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Lungenkrebs: Nur Nichtrauchen hilft  
  Am Montag beginnt in Wien die 8. Zentraleuropäische Lungenkrebs-Konferenz- rund 500 Experten werden erwartet. Für Mediziner steht fest: Rund 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle sind durch das Rauchen bedingt.  
"Es hat sich einiges getan. Am wichtigsten aber wäre weiterhin die Lungenkrebs-Vorbeugung. Die Menschen hören in den Medien von Behandlungsfortschritten und meinen, man man wird sie später heilen können. Doch den Lungenkrebs kann man nur durch Vorbeugung besiegen", so der Wiener Onkologe Robert Pirker (AKH-Wien) aus Anlass des in der Wiener Hofburg beginnenden Kongresses.
Weltweit raucht ein Drittel der Erwachsenen
Wenn ein Krebsspezialist - ständig auf der Suche nach neuen Therapiestrategien - so etwas sagt, sollte das umso mehr Gewicht haben. Das Faktum: 90 Prozent der Lungenkarzinom-Erkrankungen sind "schlicht und einfach" durch das Rauchen bedingt. Weltweit raucht etwa ein Drittel der Erwachsenen.
Sterblichkeit bei Frauen nimmt zu
In Österreich sterben pro Jahr rund 3.300 Menschen an Lungenkrebs. Christian Vutuc vom Institut für Krebsforschung der Universität Wien: "Bei den Männern nimmt die Sterblichkeit langsam ab. Bei den Frauen aber nimmt sie zu."
Andere Krebsarten durch andere Zigaretten?
Zudem weist der Experte darauf hin, dass sich eine Veränderung in der Art Lungenkrebserkrankungen zeigt: "Früher waren es eher 'zentral' in der Lunge angesiedelte Tumoren. Heute leiden mehr Menschen an Tumoren in der Peripherie der Lunge."

Die mögliche Erklärung laut dem Wissenschafter: Die in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend gerauchten Leicht-Zugaretten. Um doch zu dem Nikotin im Rahmen eine Abhängigkeit zu kommen, hätten die Raucher eben mehr Zigaretten geraucht und den Qualm auch viel tiefer in die Lunge eingesogen.
Schlechte Chancen für Betroffene
Liegt einmal ein Lungenkarzinom vor, stehen die Chancen des Betroffenen weiterhin schlecht. Vutuc: "Laut den europäischen Zahlen leben nach fünf Jahren nur neun Prozent der männlichen Patienten bzw. zehn Prozent der Frauen mit Lungenkrebs. Das ist einfach eine schlechte Prognose."

Deshalb müsste viel mehr für die Vorbeugung getan werden. Ein Beispiel könnte man sich - auch in Österreich - offenbar an den skandinavischen Ländern nehmen, wo wesentlich weniger Menschen an Lungenkrebs erkranken.
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Experte für Konzentration auf "hoch Nikotin-Abhängige"
Der österreichische "Anti-Rauch-Papst" Michael Kunze sieht hier Prioritäten bei den stark von Nikotin Abhängigen: "Die primäre Prävention mit dem Focus auf die Jugend reicht nicht aus. Da gibt es keine guten Konzepte und der Erfolg wäre erst in Jahrzehnten messbar. Wir müssen uns auf die hoch Nikotin-Abhängigen konzentrieren und sie behandeln. Wenn keine Tabakabstinenz möglich ist, müssen wir sie - wenn nötig - auch langfristig mit Nikotin versorgen." In Schweden gibt es da beispielsweise neben allen anderen Nikotinersatzmitteln auch "Snus" - Tabaksäckchen, die nicht gekaut werden, sondern in der Wange die Substanz abgeben.
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Wert von Früherkennung umstritten
Umstritten ist dagegen noch immer der Wert der Früherkennung beim Lungenkarzinom. Laut Pirker ist noch nicht klar, ob man durch häufige Reihenuntersuchungen mehr langsam wachsende Tumoren entdeckt oder auch früh genug an die aggressiven Karzinome herankommt. Nur Letzteres könnte wahrscheinlich einen Beitrag zu einer größeren Heilungsrate bringen.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Freilich, das alles beseitigt nicht den Mangel an besser wirksamen Behandlungsmöglichkeiten bei Lungenkrebs. Auch hier tut sich einiges: Mit "Iressa" (AstraZeneca) beispielsweise kommt ein Enzym-Hemmer, der die Teilung von Lungenkarzinomzellen sehr effizient und spezifisch hemmt.

In klinischer Erprobung sind auch so genannte Antisense-Moleküle. Dabei handelt es sich um künstlich hergestellte einsträngige Erbgut-Teile, die einzelne Gene der bösartigen Zellen zielgerichtet abschalten sollen. Eine Behandlung damit soll die Tumoren wieder auf die Chemotherapeutika ansprechen lassen.
->   Mehr zum Thema Lungenkrebs in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010