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In jedem Alter: Westlicher Lebensstil - Mehr Allergien  
  Der westliche Lebensstil, so die gängige Meinung unter Wissenschaftlern, fördert die Entstehung von Allergien. Diesen Effekt konnten Mediziner nun bei einer Langzeitstudie in Grönland beobachten - und präsentierten darüber hinaus auch eine überraschende Erkenntnis: Demnach konnte ein Anstieg von Allergien beobachtet werden, der sich quer durch alle Altersgruppen zeigte. Bislang gingen Experten davon aus, dass Allergien auslösende Einflüsse vor allem in der Kindheit wirken.  
Was bereits aus zahlreichen Vergleichsstudien in den Industriestaaten abgeleitet wurde, hat jetzt eine Langzeituntersuchung in Grönland bestätigt: Der westliche Lebensstil begünstig die Entstehung von Allergien, so ein Fazit der im aktuellen Fachmagazin "The Lancet" erschienenen Studie.
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"Frequency of atopy in the Arctic in 1987 and 1998"
Der Artikel "Frequency of atopy in the Arctic in 1987 and 1998" ist erschienen in "The Lancet", Band 360, Nummer 9334, Seite 691 vom 31. August 2002.
->   "The Lancet"
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Quer durch alle Altersgruppen
Überraschen war allerdings vor allem ein weiteres Ergebnis der Studie: Die festgestellte Zunahme an Allergien war nicht nur bei Kindern deutlich zu beobachten.

Wie die Wissenschaftler im "Lancet" berichten, kam es in Grönland in nur einem Jahrzehnt zu einer Verdoppelung solcher Beschwerden, die sich quer durch alle Altersgruppen feststellen ließ.
Allergien: Übersteigerte Reaktion des Immunsystems
Unter einer Allergie versteht man eine von der Norm abweichende, übersteigerte Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Allergene - also Stoffe, die diese Reaktion auslösen. Beschwerden treten solange auf, wie die betreffenden Reizstoffe im Organismus vorhanden sind.
Leben wir "zu sauber"?
Gerade in Industrieländern - mit hohem Hygiene-Standard - wurde das Auftreten solcher Reaktionen in den vergangenen Jahren immer häufiger beobachtet. Meist wird für diese enorme Zunahme an Allergien die so genannte "Hygiene-Hypothese" als Erklärung herangezogen.

In anderen Worten: Die Menschen leben "zu sauber". Vor allem der geringe Kontakt mit Bakterien und Parasiten soll demnach das Immunsystem zu wenig fordern - eine vermehrte Bildung von Antikörpern auf bestimmte Substanzen sei dann die Folge.
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Allergien - rasant im Steigen auch in Österreich
Die Häufigkeit von Allergien nimmt nach Angaben von Experten in vielen Ländern rasant zu. Nimmt man alle verschiedenen allergischen Erkrankungen zusammen, leiden bereits 25 Prozent der Österreicher an solchen Krankheiten. Bei Allergien handelt es sich um überschießende Immunreaktionen, die durch bestimmte Antikörper - Immunglobulin E (IgE) - vermittelt werden.

Es sind allerdings längst nicht allein die Blütenpollen von Bäumen, Gräsern, Getreide und Kräutern, welche den Allergikern das Leben schwer machen. Auch (Haus-)Staubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze, Küchenschaben und andere Allergene gelten als Auslöser.
->   Mehr zu Allergien in medicine-worldwide.de
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Grönland: Risikofaktoren noch unbekannt
Die Grönländische Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt - und zu einem deutlich westlich orientierten Lebensstil hin entwickelt, wie die Wissenschaftler im "Lancet" schreiben.

Die eigentlichen Risikofaktoren für den von ihnen beobachteten Anstieg an Allergien bzw. an Personen, die an Allergien leiden, kenne man jedoch noch nicht, so Tyra Krause von der Abteilung für Epidemiologie am Staten Serum Institut in Kopenhagen.

"Das Faktum aber, dass sich die Häufigkeit der Allergien bei allen Altersgruppen zeigt, spricht gegen die häufig geäußerte Meinung, dass die Allergie-auslösenden Faktoren am ehesten in der Kindheit eine Wirkung entfalten".
Pollen, Tierhaare, Milben und Co
Im Rahmen eines medizinischen Monitoring-Programms in Grönland wurden von einem großen Personenkreis aller Altersgruppen - vertreten waren Probanden im Alter zwischen 15 und 80 Jahren - regelmäßig Blutproben abgenommen.

Krause und die Mitglieder des Teams verglichen nun die Werte bezüglich eines Ansprechens der Blutproben auf Gräser- und Birkenpollen, Beifuß, Tierhaare (Katze, Hund und Pferd) sowie auf Schimmelpilze und Hausstaubmilben.
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Schützen Babyjahre mit Katzen und Hunden vor Allergien?
Eine weitere Studie zum Thema Allergien ist erst am Mittwoch im Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft AMA (JAMA) publiziert worden - ebenfalls mit einem für viele Mediziner überraschenden Ergebnis: Katzen und Hunde verleihen demnach Babys Abwehrkräfte gegen Allergene wie Gras, Staubmilben und Tierhaare und schützen sie in späteren Jahren vor Allergien und Asthma.

Mediziner waren bisher vom Gegenteil ausgegangen und hatten vor Haustieren wie Katzen, Hunde, Hamster und Meerschweinchen in Haushalten mit kleinen Kindern gewarnt.
Allerdings verfolgten die Forscher den Allergieschutz nur bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren. Ob der Effekt auch bis ins Erwachsenenalter anhält, können sie bisher nicht sagen.
->   Der komplette Artikel in "JAMA"
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Anstieg um fast 100 Prozent
Es handelte sich jeweils um Proben von 850 Personen, die analysiert wurden. Das Ergebnis: 1987 wurde bei zehn Prozent der Blutproben eine Atopie festgestellt. In den Proben von 1998 waren es hingegen 19 Prozent. Diese Zunahme zeigte sich quer durch alle Altersgruppen.

Bisher hat man angenommen, dass Allergie-auslösende Einflüsse vor allem im Kindesalter ihre Wirksamkeit entfalten. Die Hypothese lautet darauf, dass das kindliche und noch nicht völlig reife Immunsystem durch verschiedene Reize in Richtung einer überschießenden Reaktion auf bestimmte Substanzen gedrängt wird.
->   "The Lancet"
->   www.allergiecheck.at
->   Mehr zum Thema Allergie in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010