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Positronium-Entdecker Martin Deutsch verstorben  
  Der Entdecker des Positroniums, Martin Deutsch ist 85-jährig in den USA verstorben. Der in Wien geborene Physiker war 1934 in die Schweiz und anschließend mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten emigriert.  
Engagement gegen Verbreitung von Nuklearwaffen
Bild: M.I.T.
Deutsch studierte am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) Physik. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er am so genannten "Manhattan-Projekt" in Los Alamos in New Mexiko zur Entwicklung der Atombombe mit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Physiker gemeinsam mit Kollegen des "Manhattan Projekts" gegen die Verbreitung von Nuklearwaffen ein, heißt es in einem Nachruf in der "New York Times".
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Das Manhattan-Projekt
Am 2. August 1939 schrieb Albert Einstein einen Brief an den damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt. Darin machten Einstein selbst und führende andere Wissenschaftler der damaligen Zeit Roosevelt darauf aufmerksam, dass Hitler-Deutschland große Anstrengungen unternahm, reines Uran-235 herzustellen, das für den Bau einer Atombombe verwendet werden kann. Kurz darauf wurde von der amerikanischen Regierung das Manhattan-Projekt ins Leben gerufen, welches ebenfalls den Bau einer funktions- und einsatzfähigen Atombombe zum Ziel hatte.
->   Mehr zur Geschichte der Atombombe
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Erstmals Positronium-Nachweis
Dem Wissenschaftler gelang es am M.I.T. die Existenz des Positroniums nachweisen, ein wasserstoffartiges Atom. Darüber waren bereits zuvor Theorien veröffentlicht worden.

Postuliert wurde es 1928 vom britischen Physiker Paul Adrien Maurice Dirac, der 1933 gemeinsam mit dem Österreicher Erwin Schrödinger den Nobelpreis zuerkannt bekam. Das Positronium sollte ein atomähnliches Gebilde sein, wobei ein Elektron - anstatt um ein schweres Proton - um sein eigenes Antiteilchen, ein Positron, kreist.

1956 konnte Deutsch erstmals nachweisen, dass das seltsame Gebilde tatsächlich existieren kann, wenngleich nur für den Bruchteil einer Sekunde. Für sein Arbeiten zum Positronium wurde er auch für den Nobelpreis in Physik nominiert, erhielt ihn aber nicht.
Eigentliche Berufung: Die Lehre
Seine eigentliche Berufung sah er allerdings nach eigenen Aussagen mehr in der Lehre als in der Forschung. Von 1973 bis 1979 leitete Deutsch das Labor für Nuklearphysik am M.I.T.
Flucht vor dem Austrofaschismus
Deutsch kam aus einer jüdischen Wiener Familie. Seine Mutter Helene war Professorin für Psychiatrie an der Universität Wien und Schülerin von Sigmund Freud.

Als Jugendlicher war Martin Deutsch im Widerstand gegen die Austrofaschisten aktiv, bevor er 1934 im Alter von 17 Jahren aus Wien nach Zürich flüchtete und später in die USA emigrierte. Seine antifaschistische Gesinnung prägte seine politischen Aktivitäten sein ganzes Leben lang.

1998 erklärte der Wissenschaftler in einem Interview mit dem "Boston Globe", er sehe sich als "Produkt seiner Kultur, der Kultur der Wiener Juden". Martin Deutsch verstarb am am 16. August in Cambridg im US-Bundesstaat Massachusetts im Alter von 85 Jahren.
->   M.I.T.-Nachruf auf Martin Deutsch
 
 
 
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01.01.2010