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Der Mythos der Globalisierung  
  Von der Kultur bis zu den Märkten, vom Terror bis zur Moral: Alles Erdenkliche wird heute globalisiert bzw. unter dem Aspekt der Globalisierung diskutiert. Dabei macht der Begriff da, wo er herkommt - in der Ökonomie -, zunehmend weniger Sinn. Eine Studie vom September 2002 beweist, dass nur ein Bruchteil der größten multinationalen Konzerne weltweit Geschäfte macht. Mittlerweile sei bereits eine Art "De-Globalisierung" zu beobachten.  
Konzentration auf Heimatmärkte
Der überwiegende Teil der 500 weltweit größten Konzerne verfolgt keine globale Strategie, sondern fokussiert sich auf die Heimatmärkte der eigenen Region - gleichgültig ob in Nordamerika, Europa oder Japan. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, ihre geschäftlichen Fernbeziehungen profitabel zu halten.

Dies beweist eine Studie von Alan Rugman, Professor an der Indiana University und am Templeton College der Universität Oxford.
Rangliste der internationalen Profite
Um die internationale Verflechtung der Wirtschaft zu messen, hat Rugman den so genannten "Templeton Global Performance Index" erstellt: Darin werden die Unternehmen entsprechend jenes Profits gereiht, den sie durch Geschäfte auf dem Weltmarkt gemacht haben.

Der Index zeigt, dass einige Branchen und Unternehmen auf dem Weltmarkt höchst profitabel agieren. Etwa die pharmazeutische Industrie, die sich in den vergangenen drei Jahren jeweils an der Spitze des Rankings befand.
Niedrigere Gewinne, De-Globalisierung
In diesem Untersuchungszeitraum hat sich der Abstand zwischen den besten und den schlechtesten Unternehmen aber dramatisch ausgeweitet. Mittlerweile, so Rugman, sei auf Grund der insgesamt niedrigen Gewinne aus Weltmarktgeschäften ein Trend der "De-Globalisierung" zu beobachten.
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Vergleichs-Ranking: "Fortune 500"
Die jährlich von dem Wirtschaftsmagazin "Fortune" erstellte Liste der "Fortune 500" vergleicht die Umsätze der größten multinationalen Unternehmen weltweit. Diese Konzerne sorgen für 90 Prozent der Direktinvestitionen in fremde Länder sowie für die Hälfte des gesamten Welthandels. 430 von ihnen befinden sich 2002 in der "Triade" der Weltwirtschaft: USA, Europäische Union und Japan.
->   Fortune 500 2003
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Wenige "global player" wie Nestle oder Unilever
Laut der Studie von Rugman verfügen nur ganz wenige der "Fortune 500" über signifikante Präsenz in allen drei Teilen der Triade USA, EU und Japan. Nur eine Handvoll von ihnen - etwa Nestle oder Unilever - seien so wirklich als "global player" der Wirtschaft zu bezeichnen.

Ein etwas größerer Teil sei neben der Heimatregion auch in einem der anderen beiden bedeutsamen Wirtschaftsregionen präsent, Rugman bezeichnet sie als "biregionale" Unternehmen.
Nur ein globaler Einzelhandelskonzern
Besonders deutlich seien die Ergebnisse bei Einzelhandelskonzernen, die knapp zehn Prozent der 500 größten Multis ausmachen - darunter auch das amerikanische Unternehmen Wal-Mart, das sich mit 219 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2002 an der Spitze befindet.

Von den 49 Einzelhandelsunternehmen, die Fortune als "global" erachtet, sind 18 nur in ihrem Ursprungsland aktiv, 24 konzentrieren sich auf ihre Heimatregion, fünf sind biregional.

Und nur eines verdient laut Rugman das Prädikat "globaler Player": ausgerechnet Christian Dior/LVMH, ein Unternehmen für Luxusgüter.
->   Alan Rugman (Indiana University)
->   Templeton College
->   Templeton Global Performance Index 2001
->   Mehr über Globalisierung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010