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Natürliches Hormon reduziert Appetit um ein Drittel  
  Die Gabe des natürlichen Hormons "PYY3-36" zügelt den Appetit bei Menschen, die lange nichts gegessen haben. Nach der Hormoninfusion bedienten sich Freiwillige in einer Studie selbst an einem reichhaltigen Büfett nur mit Zurückhaltung: Sie nahmen ein Drittel weniger Kalorien zu sich als unbehandelte Probanden.  
Dieses Ergebnis präsentieren Wissenschaftler des Imperial College in London, der Oregon Health and Sciences University, USA, sowie des Garvan Institute of Medical Research, Australien, in der aktuellen Ausgabe von "Nature".
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The gut hormone PYY3-36 inhibits food intake
Die Publikation "The gut hormone PYY3-36 physiologically inhibits food intake" von Stephen Bloom und Mitarbeitern erscheint heute in der Printausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" (Band 418, Vol. 6898, auf den Seiten 650-654.)
->   Nature
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Substanz wirkt im Hypothalamus
Vorangegangene Tierversuche des Teams deuten darauf hin, dass das Hormon in eine bestimmte Gehirnregion, den Hypothalamus, wandert. Dort schalte es Nervenfasern aus, die die Nahrungsaufnahme regulieren. Die Forscher hoffen, dass sich zukünftig Übergewicht mit entsprechenden Medikamenten behandeln lässt.
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PYY3-36
PYY3-36 wird normalerweise nach dem Essen von Zellen ausgeschüttet, die den Darm auskleiden. Das Kürzel "P" steht hierbei für "Peptid", es handelt sich also um einen Eiweißstoff mit geringem Molekülgewicht.

Bereits im Jahr 1983 konnte man am Imperial College zeigen, dass Peptide der YY-Familie im Gehirn vorhanden sind, ein Jahr später konnte zudem nachgewiesen werden, dass diese auch im Magen-Darm-Trakt vorkommen. Die nun publizierte Studie beweist, dass Peptide der YY-Familie sowohl als Hormone, wie auch als Neurotransmitter wirken.
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Infusion nach 12 Stunden Hungern
Das Team um Stephan Bloom vom Imperial College in London verabreichte das Eiweiß PYY3-36 per Infusion sechs von zwölf Studienteilnehmern, die zwölf Stunden zuvor nichts gegessen und nur Wasser getrunken hatten.

Die Menge des Hormons entsprach der natürlichen Konzentration, die nach einer Mahlzeit ausgeschüttet wird. Die anderen sechs Probanden erhielten eine salzhaltige Infusion.
Kalorienaufnahme um ein Drittel reduziert
In einem Test zwei Stunden später stürzten sich die unbehandelten Esser nach Angaben der Forscher mit deutlich größerem Appetit auf ein Büfett als die mit Hormongabe.

Auch in den folgenden zehn Stunden sei bei den behandelten Probanden im Vergleich zur Kontrollgruppe das Hungergefühl deutlich schwächer und die Kalorienaufnahme weiterhin um ein Drittel reduziert gewesen.
Anwendungen: medikamentös und natürlich
Der Leiter der Forschungsgruppe, Stephen Bloom, kommentiert die Ergebnisse sehr optimistisch: "Nachdem über eine Milliarde Menschen weltweit übergewichtig sind, ist es klar, dass diese Ergebnisse ein wichtiges Problem in Angriff nehmen."

Naheliegender Weise plant man nun Medikamente zu entwickeln, die die betreffende Wirksubstanz enthalten. Allerdings zeichnet sich auch ein natürlicher Weg zur Gewichtsreduktion ab:

"Es wäre möglich, solche Lebensmittel zu identifizieren, die besonders hohe körpereigene Ausschüttungen von PYY3-36 bewirken. Damit könnte der Appetit auf natürliche Weise gezügelt werden", so Bloom.
->   Imperial College London
->   Oregon Health and Sciences University
->   Garvan Institute of Medical Research
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01.01.2010