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Der Erreger der Lyme-Borreliose ist enttarnt  
  Die Bakterien verstecken sich vor den Angriffen des Immunsystems, indem sie Kontrolleiweiße des Menschen an ihre Oberfläche binden und so verhindern, dass der Körper sie als feindliche Eindringlinge erkennt.  
Der Erfolg Jenaer und Frankfurter Forscher könnte zu einem Durchbruch bei der Bekämpfung verschiedener Infektionskrankheiten beitragen. Denn auch andere Mikroorganismen wenden die jetzt aufgedeckten Strategien der so genannten Borrelien an.
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Lyme - Borreliose
Lyme Borreliose wurde erstmals 1976 in dem amerikanischen Ort Lyme diagnostiziert und wurde nach dieser Stadt benannt. Die vor allem in Nordamerika und Europa verbreitete Krankheit wird von Blut saugenden Zecken übertragen. Nach deren Biss kommt es zunächst zu einer lokalen Hautreaktion, die meist von selbst verschwindet. Die Infektion kann aber auch chronische Erkrankungen zur Folge haben, die vor allem die Gelenke, das Zentrale Nervensystem und die Haut befallen.
->   Mehr Information über Lyme-Borreliose
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Große Unterschiede in der Überlebensfähigkeit
1982 gelang es dem amerikanischen Forscher Willy Burgdorfer, die Verursacher dieser Erkrankung, die Borrelien, zu isolieren. Bei den folgenden Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich einzelne Arten dieser dünnen, spiralförmig gewundenen Bakterien stark in ihrer Fähigkeit unterscheiden, im menschlichen Körper zu überleben, ohne eine Immunreaktion auszulösen.
Eiweiß schützt vor der Entdeckung
Dem Jenaer Infektionsbiologen Peter Zipfel gelang es nun diese Unterschiede in der Überlebensfähigkeit aufzuklären: Borrelien, die dem Angriff des Immunsystems entgehen, sind in der Lage, bestimmte Eiweiße auf ihrer Oberfläche zu binden.

Diese Eiweiße, so genannte Komplementregulatoren, setzt der menschliche Körper normalerweise ein, um seine eigenen Zellen vor einer Zerstörung durch das Immunsystem zu schützen. Mit ihrer Hilfe unterscheidet der Körper praktisch zwischen Gut und Böse.
Auch andere Erreger benutzten diesen Tarnmechanismus
Die trickreichen Borrelien machen sich der Studie zufolge genau dies zu Nutze: Sie bilden Strukturen auf ihrer Oberfläche aus, die an diese Eiweiße binden. So "getarnt" können die Bakterien im Blutstrom überleben, weil der Körper sie nicht als Eindringlinge erkennt und das Immunsystem sie daher nicht angreift.

Nach Erkenntnissen der Wissenschafter tricksen auch die Erreger von Scharlach und Lungenentzündungen sowie der Hautpilz Candida albicans das menschliche Immunsystem auf diese Weise aus.
Erster Schritt für neue Therapieansätze
"Wenn wir durchschauen, wie die Erreger sich unserer eigenen Schutzsysteme bedienen, können wir genau an dieser Stelle mit einer Therapie ansetzen, ohne den menschlichen Körper zu schädigen", sagt Zipfel.

Gelänge es zum Beispiel, die Mikroben nach dem Eindringen in den Körper daran zu hindern, ihr Schutzschild aufzubauen, könnten die oft gravierenden Folgen der Infektion schon im frühen Stadium vermeiden.
->   Hans-Knöll-Institut für Naturstoff-Forschung, Abteilung Infektionsbiologie
->   Mehr Information über molekulare Immunbiologie
 
 
 
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01.01.2010