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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimamodelle: Grazer Forscher entwickeln neue Methode  
  Klimamodelle stehen im Augenblick hoch im Kurs - allerdings streiten Experten noch über deren Genauigkeit: So ist etwa Wasserdampf der wichtigste - und gleichzeitig unberechenbarste Bestandteil der Erdatmosphäre. Meteorologen und Klimaforscher scheitern derzeit noch daran, genaue Daten von Temperatur und Wasserdampf in bewölkten Bereichen zu messen. Das allerdings gilt als Grundlage für ein langzeitiges und gültiges Klimamonitoring. Ein europäisches Forscherteam, an dem auch Grazer Wissenschaftler beteiligt sind, hat nun eine neue Methodik entwickelt.  
Klimaforscher am Institut für Geophysik, Astrophysik und Meteorologie der Universität Graz bereiten derzeit gemeinsam mit dänischen Wissenschaftern und einem europäischen Kernteam aus 12 Institutionen ein weltweit einzigartiges Projekt vor:

Mit Hilfe von Satelliten sollen die Daten von Temperatur und Wassergehalt global genau erfasst werden. Erstmals werden dabei Radiosignale im Langwellenbereich eingesetzt.
Vier Satelliten im Einsatz
Insgesamt vier Satelliten mit je 130 Kilogramm werden in zwei unterschiedlich hohen Bahnen (650km und 850km) die Erde - gegenläufig - umkreisen. Die Instrumente messen die Brechung und Dämpfung von Radiosignalen von anderen Satelliten.
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Streit um computergestützte Klimamodelle
Um die Zuverlässigkeit der derzeit verwendeten computergestützten Klimamodelle gibt es immer wieder Diskussionen - so stellte eine im Juli 2002 in den "Physical Review Letters" veröffentlichte Studie einen Verbesserungsbedarf bei den sieben international führenden Klimasimulationsmodellen fest.

In Folge entbrannte eine Diskussion um die Glaubwürdigkeit der Klimamodelle, Wissenschaftler vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung stellten daher im August in einer Aussendung klar, dass Klimamodelle trotz aller Diskussionen "die einzigen wissenschaftlichen Instrumente sind, mit denen langfristige Vorhersagen der globalen Umweltbedingungen durchgeführt werden können."
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Klima-Langzeitmonitoring möglich
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass auch in bewölkten Bereichen gemessen werden kann, und dass es keine Eichungsprobleme gibt.

"Wir messen die Zeitdifferenz der hereinkommenden Signale und unsere Messungen eichen sich selbst. Das ist eigentlich der Schlüssel für das Langzeitmonitoring des Klimas", sagt Gottfried Kirchengast von der Uni Graz, maßgeblicher Entwickler und Leiter des Projekts.

"Auch dort, wo wir die Intensität der Strahlung messen, ist für uns nur das Verhältnis zwischen der Signalstärke innerhalb und außerhalb der Atmosphäre relevant, nicht das Signal selber." Der Start der Satelliten ist für 2007/2008 geplant. Gemessen wird über einen Zeitraum von vier Jahren.
Experte: Erderwärmung steht außer Frage
Dass sich die Erde erwärmt, steht für Kirchengast außer Streit. "Die Frage ist um wie viel wird sich die Erde weiterhin erwärmen. Wie werden sich globale Emissionsszenarien entwickeln? Wie setzt sich die Emission in Konzentration von Treibhausgasen um?", so der Experte.

Das CO2 nehme weiterhin zu, weil man nichts dagegen tue. Ein beherztes Klimaschutzprogramm müsse jetzt beginnen, lautet die Forderung des Klimaforschers.
Mehr Wärme - mehr Feuchtigkeit
"Selbst konservative Klimamodelle prognostizieren eine Erderwärmung um 1,5 Grad", erzählt Kirchgast. "Die Bandbreite reicht aber bis sechs Grad. Mehr Wärme bedeutet jedenfalls mehr Feuchtigkeit. Die Frage ist dann, wie stellt sich die Feuchtigkeit auf der Erde ein?"

Steigender Meeresspiegel, Überschwemmungen durch massivere Niederschläge, Temperatur und Niederschlag - das seien, so der Experte weiter, die wichtigsten Themen in der Klimaforschung. "Unsere Satellitenmission wird dazu relevante Daten bringen."
Wächst die Wüste nach Mitteleuropa?
Heute diskutierte künftige Klimaszenarien orten einen sich verstärkenden Klimakontrast über den Alpen. Während es südlich der Alpen zunehmend trockener wird, soll es im Norden feuchter werden.

"Wenn man solche Szenarien unter dem Eindruck der zunehmenden Erderwärmung über mehrere Generationen weiter denkt, hat das natürlich Konsequenzen, zum Beispiel für Landschaft und Vegetation. Eine Trockenzone wie wir sie aus den Mittelmeerländern kennen könnte sich durchaus bis in den Südosten unseres Landes ausbreiten", so Kirchengast.
Umstellungen für die Landwirtschaft
Für die Landwirtschaft bedeutet dies langfristig gesehen eine Umstellung im Anbau ihrer Nutzpflanzen. Aber auch Wasser wird in unseren Breiten einen völlig neuen Stellenwert erhalten.

Ein Beitrag von Martina Schmidt für die Sendung "Modern Times" am 23. August 2002 um 22.35 Uhr in ORF2.
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01.01.2010