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Wasserflöhe unter Arzneimittel-Einfluss  
  Wasserflöhe unter dem Einfluss von Antidepressiva, Krebsmedikamenten, Cholesterinsenkern: Die Umwelt wird längst nicht nur durch die klassischen Schadstoffe aus Industrie und Verkehr belastet.  
Eine zunehmende Rolle spielen offenbar auch Medikamente, die über die Abwässer in Flüsse und Seen gelangen. Eindeutige Effekte dieser Belastungen hat Colleen Flaherty von der Universität des US-Bundesstaates Wisconsin (Madison) entdeckt.
Medikamente auch als Ausscheidungsprodukte aktiv
"Bis zu 80 Prozent der Arzneimittel, die von Menschen eingenommen oder bei Tieren angewendet werden, finden sich auch in den Ausscheidungen in ihrer biologisch aktiven Form", erklärte die Wissenschaftlerin anlässlich der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Ökologie (ESA) am Donnerstag.
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"Ecological effects of pharmaceuticals on Daphnia"
Die Studie "Ecological effects of pharmaceuticals on Daphnia" von Colleen Flaherty und Mitarbeitern wurde am Mittwoch im Rahmen der Jahrestagung der ESA präsentiert.
->   Zum Abstract der Studie
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Biomonitoring mit Daphnien
Die Expertin untersuchte den Einfluss einiger Arzneimittel auf Daphnien (Wasserflöhe): "Wasserflöhe spielen eine Schlüsselrolle in den Quellen von Frischwasser. Sie sind in der Mitte der Nahrungskette angesiedelt, fressen Algen und dienen wiederum den Fischen als Nahrung. Wenn ihnen irgendetwas passiert, kann das sowohl die Algen als auch die Fischpopulation beeinflussen."
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Testsubstanzen: Cholesterinsenker und Antidepressivum
Colleen Flaherty und ihre Co-Autoren testeten den Einfluss eines Fibrat-Medikaments (Cholesterinsenker) und des Antidepressivums Fluoxetin sowie von fünf verschiedenen Antibiotika. Schließlich wurde auch der Effekt einer Kombination des Fibrats mit dem Antidepressivum bestimmt.
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Einzelwirkung: Wachstumshemmung
In den Kurzzeit-Studien stellte sich bei den weiblichen Wasserflöhen heraus, dass sowohl die Antibiotika als auch die der Cholesterinsenker bei einer umweltrelevanten Konzentration (zehn auf eine Milliarde Teile) das Wachstum gehemmt war und die Nachkommenschaft mehr männliche Tiere aufwies.

In den Langzeitstudien zeigte sich der Einfluss der Einzelsubstanzen weniger stark. Es kam offenbar zu einer Art Toleranz.
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Der Daphnien-Test
Der Daphnientest ist ein Biotest, der mit der Wasserflohart Daphnia magna, durchgeführt wird. Er eignet sich sowohl für das Testen von Wasserproben (Giftigkeit des Trinkwassers oder Abwassers) wie von Substanzproben (Gefährlichkeit einer bestimmten Chemikalie).

Bei diesem Test wird z. B. die Überlebensrate von sechs bis 24 Stunden alten Daphnien in verschiedenen Schadstoffkonzentrationen während einer bestimmten Zeit bestimmt. Bei Bestimmung der akuten Toxizität wird 24 bis 48 Stunden (Kurzzeittest), beim Test auf chronische Toxizität mehrere Tage (Langzeittest) gemessen.
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Kombinationswirkung: letal
Richtiggehend "giftig" war hingegen die Kombination des Fibrats mit dem Antidepressivum bei kurzfristiger Einwirkung auf die Daphnien: Die Nachkommenschaft war vermehrt weiblich, es gab mehr Missbildungen bei den Krebstierchen und eine Todesrate von bis zu 90 Prozent.

Die Wissenschaftlerin: "Ich habe nie erwartet, dass zwei solche Arzneimittelwirkstoffe, die isoliert kaum eine Wirkung hatten, in Kombination so letal sein könnten."
->   The Ecological Society of America
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01.01.2010