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Forum Alpbach: Die Technologiegespräche 2002  
  Am Wochenende sind in Tirol die Technologiegespräche 2002 zuende gegangen: Drei Tage lang haben internationale Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kunst im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach über Aspekte des Generalthemas "Kooperationen, Netzwerke und Risiken" diskutiert - zum Abschluss wurde Bilanz gezogen.  
Er nehme das flaue Gefühl mit nach Hause, dass bei den Technologiegesprächen wichtige Themen angesprochen wurden, aber wenig davon in konkrete Politik und in Organisationen einfließen werde.

So zog Richard Schenz, Kapitalmarktbeauftragter der Bundesregierung Bilanz nach drei Tagen Technologiegesprächen beim Forum Alpbach.
Österreich und EU: Zu wenig handlungsorientiert
Das registriert Schenz überhaupt als Defizit in Österreich: Den Menschen genüge es offenbar, gute Ideen und brauchbare Lösungen zu entwickeln, umgesetzt werde davon wenig. "Wir sind Weltmeister in Konzepten, uns fehlt aber der Pragmatismus", sagte Schenz.

Für Europa gelte beinahe das gleiche: Das Ziel, bis 2010 zum wettbewerbsstärksten Wirtschaftsraum zu werden, werde die EU nicht erreichen, wenn sie sich nicht endlich aus der Vorherrschaft der USA löse, meinte Schenz.
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Europa ist zu kompliziert
Kulturelle Vielfalt Europas solle erhalten bleiben, aber deswegen dürfe doch nicht alles fragmentiert werden, sagte Schenz. Es sei zum Beispiel nicht einzusehen, warum es keine gemeinsame europäische Sprache gibt.
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Forschungsförderung: Bestehende Fonds erhalten
Die von Technologieminister Mathias Reichhold angesprochene Neuordnung der Forschungsförderung war eines der ganz großen Diskussionsthemen bei den Alpbacher Technologiegesprächen.

Mehr dazu in science.ORF.at:
Reichhold zur Neuordung der Forschungsförderung
Aufregung um Reform der Forschungsförderung

Schenz sprach sich, so wie viele andere Experten eindeutig dafür aus, zumindest zwei Förderungsfonds - einen für die angewandte und einen für die Grundlagen-Forschung - zu erhalten.
Leopold März für Erhalt des FWF
Das verlangte - jedenfalls für den für die universitäre Forschung zuständigen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) - auch der Rektor der Universität für Bodenkultur, Leopold März.

Der FWF sei für die Universitäten immer die entscheidende Organisation zur Qualitätsverbesserung gewesen, sagte März.
Technologie allein löst aktuelle Probleme nicht
Die Welt stelle uns heute vor Herausforderungen, die nur komplex verstanden und angenommen werden können, sagt März. Auch die aktuellen Katastrophen zeigten, dass Ursachen und Auswirkungen multidimensional seien.

Wir müssten daher mit der Vorstellung aufräumen, dass die gegenwärtigen Herausforderungen mit bloßem Einsatz irgendeiner neuen Technologie lösbar wären. März plädierte daher dafür, die Humanwissenschaften stärker in Problemlösungen auch technischer Natur einzubinden.
Schluss mit dem "Eiertanz" um die Gentechnik
Wenn einzelne Landtage beginnen, Bundesländer zur gentechnikfreien Zone auszurufen, werden wir uns bald von entscheidendem Technologiesektor abgemeldet haben, sagte März.

Ein bekanntes Sprichwort laute: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Wenn die Gentechnik in Österreich umfassend abgelehnt werde, werde es zu einem "brain drain" aus dem Land kommen, warnte Rektor März.

Und er warnte auch davor, die Medizinuniversitäten zu Gesundheitsuniversitäten auszubauen. Auf diese Weise würden nur neue Separatismen geschaffen.
Technologiegespräche als Zeugnis der Europäisierung
Für Raoul Kneucker, Sektionschef im Wissenschaftsministerium waren die diesjährigen Alpbacher Technoloiegespräche erstmals eine wirklich europäische Veranstaltung und nicht nur ein "think tank" für Österreich.

Es sei klar geworden, dass - im Wettrennen zwischen Schildkröte und Hase - "die Umweltbedingungen in Europa sich für Schildkröten wesentlich verschlechtert haben".
Netzwerkbildung auch in der Lehre
Getreu dem Generalthema des Forum Alpbach "Kommunikation und Netzwerke" sei heute klar, dass Netzwerke in der Forschung auch an den Universitäten längst unumgänglich sind, sagte Kneucker. Arbeitsteilig müsse aber zunehmend auch die Lehre organisiert werden.

Das heißt aber, dass eine Institution Profil und entsprechende Angebote haben muss, dass sie "out-put-orientiert sein muss, dass sie internationale Vergleiche und benchmarking zulassen muss. Die Rolle des Staates sollte dabei die eines Vermittlers und Ermöglichers der Netzwerkbildung sein, so Kneucker.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Europäisches Forum Alpbach 2002
->   Technologiegespräche 2002
->   Weitere Artikel zum Forum Alpbach im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010