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Froschmännchen tragen Brut durch den Regenwald  
  Brutpflege ist nicht länger Frauensache - auch nicht im Tierreich. In Papua-Neuguinea wurden zwei Froscharten entdeckt, bei denen die Männchen nicht nur die alleinige Brutfürsorge übernehmen, sondern ihren Nachwuchs auch am Rücken durch den Regenwald tragen.  
Bei terrestrischen Wirbeltieren kommt eine Brutpflege allein durch die Männchen äußerst selten vor. Schon häufiger trifft man auf eine zwischen beiden Geschlechtern aufgeteilte Fürsorge um den Nachwuchs. In der Familie der Microhylidae hingegen herrscht, wie ein Forscher von der University of Miami in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature" zeigen konnte, die männliche Brutpflege vor.
->   Der Originalartikel von David Bickford in Nature, 418, 601-602 (2002) (kostenpflichtig)
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Microhylide Frösche
Die Familie der Microhylidae ist die artenreichste Froschfamilie und kommt vom Süden der Vereinigten Staaten bis nach Argentinien, in Äquatorial- und Südafrika, Ostindien, Sri Lanka und in Südostasien bis Australien vor. Es gibt baum- und bodenbewohnende Arten. Sie sind meist kleinwüchsig (einige haben eine Körperlänge unter 15 Millimeter), manche erreichen Längen bis zu 90 Millimeter. Die ältesten Fossilien dieser Familie sind 24 Millionen Jahre alt.
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Kein Kaulquappenstadium
Bild: Nature
Nachdem die Eier vom Weibchen, das nach getaner Schuldigkeit das Gelege verläßt, gelegt worden sind, werden sie vom Männchen vor etwaigen Feinden beschützt. Mehrere der 100 Microhyliden-Arten Neuguineas und Australiens überspringen das Kaulquappenstadium und entwickeln direkt aus den Eiern kleine adulte Frösche.

Bei zwei der auf Papua-Neuguinea untersuchten Arten (Liophryne schlaginhaufeni und Sphenophryne cornuta) konnte nun der Transport der Jungfrösche nach dem Ausbrüten beobachtet werden.
Männchen trägt Brut am Rücken
Die ausgeschlüpfte Brut - immerhin bis zu 28 Junge - wird am Rücken des Männchens zwischen drei und neun Nächte lang durch den Regenwald getragen. Bei dieser Wanderung werden bis zu 55 Meter zurückgelegt. Tagsüber ruhen die Frösche in der feuchten Laubschicht am Boden.
Die nächtliche Wanderung hat Vorteile
Es ist erstaunlich, daß nicht der gesamte Nachwuchs an ein und derselben Stelle abgesetzt wird, sondern die kleinen Frösche einzeln vom Rücken des Vatertieres abspringen und somit über "Raum und Zeit" verteilt werden.

Diese Vorgang birgt erhebliche Vorteile in sich: Auf diese Weise entgehen die Jungtiere leichter Feinden, einer zu großen Nahrungskonkurrenz und der Inzucht.
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Alternative Froschentwicklungen
Beim chilenischen Darwin-Nasenfrosch wandern die geschlüpften Kaulquappen in die Schallblase im Mund des Männchens, wo sie ihre Metamorphose zu adulten Jungfröschen durchmachen.

Beim australischen Darlington-Beutelfrosch weisen die Männchen auf beiden Seiten des Körpers Bruttaschen auf, mit denen sie die geschlüpften Kaulquappen aufnehmen und sie bis zum Erwachsenenstadium beherbergen.

Bei der Wabenkröte, bei der sich solche Hauttaschen auf dem Rücken des Weibchens befinden, läuft die Entwicklung ähnlich ab.
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->   "Frogweb" - mehr über Microhylidae
 
 
 
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01.01.2010