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Temperaturmessung gegen tödliche Infarkte  
  Ein Katheter, der die Temperatur in den Herzgefäßen misst, soll künftig tödliche Infarkte verhindern. Nach einem erfolgreichen Test in Neuseeland wird die neue Methode jetzt am Universitätsklinikum Essen eingesetzt.  
Die Wissenschafter, die die Methode europaweit erstmals testen, hoffen, dass sich der Katheter als sicher und zuverlässig erweist - und bald für alle Kardiologen zugelassen werden kann.
Ablagerungen unterbinden Blutversorgung
In Deutschland beispielsweise erleiden jährlich rund 280.000 Menschen einen Herzinfarkt, 180.000 sterben im gleichen Zeitraum an den Folgen.

Auslöser sind Ablagerungen, die in den Gefäßen aufbrechen, diese verengen, ein Gerinnsel bilden und die Blutversorgung unterbinden. Diese Verengungen lassen sich bereits seit langem mit Katheteruntersuchungen diagnostizieren.
Infektionen tragen zum Risiko bei
Dem neuen Verfahren liegt nun die Erkenntnis zu Grunde, dass auch Entzündungsprozesse bei einem Infarkt eine große Rolle spielen: Die Ablagerungen wachsen dadurch verstärkt, und im Innern dieser Plaques bildet sich eine teigige Masse aus Fettstoffen und Zellbestandteilen.

Dadurch werde die schützende Bedeckung aus Bindegewebe aufgeweicht und ausgedünnt, erklären die Mediziner. Bricht die Bedeckung auf, bilde sich das möglicherweise tödliche Blutgerinnsel. Ein Symptom der Entzündung: Temperaturanstieg.
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Symptome einer Entzündung: Deutlich überwärmt
Eine solche Entzündung äußert sich im menschlichen Körper immer mit den gleichen Symptomen: Die betroffene Stelle ist geschwollen, gerötet und überwärmt. Auch mit der Entzündung der Ablagerungen in den Herzgefäßen verhält es sich nicht anders, wie die Experten betonen: Die besonders gefährlichen Plaques seien auch besonders deutlich überwärmt.
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Präzise Messung der Temperatur
Mit der neuen Methode lässt sich nun erstmals diese Temperaturveränderung präzise messen. Dazu muss der Katheter nach Angaben der Uniklinik in ein Herzgefäß vorgeschoben und anschließend langsam und gleichmäßig wieder zurückgezogen werden.

Sensoren messen nun die Temperatur sowohl der Gefäßwand als auch des fließenden Blutes. Die Unterschiede zwischen beiden Werten können die Mediziner auf einem Monitor ebenso ablesen wie Temperaturerhöhungen in der Gefäßwand. Diese so genannten Hot Spots zeigen die entzündliche Reaktion in der Herzgefäßwand an.
Fortschritte in Herzdiagnostik erhofft
Von der neuen Methode erhoffen sich die Ärzte große Fortschritte in der Herzdiagnostik. "Oftmals sind gar nicht die Verengungen selbst gefährlich, sondern Ablagerungen an anderer Stelle mit ausgeprägter Entzündung", berichtet der Essener Kardiologe Raimund Erbel.

Weil die übliche Katheteruntersuchungen lediglich über Verengungen Auskunft geben, seien von der Temperaturmessung wichtige Zusatzinformationen zu erwarten.
Erste Tests positiv verlaufen
Die ersten Erfahrungen mit der neuen Methode sind positiv. "Der Katheter lässt sich problemlos in das Herzgefäß legen. Der Patient merkt gar nichts davon. Es scheint ein sehr sicheres System zu sein", sagt Erbel.

Wichtig könne das Verfahren vor allem bei Herzkranken sein, denen eine so genannte Gefäßstütze eingesetzt werden müsse. Wenn dies in einem Gebiet mit heftiger Entzündung geschehe, sei die Gefahr groß, dass es zu einer erneuten Verengung kommt.

"Vielleicht bietet die Temperaturmessung die Möglichkeit, dies besser abzuschätzen und vorbeugend zu behandeln", erklärt der Professor.
->   Klinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Essen
->   Mehr zum Thema Infarkt in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010