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Lärmkiller Lärm  
  Um der stetig wachsenden Belästigung durch Lärm zu begegnen, schlagen deutsche Wissenschaftler überraschende Gegenstrategien vor: Sie wollen Krach mit Krach bekämpfen.  
Das beste Mittel gegen Lärm ist noch mehr Lärm - in entgegengesetzter Richtung. Wie die deutsche Netzeitung berichtet, entwickelt das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) zur Zeit ein Verfahren, das den Lärm von Flugzeugen durch Gegenschall auf ein Minimum reduzieren soll.
Wellen heben einander auf
Auf der DLR-Jahrespressekonferenz in Berlin verglich DLR-Sprecher Peter Zarth die Methode mit der Meeresbrandung: "Eine große Welle schwappt ans Ufer, rollt wieder zurück und hebt die darauffolgende Welle zum Teil auf."

Seit Mitte 1999 experimentieren die Wissenschaftler des DLR-Instituts in Köln mit Triebwerken, die in Hallen montiert wurden. Mikrophone nehmen deren Geräusche auf und leiten sie in einen Verstärker, der sie via Lautsprecher zeitversetzt wiedergibt.
Fluglärm-Reduktion um ein Drittel
Mit einem Tonband demonstrierten die Forscher in Berlin, wie das Gegenschall-Verfahren den Lärm eines startenden Flugzeuges auf etwa ein Drittel reduziert.

Da es allerdings auch beim schnellsten Rechner eine Verzögerung zwischen Schall und Gegenschall gibt, sei es nicht möglich, Schallwellen durch Gegenschwingungen zu hundert Prozent auszugleichen, so DLR-Sprecher Zarth.
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Im Prinzip seit 1933 bekannt
Das nun propagierte Prinzip ¿ Schall durch Antischall zu mindern - wurde erstmals von Paul Lueg erwähnt. Der deutsche Wissenschaftler hatte diese Idee bereits 1933 und meldete sie auch zum Patent an. Die technische Umsetzung gelang aber erst Jahrzehnte später.
->   Mehr zum Prinzip 'Schall gegen Schall'
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Derzeit noch Zukunftsmusik
Bis leisere Flugzeuge über den Himmel ziehen, wird es aber noch eine Weile dauern. Zum einen da die Wissenschaftler erst einen Teil des Motorenlärms ausgleichen konnten. "Und die Tonpalette eines Triebwerks reicht vom tiefen Brummen des Anlaufens bis zum hohen, sirrenden Klang bei Vollschub", sagte Zarth.

Außerdem vergehen bei der Betriebsdauer von Flugzeugen etwa 20 Jahre, bis eine technische Neuerung flächendeckend umgesetzt sei. Somit kann kein genaues Datum angegeben werden, wann der erste Prototyp des Forschungsunternehmens steht.
Prinzip auch für Häuserbau anwendbar
Das Gegenschall-Verfahren könnte in Hinkunft auch beim Häuserbau zur Anwendung kommen. An der Technischen Universität Berlin arbeitet André Jakob vom Institut für Technische Akustik an Fensterscheiben, die auf diese Weise den Verkehrslärm dämpfen sollen.
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Lärmreduktion durch Doppelfenster
Die Forscher an der TU Berlin haben in ihr Labor einen Fensterprüfstand - zwei Plexiglasscheiben - gebaut und jeweils in den Fensterecken ein Mikrofon und einen Lautsprecher installiert. Diese Konstruktion wird von außen mit Lärm beschallt, den die zwischen den Plexiglasscheiben angebrachten Mikrofone messen. Um die Schwingungen zwischen den Scheiben zu neutralisieren, muss mit möglichst geringer Zeitverzögerung ein Gegenschall über die Lautsprecher "eingespielt" werden. Das Kernproblem ist der Regler, der diesen "Antischall" steuert.
->   Institut für Technische Akustik, TU Berlin
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Unter Laborbedingungen hätten Fenster dieser Bauart den Geräuschpegel bereits halbiert. Was bislang fehlt, ist ein Unternehmen, das Fenster auf dieser Grundlage produziert.
Einsatzmöglichkeiten bei Autos
Auch die Autoindustrie ist im Begriff, den Effekt für lärmgeschützte Fahrzeuge zu nutzen. Mikrophon- und Lautsprecheranlagen in den PKWs dämpfen Geräusche im Wageninneren. "Das funktioniert aber nur in einem sehr kleinen Bereich um den Kopf der Wageninsassen", so André Jakob von der TU Berlin.

Auch hier lassen sich die Schallwellen wegen der Zeitverzögerung zwischen Schall und Gegenschall nicht ganz aufheben.
->   Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR)
->   Netzeitung.de
->   Deutsche Bundesvereinigung gegen Fluglärm
->   Bürgerlärm gegen Fluglärm
 
 
 
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01.01.2010