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Der Valentinstag ist keine Erfindung der Blumenhändler  
  Rote Rosen, Chrysanthemen, Margeriten: Jedes Jahr am 14. Februar sprechen Blumen die Sprache der Verliebten. Doch die wahre Bedeutung des Tages findet sich in der Geschichte: Valentin war der unter Kaiser Claudius Goticus hingerichtete Bischof von Terni.  

Kartengrüße, herzförmige Kleinanzeigen und kleine Geschenke bewirken an diesem Tag einen spürbaren Konjunkturschub in einigen Wirtschaftsbereichen. "Zu behaupten, dass der Valentinstag nur eine Erfindung des Floristengewerbes sei, ist aber unfair", meint Gerhard Dohrn-van Rossum, Professor für mittelalterliche Geschichte an der TU Chemnitz.
Aus Unglück wurde Glück
Als Heiligentag sei der Valentinstag sehr alt. "Die Blümchen und Herzchen in allen möglichen Formen entsprechen eher jüngeren englischen und amerikanischen Bräuchen, die sich nach dem Weltkrieg in Deutschland verbreiteten", erklärt der Historiker. Der Brauch, an diesem Tag Blumen zu schenken, wurde auch in Österreich erst ab etwa 1950 bekannt. Vorher galt der Valentinstag eher als Unglückstag, im Gegensatz zu Westeuropa und den USA.
Die Bedeutung des Tages liegt in der Geschichte. Dabei zeigt sich: Je weiter zurückgefragt wird, desto vielschichtiger werden die Antworten.

"Festtraditionen verbinden sich, historische Figuren wachsen zusammen. Geschichtliche Vorgänge, Glauben und Aberglauben bilden dabei ein kaum zu entwirrendes Knäuel", so Prof. Dohrn-van Rossum von der TU Chemnistz.
->   Universität Chemnitz
Valentin war Bischof von Terni
Im Fall des Valentins ist die Faktenlage jedoch relativ klar, so der Chemnitzer Experte des Mittelalters: "Der Valentin des Valentintages ist ziemlich sicher der am Ende des dritten nachchristlichen Jahrhunderts unter dem Kaiser Claudius Goticus (268-270 n. Chr.) in Rom hingerichtete Bischof von Terni."
Die Leidensgeschichte Valentins
 


Die Leidensgeschichte dieses Märtyrers berichtet, dass er nach Rom zu einer Krankenheilung gerufen worden sei und dort viele Bürger zum Christentum bekehrt habe. Nach seiner Enthauptung hätten ihn drei Bekehrte in der Nähe seiner Heimatstadt an der Via Flaminia bestattet. Schon im 4. Jahrhundert wurde er nicht nur in Terni, sondern auch in Rom als Märtyrer verehrt; jedenfalls habe Papst Julius I. dort eine Basilika zu Ehren eines Valentin errichtet.

Sein Fest wurde am 14. Februar begangen, genau einen Tag vor dem Datum eines altrömischen Fruchtbarkeitsfestes, den Luperkalien. Solche Überformungen heidnischer Festdaten durch christliche Feiertage waren nicht selten und geschahen auch nicht zufällig, meint der Historiker Gerhard Dohrn-van Rossum.
->   Valentin von Terni
Noch ein Valentin
Weil man ihn gern mit dem späteren Valentin von Rätien (Graubünden) verwechselte bzw. gar nicht unterscheiden wollte, wurde der römische Valentin im Mittelalter zum Helfer gegen die "fallenden Krankheiten" wie Epilepsie oder Ohnmacht.

Aber sein Tag war im immer noch heidnisch geprägten Volksglauben auch einer der so genannten Lostage, denen zukunftsbestimmende Bedeutung im Guten wie im Schlechten zugeschrieben wurde.
Der Patron der Liebenden
In vielerlei Form wurden Zufälle gerade dieses Tages - etwa der erste Bursche, den ein Mädchen am Morgen erblickt - zu Vorzeichen für spätere, glückliche Verbindungen. Daher heißt der Valentinstag auch "Vielliebchentag".

Paare wurden auch durch beschriebene Zettelchen ausgelost. Weil man glaubte, dass sich an diesem Tage die wilden Vögel zu paaren beginnen, wurde Valentin in England und Frankreich zum Schutzpatron der Verliebten und Verlobten."
Valentinstag im Internet
 

Man braucht den Computerbildschirm nicht zu verlassen, um elektronische Grußkarten und E-Geschenke in herzförmigen Verpackungen an den Empfänger zu bringen und abbuchen zu lassen.

"Wer gerade keine Adressaten für Liebesgrüße hat oder für den 14. Februar noch einen Date mit einer Valentine oder einem Valentin sucht, der kann ja im Internet zu einer der zahlreichen Kontaktanzeigen surfen", empfiehlt der Chemnitzer Professor.
 
 
 
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01.01.2010