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Buchtipp: Wasserstoff als Ausweg aus der Krise  
  Die Erschöpfung der verfügbaren Ölreserven wird unsere Zivilisation in eine Krise ungeahnten Ausmaßes stürzen. Soweit die Ausgangsposition eines neuen Buches, das als Ausweg Wasserstoff und Brennstoffzellen bietet.  
Im letzten Teil seines jüngsten Buches "Die H2-Revolution. Mit neuer Energie für eine gerechte Weltwirtschaft" beschwört der US-Amerikaner Jeremy Rifkin, Gründer der "Foundation on Economic Trends" in Washington DC., die Energie- und Brennstoffquelle der Zukunft: Wasserstoff.
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Wasserstoff und Brennstoffzellen
"Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis könnten den Energiebedarf der gesamten Menschheit über einen sehr langen Zeitraum decken. Aber der Übergang in diese Technik birgt Tücken. Noch ist die Wasserstofferzeugung teuer. Und noch wird der meiste Wasserstoff aus Erdgas und anderen fossilen Brennstoffen gewonnen", so Rifkin in seinem Buch.
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Dezentralisierte Energie

In absehbarer Zeit könnte Wasserstoff mit erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Wasser und Erdwärme produziert und so billiger werden. Damit würde auch die Zeit der wenigen großen Energiekonzerne von einer Epoche vieler kleiner, unabhängiger Versorger abgelöst.

"Die dezentrale Generation könnte sich als Renner der Zukunft erweisen," ist Jeremy Rifkin überzeugt, "Alles in allem könnten binnen Jahresfrist eine Million Hausbesitzer sich ihr persönliches Minikraftwerk zulegen und dabei für die Brennstoffzellentechnik entscheiden, die immer bequemer und billiger wird."

Bequem wäre Wasserstoff im Haushalt, umweltfreundlich weil kein Kohlendioxid produziert wird, und menschenfreundlich außerdem auch auf der Straße, auf der sich künftig wasserstoffgetriebene Autos lautlos und abgasfrei bewegen werden.
Neue Wirtschaftsepoche
Eine völlig neue Wirtschaftsepoche sieht der US-Amerikaner am Horizont aufdämmern, wenn Wasserstoff und Brennstoffzelle mit Computern und Telekommunikation verschmelzen. Mithilfe ausgefeilter Software ließen sich die einzelnen Brennstoffzellen zu einem dezentralen Energienetz verbinden.
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Buchzitat: Vernetzte Wirtschafts- und Gesellschaftsform
"Die dezentrale Generation sowie die zunächst gebietsweise, später weltweite Verknüpfung des Elektrizitätsnetzes ist die logische Folge des weltumspannenden Informationsnetzes. Interaktive Kommunikation und interaktive Energienutzung ergänzen einander, und mit der Verschmelzung beider technischen Revolutionen entsteht eine neue Wirtschafts- und Gesellschaftsform. Zumindest theoretisch könnte der wachsende Durchfluss an Energie mit einer wachsenden Komplexität einhergehen. Zum ersten Mal in der Geschichte wird eine wirklich demokratische, dezentrale Form menschlichen Zusammenlebens denkbar."
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Letzte Chance für uns alle?
Mit Zitaten, Zahlen und Fakten begründet Jeremy Rifkin die schöne neue Welt des Wasserstoffs, die damit einhergehende Neuordnung der Gesellschaft und eine demokratische Reglobalisierung von unten im letzten Drittel seines Buchs.

Weshalb das gleichzeitig unser aller letzte Chance ist, versucht er in den zwei Dritteln davor zu veranschaulichen. Akribisch angeführte umfangreiche Statistiken zeigen - der Kampf um Erdöl und Erdgas wird sich verschärfen, wie man die Zahlen auch dreht und wendet, spätestens 2010 wird es für alle spürbar knapp.
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Buchzitat: Zusammenbruch in greifbarer Nähe
"Wenn die Engpässe sogar die Stromversorgung beeinträchtigen und die Lichter in wechselnden Regionen der Welt zeitweise ausgehen, dann rückt der Zusammenbruch der gesamten Infrastruktur in greifbare Nähe, welche die Weltwirtschaft und die Menschheit derzeit noch trägt. Die Zukunft könnte also ganz anders aussehen als alles, was uns bisher vertraut ist, anders auch, als wir sie uns vorstellen und ausmalen."
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Ein Wanderprediger mit Mission
Jeremy Rifkin ist in seinem Element. Die Zukunft steckt voller Gefahren und Risiken - einmal mehr zieht Rifkin aus, davor einem Wanderprediger gleich in düster-schillernden Farben zu warnen und zu zeigen, wie es soweit kommen konnte. Auf knapp hundertachtzig Seiten werden nicht nur Ausmaß und Nutzung der weltweit vorkommenden Erdölreserven verglichen.

Da wird außerdem gezeigt, wie Hochkulturen von der Antike bis heute an schwindenden Energiereserven zerbrachen, warum orientalische und europäische Wissenschaft unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, wie sich der Islam entwickelte und weshalb der Nahe Osten, der die letzten großen Ölreserven birgt, daher heute politisch wie sozial instabil ist.

Spätestens nachdem Jeremy Rifkin die Welt rundum erklärt hat - klingt die Wasserstoff-Zukunft allerdings wirklich verheißungsvoll.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft (aus einem Beitrag für die Sendung "Kontext" vom 30.8.2002 in Ö1)
->   "Foundation on Economic Trends" in Washington DC.
 
 
 
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01.01.2010