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Wenig Einsparungen durch Generika-Medikamente  
  Aufgrund des Defizits der sozialen Krankenkassen von rund fünf Milliarden Schilling werden derzeit alle Möglichkeiten, Geld zu sparen, ins Kalkül gezogen. Eine ist der verstärkte Einsatz von Generika.  
Eine Milliarde Einsparung
Die Plattform zur Einsparung von Medikamentenausgaben hat errechnet, dass pro Jahr eine Milliarde Schilling eingespart werden könnte.
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Generika sind Medikamente, deren Patente abgelaufen sind und deren Nachahme-Präparate billiger verkauft werden können.
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Einsparungspotenzial überzogen
Nun mehren sich die Stimmen, die dieses Einsparungspotenzial für weit überzogen halten. Denn die Plattform zur Einsparung von Medikamentenausgaben ist davon ausgegangen, dass Generika um 30 Prozent billiger als Original-Präparate sind.

Aber so ist es nicht, sagen Industrie, Krankenkassen und Apotheken. "25 Prozent Preisunterschied ist schon hoch bemessen", sagte der Finanzreferent der österreichischen Apothekerkammer Martin Traxler gegenüber dem ORF Radio. Bei den meisten Präparaten seien es unter zehn Prozent. Die Preisunterschiede würden zwischen drei und 25 Prozent schwanken.
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Preisdrücker Sozialversicherung
Die Pharmaindustrie bezeichnet den Preisunterschied als marginal. Der Grund: sobald ein Generika auf den Markt kommt, würde die Sozialversicherung den Preis des Originalpräparats nach unten drücken. Im Hauptverband streitet man das nicht ab.

Das Ziel sei ein Preisunterschied zwischen Generika und Originalpräparaten von zehn Prozent. Da ein Generika bei Markteinführung um 30 Prozent billiger sein muss, erreicht man das Ziel, indem man die Originalpräparate um 20 Prozent verbilligt. Auch das bringe Einsparungen.
->   Social-Net (Hauptverband der Sozialversicherung)
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Hohe Entwicklungskosten der Industrie
Diese typisch österreichische Variante sei aber kontraproduktiv, meint die Sprecherin der Pharmaindustrie Ruth Mayerhofer. Denn die Erzeuger müssten in der Patentzeit die Entwicklungskosten hereinspielen.

Die Entwicklung eines Medikaments kostet rund 14 Milliarden Schilling. Der Anreiz, zu forschen und bessere Medikamente zu entwickeln würde dadurch geschmälert.

Man sei schon bereit, Generika noch billiger zu verkaufen. Allerdings müssten die Sozialversicherungen im Gegenzug bereit sein, innovative Präparate schneller auf den Markt zu bringen. Vergleiche mit dem Ausland, wie sie die Plattform zur Einsparung von Medikamenten-Ausgaben bei den Berechnungen gemacht hat, seien ausserdem unzulässig.
Vergleiche mit Hochpreisländern unzulässig
Eine große Steigerung des Verkaufs von Nachahme-Präparaten wie in Deutschland oder Dänemark sei in Österreich nicht umsetzbar, meint auch Martin Traxler von der Apothekerkammer. In Deutschland, wo Medikamente teuer sind, beträgt der Anteil der verkauften Generika 40 Prozent, in Dänemark 60 Prozent. Österreich liege im Vergleich zu Niedrig-Preisländern ohnehin im oberen Feld. In Spanien, Portugal und Frankreich etwa liegt der Anteil zwischen null und drei Prozent.
Einsparungen im Vorjahr
Bei Medikamenten könne man nicht mehr viel einsparen, so Traxler. Allein im letzten Quartal des Vorjahres haben die Apotheken beim Medikamentenverkauf 66 Millionen Schilling eingespart. Die Pharmaindustrie hat im Vorjahr fast zwei Milliarden Schilling zur Einsparung beigetragen.
->   Apothekerkammer
->   Pharmig (Verband pharmazeutischer Unternehmen)
 
 
 
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01.01.2010