) und die Opposition.  
Wer in einer AHS unterrichten will, soll zuerst beweisen, dass er pädagogisch dazu in der Lage ist, ehe er sein Fachstudium beginnen kann, meint FPÖ-Bildungssprecher Rüdiger Schender.
Vorbild Finnland?
Vorbild dafür könne Finnland sein, wo es eine effektive Aufnahmeprüfung gibt. Eine Einstiegsphase könnten bei uns die Pädagogischen Akademien übernehmen, meint Schender:

"In einer Studieneingangsphase sollte praxisorientiertes Arbeiten gelehrt werden. Mit Pädagogik sollten Grundelemente geschaffen werden."
Zu wenig Praxis im AHS-Bereich
Gerade im AHS-Bereich komme diese praktische Ausbildung derzeit zu kurz, so Schender, und stehe erst am Ende des Studiums.

Man solle jedoch jenen, die nicht zum Lehrberuf geeignet sind, ermöglichen, dies gleich zu Beginn ihrer Ausbildung zu erkennen - und das Studium gleich zu wechseln.

"Dann hat das als positiven Effekt eine Bekämpfung der Lehrerschwemme und eine Bekämpfung des Überangebots an Lehrern", erklärt Rüdiger Schender.
Gehrer sieht keine dramatische Lehrerschwemme
Bildungsministerin Elisabeth Gehrer sieht indessen die Lehrerschwemme gar nicht so dramatisch - von über 8.000 stellensuchenden Pädagogen könne so keine Rede sein.

"Laut AMS sind tatsächlich 400 bis 600 Lehrerinnen und Lehrer arbeitslos gemeldet. Die anderen stehen auf Listen, die zwischen den Bundesländern nicht bereinigt sind." Außerdem seien viele dieser fertigen Lehrer bereits in anderen Branchen untergekommen.
Einstiegsphase: Pädagogische Akademien nicht geeignet
Für eine Studieneingangsphase der AHS-Lehrer die Pädagogischen Akademien zu bemühen, die ab 2007 selbst Hochschulen sind, hält die Bildungsministerin nicht für geeignet.

"Ich glaube, dass man Pädagogik nicht in einem Jahr so erfahrbar machen kann, denn wenn man nur Pädagogik studiert, dann ist es ja wieder theoretisches Wissen. Die praktische Erfahrung in den ersten beiden Semestern an der Universität ist das wichtigste", so Gehrer.
SPÖ gegen "Probejahr" am Studienbeginn
In diese Richtung argumentiert auch der Sozialdemokratische Bildungssprecher Dieter Antoni: Man könne nicht quasi das Probejahr an den Beginn des Studiums verlegen, da die Jungstudenten vieles eben noch nicht wissen könnten.

Dass das Lehramtsstudium nicht so bleiben könne, wie bisher, steht aber auch für ihn fest. Seine Parteikollegin, SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Adrea Kuntzl hält eine Verbesserung der Qualität der Lehramtsausbildung für wichtiger als neue Zugangsbestimmungen. Damit würde sich auch die Durchlässigkeit in verwandte Berufsfelder erhöhen.
Grüne: Vergleich mit Finnland falsch
Der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz meint, dass Rüdiger Schenders Vergleich mit Finnland hinke, da dort der Hochschulzugang nicht frei sei:

"In Finnland gibt es zwar eine Aufnahmeprüfung, aber dort ist der politische Wille ein anderer, nämlich möglichst viele Personen an die Universitäten zu bringen. 70 Prozent der Oberstufenschüler sollen dort einen Platz bekommen. In Österreich sind das wesentlich weniger."

Wichtiger wäre es, so Brosz, angesichts der Lehrerpensionierungswelle der nächsten fünf bis zehn Jahre, das Bildungssystem nicht zurückzustutzen - neuer Bedarf könnte entstehen.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaftsredaktion
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
 
 
 
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01.01.2010