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EU-Rüge: Nitrat in Österreichs Grundwasser  
  Österreichs Grundwasser ist teils stark mit Nitrat belastet. Vor kurzem hat die EU-Kommission nun ein Umweltverfahren gegen Österreich eingeleitet - weil zu wenig gegen die Trinkwasserverschmutzung durch Nitrat unternommen wird, so die Begründung.  
Die Arbeiterkammer (AK) kritisiert in diesem Zusammenhang außerdem, dass "statistische Tricks" weniger Gebiete als bisher als gefährdet ausweisen würden.
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Jährlicher Bericht zu Überschreitung der Grenzwerte
Für Nitrat im Grundwasser gilt in Österreich ein Schwellenwert von 45 Milligramm pro Liter. Das Umweltbundesamt erstellt jährlich einen Bericht darüber, wo diese Grenzwerte überschritten werden.
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Eine Frage der Statistik?
Die Statistik macht aus 20 gefährdeten Grundwassergebieten in Österreich 12, kritisiert die Arbeiterkammer:

Durch eine neue Berechnungsmethode seien aus 20 gefährdeten Gebieten sechs "Beobachtungsgebiete" (z.B. das Leibnitzer Feld) und sechs "voraussichtliche Maßnahmengebiete" (z.B. das Marchfeld) geworden, sagt Christoph Streissler von der Arbeiterkammer Wien.

Das Alte Gurktal und das Horner Becken seien aufgrund der Berechnung überhaupt nicht mehr ausgewiesen, obwohl hier die Belastungen steigen, so der AK-Umweltexperte.
Berechnung alt/neu
Laut AK gilt nach der neuen Rechtslage seit April 2002 eine Messstelle als "gefährdet", wenn der Mittelwert der Messwerte über dem Grundwasserschwellenwert von 45 Milligramm pro Liter liegt. Bisher galt laut AK eine Messstelle als "gefährdet", wenn 25 Prozent der Einzelmessungen den Wert überschritten haben.
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Für Kleinkinder gefährlich
Nitrat kommt vor allem durch Stickstoffdünger aus der Landwirtschaft, Mist und Jauche ins Wasser, aber auch durch undichte Sickergruben oder ein Leck in der Kanalisation.

In Magen und Darm kann Nitrat zu Nitrit umgewandelt werden. Nitrit blockiert den Sauerstofftransport im Blut und ist für Kleinkinder gefährlich, sagt Christoph Streissler von der Arbeiterkammer Wien. Zusammen mit Eiweiß können obendrein krebserregende Nitrosamine entstehen.
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Die Nitratbelastung in Österreich
Die Schwerpunkte der Nitratbelastung liegen in den niederschlagsarmen, intensiv ackerbaulich genutzten Regionen, heißt es im Bericht über die Wassergüte aus dem Jahr 2000. Der Bericht wird vom Umweltbundesamt und dem Umweltministerium erstellt.

Der Bericht im Jahr 2000 hat ergeben: Der Schwellenwert wurde bei 16 Prozent der Messstellen überschritten, ein Jahr zuvor waren es 18 Prozent. Vor allem in Wien, dem Burgenland und Niederösterreich werden regelmäßig erhöhte Nitrat-Belastungen gemessen.
Mehr Kontrollen gefordert
Die Arbeiterkammer fordert mehr Kontrollen, strengere Gesetze und mehr Information für die Öffentlichkeit.
EU-Umweltverfahren gegen Österreich
Die EU hat nun vor kurzem in diesem Zusammenhang ein Umweltverfahren gegen Österreich eingeleitet. Österreich muss bis Mitte September darauf antworten, sonst droht eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.

Das ist nicht das erste Mal: Bereits 1998 hat die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eröffnet, weil zu wenig gegen hohe Nitratbelastung unternommen wurde.
EU-Richtlinie fordert Kontrolle
Die Nitrat-Richtlinie der EU verpflichtet Österreich, hohe Nitratwerte im Trinkwasser zu vermeiden - und zwar durch Kontrollen von Dünger in der Landwirtschaft und Kontrollen bei der Entsorgung von Mist und Jauche.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Arbeiterkammer Wien
->   Umweltbundesamt
 
 
 
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01.01.2010