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Apocalypse No!  
  Der Wald stirbt, die Temperatur steigt, Korallenriffe sterben, Tier- und Pflanzenarten verschwinden, die Bevölkerung explodiert. Das ist eine Litanei, für die es keine Belege gibt. Das meint zumindest der Statistiker Björn Lomborg in seinem Buch "Apocalypse No" im Zuklampen Verlag. Lomborg hat sich die Studien, die diesen Aussagen zugrunde liegen, genau angesehen und er kommt zum Schluss: Die Lage ist besser als uns täglich vorgegaukelt wird.  
Immer weniger Menschen hungern. Die globale Waldfläche hat in den vergangenen 40 Jahren zugenommen. Der saure Regen hat zwar den Seen geschadet, die Wälder aber kaum beeinträchtigt. Unsere Energievorräte gehen nicht zur Neige.

Die hohe Zahl, die wir über das Artensterben zu hören bekommen, stimmt nicht. Björn Lomborg ist den Aussagen der Star-Biologen, der Umweltschützer und Politiker nachgegangen. Unter anderem auch denen von Norman Myers, den alle - sogar Al Gore - zitieren. Myers stellt die Behauptung auf, dass wir jedes Jahr 40.000 Arten verlieren.
Annahmen als Grundlage
Das einzige vorgebrachte Argument ist eine Annahme. Der Autor stellt eine - wie er selbst sagt - nicht unwahrscheinliche Prognose auf, dass im letzten Viertel des Jahrhunderts eine Million Arten ausgerottet wurden. Und schließt darauf auf die Zukunft. Andere Autoren agieren ähnlich.
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"Zahlen sorgen für Nachdruck"
Lomborg: "Auch wenn man ständig mit solchen Äußerungen konfrontiert wird, stimmen sie mit den vorliegenden Tatsachen nicht überein.

Die Zahlen bezüglich der Ausrottung von 25-100 Prozent aller auf Erden lebenden Arten sorgt für entsprechenden Nachdruck, damit der Artenschutz auf der politischen Tagesordnung ganz oben rangiert.

Ein Druck, den die realistische Zahl von 0,7 Prozent innerhalb der nächsten 50 Jahre nicht in demselben Maße ausüben könnte."
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"Arten waren noch nie so zahlreich"
Nie waren die Arten so zahlreich wie heute, meint Lomborg, wie viele Arten überhaupt auf der Erde leben, wissen wir noch nicht. Bis jetzt wurden 1,6 Millionen Arten gezählt.
Waldfläche nimmt zu
Eine ebenso oft zitierte Aussage, stammt vom renommierten World Watch Institute:

Die weltweite Waldfläche und die Qualität der Wälder hätte sich verringert. Die Daten der Vereinten Nationen zeigen allerdings, dass die globale Waldfläche zugenommen hat, genau gesagt einen Anstieg von 0.85 Prozent in den vergangenen 44 Jahren.

Der Statistiker deckt zahlreiche Studien auf, die tausendfach zitiert werden, ohne jemals überprüft worden zu sein, so auch den Global Environmental Outlook Report.
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Falsche Zahlen
Lomborg: " Verschmutztes Wasser beeinträchtigt nach vorliegenden Schätzungen weltweit die Gesundheit von etwa 1200 Millionen Menschen und trägt dazu bei, dass jährlich etwa 15 Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben. Sämtliche Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren werden aber von der Weltgesundheitsorganisation auf etwa 10 Millionen geschätzt."
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Zuversicht wird untergraben
Lomborg will mit seinem Buch "Apocalypse No" keineswegs die Umweltschutzbemühungen abwerten. Die gravierendste Konsequenz der Litanei der Öko-Elite sei aber, dass sie die Zuversicht untergräbt, mit den noch bestehenden Problemen fertig zu werden.

Dass es mit wahrheitsgemäßen Zahlen noch genug Umweltprobleme gibt, bestreitet auch der Autor nicht. Nun treten auch schon die ersten Kritiker Lomborgs auf. Sie werfen ihm genau das vor, wogegen er ankämpft: schlampige Recherche und den selektiven Gebrauch von Zahlen
Kritik: Verzerrung der Realität
Lomborgs Behauptungen seien eine fatale Verzerrung der Realität, meint etwa Stephen Schneider von der Stanford University zum Kapitel über das Klima in einem Beitrag, den er für das Magazin "Spektrum der Wissenschaft" (August 2002) geschrieben hat.

Lomborg lehnt das Kyoto-Protokoll zur Reduktion der Treibhausgase ab, weil es immense Kosten verursache und nichts nütze. Lomborgs Zahlen widersprechen aber den meisten aktuellen Klimastudien, meint Schneider, der am IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change)-Bericht mitgearbeitet hat.
"Wünsche ersetzen keine Analyse"
"Lomborg zufolge werden neue, verbesserte Solarkraftwerke und andere erneuerbare Energien in den kommenden Jahrzehnten die fossilen Brennstoffe vom Markt verdrängen," so Schneider,

"und zwar in solchem Maße, dass die IPCC-Prognosen für den CO2-Anstieg völlig überhöht sind. Wie sehr wünsche ich mir, Lomborg behielte in diesem Punkt Recht! Doch Wünsche ersetzen keine Analyse."
->   Spektrum der Wissenschaft
Link zum Buch
->   Apocalypse No!
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Anti-Lomborg
Zu den umstrittenen Lomborg-Thesen hat sich mittlerweile eine Internetplattform formiert, die Originalartikel Lomborgs mit Gegenstimmen und Kritiken konfrontiert.
->   Zur Website
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Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
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01.01.2010