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Hochwasser im statistischen Vergleich  
  Immer wieder werden die katastrophalen Wassermassen, die im Augenblick über Europa hereinbrechen, mit anderen Hochwasser-Ereignissen verglichen. Ein Experte ist um eine historische Einordnung bemüht - und setzt die momentane Situation in Bezug zu vorhandenen Statistiken .  
Der Leiter des hydrographischen Zentralbüros im Landwirtschaftsministerium, Franz Nobilis, hat dabei drei Schwerpunkte - das Kamptal, Steyr und die Donau - verglichen.
Kamptal und Steyr
Zunächst das Kamptal: "Vergangene Woche gab es dort ein wesentlich über 500-jährliches Ereignis. Aus der Geschichte des Pegels gibt es dazu keinen Vergleich", so Nobilis.

"Eine Hochwasserspitze gab es am Montag auch in Steyr. Die 3.100 Kubikmeter pro Sekunde gelten als 100 bis 200-jährliches Ereignis - das heißt, dass es in diesem langen Zeitraum durchschnittlich einmal erreicht wird."

Zum Vergleich: 1991 waren es 2.300 Kubikmeter, also objektiv deutlich weniger, deshalb auch jetzt die Einschätzung als Jahrhunderthochwasser.
Donau: Vor 500 Jahren noch viel stärker
Und schließlich die Donau: "Wenn dieses Hochwasser jenes von 1954 übersteigt, so war es vor 500 Jahren trotzdem noch viel ärger: 1899 waren es 10.500, 1991 9.900 und 1954 9.600 Kubikmeter", so der Experte.

Das derzeitige Hochwasser komme auf jeden Fall nicht an jenes historische von 1501 heran - dieses lag noch um zwei Meter höher als das aktuelle. "Ein schwacher Trost - aber doch ein Trost", relativert Nobilis.
Was können Modelle leisten?
Nobilis: "Der hydrographische Dienst kann präventiv Hochwasserprognosemodelle entwickeln und entsprechende Warnsysteme mit Hilfe der Landeswarnzentralen in Betrieb setzen."

"In Salzburg konnte das Modell etwa präzise 2.300 Kubikmeter für die Salzach vorhersagen und diese sind dann letztlich auch eingetroffen - damit hat es sich um ein über 100-jährliches Hochwasser gehandelt und entsprach dem Hochwasser von 1899, allerdings gibt es noch weitere vergleichbar hohe Zahlen", so Nobilis weiter.
Möglichst kleine Zeitschritte
"Die Prognosemodelle arbeiten in möglichst kleinen Zeitschritten, um genau nachrechnen und sie rasch an die weiteren Warnzentralen weiterleiten zu können."

"Im speziellen gab es hier eine direkte Verbindung von der Hochwasserwarnzentrale des hydrographischen Dienstes in Salzburg zur Landeswarnzentrale - von hier aus gingen dann die Alarmpläne nach außen", meint Nobilis.
Hochwasser-Trend?
Allerdings gebe es nicht für alle Flüsse Vorhersagemodelle, schränkt Nobilis ein:

"Beim hydrographischen Dienst in Niederösterreich etwa war in Stiefern am Kamp der Hochwasserscheitel letzte Woche wesentlich über einem 500-jährlichen Ereignis. Nur 1829 gab es einen Wert, der um ein Drittel geringer war. So gesehen ist das eine Katastrophe, die in keiner Erinnerung vorhanden ist."

Was die Frage nach einem generellen Hochwasser-Trend betrifft, befürwortet Nobilis eine differenzierte Sicht. Für die Zukunft könne man für Österreich nicht generell ähnlich dramatische Werte absehen. Es sei derzeit kein großflächig signifikanter Trend zu erkennen. Aber es gebe sehr wohl regionale Tendenzen - und zwar sowohl weniger als auch mehr Wasser.
Jahrhundert hat erst begonnen
Kann man also von einem Jahrhundertereignis reden?
"Nachdem unser Jahrhundert erst zwei Jahre alt ist, kann man nicht - wie derzeit so oft bemüht - glaubhaft von einem Jahrhunderthochwasser sprechen. Aber es ist durchaus anzunehmen, dass im Zuge unseres Arbeitslebens ähnliche Fälle auftreten werden."
->   Hydrographisches Zentralbüro
->   Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
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01.01.2010