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Kontroverse um Hochwasser-Schäden: "Retourkutsche der Natur"?  
  Die Folgen des Hochwassers für die Fischereiwirtschaft sorgen jetzt für einen Konflikt zwischen Fischern und den Wissenschaftlern der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau im Almtal. Die Fischer beklagen große Schäden durch das Hochwasser. Die Forscher hingegen sprechen von einer "Retourkutsche" der Natur.  
Kurt Kotrschal, Leiter der Forschungsstelle in Grünau, erklärte am Montag in einer Aussendung, Hochwässer habe es in der Natur immer gegeben und die dabei vernichteten Tiere würden "rasch wieder durch Einwanderung aus angrenzenden Gebieten und durch verstärkte Vermehrung ausgeglichen".
"Schaden für Bewirtschaftung - nicht für Natur"
Schaden sei durch das Hochwasser also nicht "der Natur" entstanden, sondern "jenen, welche die Bewirtschaftung von Natur mit Naturschutz verwechseln".

Damit würden genau jene Probleme verursacht - Stichworte Reiher oder Kormorane - deren Bekämpfung dann von der Gesellschaft verlangt werde, so Kotrschal:

"Ständig werden Gewässer mit lebensraumfremden Fischarten besetzt, etwa mit nordamerikanischen Regenbogenforellen. Diese gefährden die Bestände an heimischen Forellen, Saiblingen und Äschen in weit größerem Ausmaß als etwa die verteufelten Kormorane."
"Retourkutsche für Bewirtschaftung der Gewässer"
Nun würden sich manche Fischereiverbände darüber beschweren, dass große Mengen der teuer nachbesetzten Regenbogenforellen durch das Hochwasser ausgeschwemmt worden seien.

Dazu Kotrschal: "Dies ist natürlich kein 'Schaden an der Natur' sondern im Gegenteil, eine Art Selbstreinigungsprozess. Sozusagen die Retourkutsche für die beharrliche Bewirtschaftung der Gewässer gegen die Natur."

Und Kotrschal fügte im Hinblick auf die Fischer hinzu: "Entschädigung wäre unangebracht, denn der Schaden entstand wider besseres Wissen".
"Verstoß gegen ökologische Grundregeln"
Die Folgen des Hochwassers für Häuser und Betrieben seien tragisch, "aber vielleicht verhilft diese Katastrophe endlich der Einsicht zum Durchbruch, dass sich eben nicht alle Naturräume zum Siedeln eignen und dass Verstöße gegen ökologische Grundregeln teuer bezahlt werden müssen", sagte Kotrschal grundsätzlich.
Scharfe Replik: "Abstruse Behauptung"
Scharf zurück gewiesen hat am Montagmittag Karl Wögerbauer, der Sprecher der oberösterreichischen Fischer, die Kritik der Wissenschaftler aus Grünau, es seien folgenschwere Fehler in der Fischereiwirtschaft gemacht worden. Die Aussagen von Kurt Kotrschal seien "abstruse Behauptungen", sagte Wögerbauer.
"Totalschaden bei den Fischbeständen"
"Zu behaupten, durch ein Hochwasser wie das jetzige seien keine Schäden entstanden, die die Natur nicht selbst wieder ausgleichen würde, das ist für uns absolut nicht nachvollziehbar", so Wögerbauer.

Das Hochwasser der vergangenen Tage habe in Oberösterreich zu einem "Totalschaden bei den Fischbeständen" geführt, davon müsse man ausgehen. Es sei "abstrus" zu meinen, die Fischbestände würden sich von selbst wieder erholen.
Emotionale Reaktion: "Das sind Märchen..."
Ebenso "abstrus" sei die Behauptung, die Fischer würden Fehler bei den Besatzmaßnahmen gemacht haben, "das sind Märchen, auf die ich gar nicht mehr weiter eingehen will", so Wögerbauer.

Eine Verbindung zwischen dem jetzigen Hochwasser und der Kormoranproblematik herzustellen, "das kann auch nur einem Biologen vom Otto-König-Institut einfallen", formulierte der Sprecher der Fischer.
->   Konrad-Lorenz-Forschungsstelle Grünau
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01.01.2010