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Warum hat die beste Zivilisation gewonnen?  
  Mit der Frage, warum die "beste Zivilisation" - gemeint war die westliche Kultur - gewonnen habe, beschäftigte sich Donnerstag Abend bei den Alpbacher Technologiegesprächen der in Großbritannien tätige spanische Historiker Felipe Fernandez-Armesto. Die provokante Fragestellung relativierend erklärte der Historiker, dass es im Verhältnis von Zivilisationen keine Gewinner und somit auch keine Verlierer geben könne.  
Die Beziehungen zwischen Zivilisationen funktionierten nicht wie ein Wettrennen mit einem eindeutigen Gewinner, so der Historiker. Und selbst wenn es so wäre, wäre der Wettkampf noch nicht entschieden und wir würden den Gewinner nicht kennen.
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Die Alpbacher Technologiegespräche 2002
Vom 22. bis 24. August werden internationale Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kunst in Plenarveranstaltungen und Arbeitsgruppen im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach über Aspekte des Generalthemas "Kooperationen, Netzwerke und Risiken" diskutieren. Rund 650 Teilnehmer und Referenten aus 20 Staaten werden in Tirol erwartet.

Veranstalter der Technologiegespräche 2002 sind die Austrian Research Centers (ARC), der Industriellenvereinigung Österreich (IV) und der Österreichischen Rundfunk (Radio Österreich 1).
Das Programm der Alpbacher Technologiegespräche
science.ORF.at: Alpbacher Technologiegespräche 2002 eröffnet
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Richtige Fragestellung nach der Dominanz
Die richtige Fragestellung lautet denn auch nach Ansicht des Historikers: Warum dominiert die westliche Kultur? Um diese Frage zu beantworten, müsse man die Geschichte des Westens betrachten, sagt Fernandez-Armesto.

Und dabei falle auf, dass praktisch alle wesentlichen westlichen Errungenschaften irgendwann aus dem Osten zu uns gekommen seien. Chinesische Technologie - allen voran Papier und Druck, indische Mathematik und Naturwissenschaften aus dem islamischen Raum: Ohne diese Errungenschaften des Ostens wäre Europa heute nicht dort, wo es steht, sagt der Historiker.
Chinesische Kultur war lange Zeit dominierend
Eine neutrale Beobachterin aus dem All hätte bis ins 18. Jahrhundert feststellen müssen, dass die chinesische Kultur den Planeten beherrsche, so Fernandez-Armesto. Warum ab dann die westliche Kultur vorherrschend gewesen sei, dafür gebe es mehrere Erklärungen.

Für die plausibelste hält der Historiker eine technologisch-wirtschaftliche: Innovative Gesellschaften, so seine These, machen weniger aus den Technologien, die sie entwickeln, als jene Gesellschaften, die diese Technologien kopieren. Unter anderem deswegen, weil die Nachahmer bereits wissen, warum sie kopieren.

Und: Gesellschaften, die hinterher hinken, haben mehr Motivation, rasch voranzukommen - der Schwung der Entwicklung lässt diese dann einen Vorsprung gewinnen.
Jede führende Kultur wird abgelöst
Die Schlussfolgerung daraus ist ganz eindeutig, sagt Fernandez-Armesto: Auch der technologisch überlegene Westen wird wieder überholt werden. Nichts deute darauf hin, dass die Kräfteverhältnisse in der Welt bleiben wie sie sind.

Und wer soll den Westen ablösen? Das werde wiederum China sein, meint der Historiker. Denn eigentlich sei die derzeitige Situation abnormal: Der chinesische Riese schlafe nur und werde wieder aufwachen - offen sei nur: wann.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Europäisches Forum Alpbach 2002
->   Weitere Artikel zum Forum Alpbach im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010