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Die Voyager-Sonden: Seit 25 Jahren im All  
  Eigentlich sollte die Mission nur vier Jahre dauern. Jetzt währt sie schon ein Vierteljahrhundert und gilt vielen Experten längst als das bisher erfolgreichste Projekt der US-Weltraumbehörde NASA. Und noch immer wollen die beiden Voyager-Raumsonden nicht aufgeben, die der Wissenschaft einen ungeahnten Reichtum an Bildern und Daten vom äußeren Sonnensystem bescherten. Vor 25 Jahren, am 20. August 1977, begann Voyager 2 seine Reise ins All, am 5. September 1977 folgte Voyager 1.  
Beide Sonden hatten ein Rendezvous mit Jupiter und Saturn, und Voyager 2 besuchte dazu Uranus und Neptun. 17,7 Milliarden Kilometer ist die eine Sonde inzwischen von der Erde entfernt, 10,1 Milliarden die andere.
Immer näher an der Heliopause
Und es geht unverdrossen weiter - stetig nähert sich das Duo einem Bereich, von dem niemand weiß, wo genau er beginnt: der unerforschten Heliopause, in der der Einfluss der Sonne endet und der "Rest" des Alls anfängt.

Schon in ein oder zwei Jahren, so meinen manche Experten, könnte Voyager 1 mit der Durchquerung der Region beginnen, in dem der Sonnenwind, ein kontinuierlicher Strom von der Sonne ausgestoßener Teilchen, deutlich schwächer wird.

Zehn bis 15 Jahre danach würde dann die Grenze zwischen Sonnenwind und interstellarem Wind und damit das äußerste Ende des Sonnensystems erreicht.
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Die Juwelenkrone für eine erfolgreiche Mission
Experten im Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien) sind optimistisch, dass die Sonden noch mindestens weitere 20 Jahre lang funktionsfähig bleiben. So lange, schätzen sie, müssten Strom und Treibstoff reichen und damit die Übermittlung der erhofften Daten aus dem Grenzbereich zum fernen All möglich sein. Und damit, so Voyager-Chefwissenschafter Edward Stone, würde einer ohnehin schon außergewöhnlich erfolgreichen Mission die Juwelenkrone aufgesetzt.
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Voyager-Missionen: Beinahe im Ansatz gescheitert
Dabei wäre es beinahe gar nicht zum Start der Voyager-Sonden gekommen. Weil sich die Entwicklung von Raumfähren und die Viking-Missionen zum Mars als extrem teuer entpuppten, entschloss sich die NASA Anfang der siebziger Jahre, Pläne für die Erforschung von Jupiter, Uranus, Neptun und Pluto zu streichen.

Hartnäckige Wissenschaftler in Pasadena konnten ihre Vorgesetzten dann aber dazu überreden, zwei Sonden zumindest zu Jupiter und Saturn zu schicken - eine Mission von rund vier Jahren. Das war die Geburt der Voyagers.
Technik für alle Fälle
 
Bild: EPA

Eine der beiden Voyager-Sonden (Archivbild der NASA)

Schon beim Bau der je knapp eine Tonne schweren Sonden schweifte der Blick indessen weiter in die Ferne: Die Technik an Bord wurde vorsichtshalber für einen weitaus längeren Ausflug konzipiert als eigentlich geplant. Das Ziel: eine zusätzliche Visite bei Uranus und Neptun, die bis dahin noch nie Besuch von der Erde bekommen hatten.
Besuch bei Jupiter und Saturn
1979, zwei Jahre nach dem Start, erreichten beide Sonden den Jupiter. Dann ging es weiter zum Saturn, den Voyager 1 auf seiner etwas schnelleren Flugbahn bereits 1980 erreichte und Voyager 2 ein Jahr später.

Die 1972 gestarteten Pioneer-Sonden, deren Mission offiziell vor fünf Jahren endete, waren schon vorher da. Die Voyager-Zwillinge stellten jedoch mit ihren klaren Bilder und reichen Daten über Magnetfelder, Strahlung und anderes alles bisher Dagewesene in den Schatten.
Jupiter-Atmosphäre, Io-Vulkane und Ringe des Saturn
Es gibt atemberaubende Pastellfotos von Jupiters Atmosphäre, von den bis dahin unbekannten aktiven Vulkanen des Jupiter-Mondes Io und von den Ringen des Saturn. "Das war die beste Mission in der Geschichte der NASA", schwärmen noch heute Angehörige des Teams, das die Fotos auswertete.

 
Bilder: EPA/AFP

Den Saturn mit seinen Ringen zeigt das Foto links, das von der Sonde Voyager 1 am 18. Oktober 1980 übermittelt wurde. Rechts zu sehen ist eine vom Jet Propulsion Laboratory veröffentlichte Innenansicht des Jupitermondes Io, die dargestellte Oberfläche besteht aus einem Zusammenschnitt von Voyager-Aufnahmen aus dem Jahr 1979.
Uranus: "Langweilig und enttäuschend"
Bild: EPA
Die Voyager-Aufnahme zeigt zwei dunkle Flecken: Links außen ein etwa erdgroßer "Dark Spot", ein zweiter etwas kleinerer am unteren Rand.
Nahm Voyager 1 nach der Saturn-Visite 1980 bereits Kurs auf das äußere Sonnensystem, erhielt Voyager 2 nach heftiger Kontroverse um eine Ausdehnung der Mission 1981 grünes Licht für den Weiterflug zum Uranus.

Der Planet, der 1986 erreicht wurde, entpuppte sich als "äußerst langweiliges und enttäuschendes Objekt", wie US-Medien beteiligte Wissenschafter von damals zitieren. Entschädigt wurden sie 1989 wiederum durch atemberaubende Fotos und aufregende Daten vom Neptun.

Eine 1989 von Voyager 2 gemachte Aufnahme zeigt die fast einheitlich blaue Farbschattierung des "Gas-Giganten" Neptun. Die Farbe entsteht durch kleine Mengen Methan, die in einer dichten Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium driften.

Unterbrochen wird sie nur durch dunkel Flecken: große "Hochdrucksysteme", die in den oberen Schichten der kalten Wolkendecke des Neptun herumwirbeln.
Die Reise geht weiter - noch Millionen Jahre lang
Insgesamt haben die Sonden zwischen 1979 und 1989 vier Planeten und 48 Monde studiert. Es wird erwartet, dass sie noch Millionen Jahre durch den interstellaren Raum weiterreisen werden. Aber dann sind die Sender und Computer an Bord natürlich schon lange, lange tot.

(Gabriele Chwallek, dpa/ red)
->   Voyager-Homepage der NASA
->   Jet Propulsion Laboratory
 
 
 
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01.01.2010