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Forscher warnen: Zunehmende Lichtverschmutzung  
  Aus Sicht von Wissenschaftlern hat das von den Menschen verursachte Licht mittlerweile einen bedenklich hellen Schein erreicht. "Die Lichtverschmutzung hat sehr stark zugenommen", berichtet etwa der Astronom Andreas Hänel vom Planetarium in Osnabrück.  
Die Milchstraße am Nachthimmel über Deutschland etwa sei kaum noch zu sehen, so Hänel weiter. Der Zoologe Gerhard Eisenbeis von der Universität Mainz warnt vor der Bedrohung von Tieren und Pflanzen.
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Symposion zum Schutz des Nachthimmels
Beim zweiten Europäischen Symposium zum Schutz des Nachthimmels soll an diesem Wochenende in Luzern unter anderem auch ein Vorschlag erarbeitet werden, wie die Lichtverschmutzung in Europa künftig gebremst werden könnte.
->   European Symposium on the Protection of the Night-Sky
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Gefahr für Insekten - mit weitreichenden Folgen
"Das wichtigste biologische Problem ist, dass an Straßenlaternen und Leuchtreklame sehr viele Insekten zu Grunde gehen", sagt der Zoologe Eisenbeis. "Es besteht die Gefahr, dass die Insekten dadurch langfristig in ihrer Vielfalt stark geschädigt werden."

Dies könnte weit reichende Folgen haben: Die Insekten seien wichtige Glieder der Nahrungskette, etwa für Vögel und Fledermäuse. Auch Pflanzen, die Insekten zur Bestäubung bräuchten, könnten darunter leiden.

"Alle bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse weisen darauf hin, dass in Siedlungsgebieten schon ein starker Rückgang der Insekten eingetreten ist", sagt Eisenbeis.
Einfluss auf Menschen noch unerforscht
Der Einfluss nächtlichen Lichts auf Menschen sei noch nicht weit erforscht, betont Hänel, der auch Sprecher der Fachgruppe "Dark Sky" der Vereinigung der Sternfreunde ist. "Systematische Untersuchungen gibt es nicht, aber immer wieder Beschwerden, etwa bei den Stadtwerken."

Hänel schätzt, dass die Lichtverschmutzung in Deutschland um etwa sechs Prozent pro Jahr zunimmt. Andere Länder - etwa Italien und Japan - verzeichneten jährliche Zuwächse von zehn bis zwölf Prozent. Genaue Messungen gebe es bisher nicht.
Atlas der Lichtverschmutzung
Italienische Forscher von der Universität in Padua stellten im vergangenen Jahr einen Weltatlas der Lichtverschmutzung vor. Nach ihren Erkenntnissen leben 99 Prozent der Menschen in Europa und den USA (Alaska und Hawaii ausgenommen) unter einem "lichtverschmutzten" Himmel.
->   Der Atlas der Lichtverschmutzung
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In Österreich noch 450 Sterne sichtbar
Im Rahmen der ScienceWeek im Mai 2002 wurde vom Institut für Astronomie Wien und dem Verein Kuffnerwarte die Aktion "Wieviele Sterne sehen wir noch in Österreich?" durchgeführt. Das damalige Ergebnis lautete: 450 - das ist die Durchschnittsanzahl an Sternen, die sich trotz "Lichtverschmutzung" am Himmel über Österreich beobachten lassen.
->   Wieviele Sterne sehen wir noch in Österreich?
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Lichtreklamen, Straßenlaternen und Co
Ursachen für den helleren Himmel seien unter anderem Lichtreklame und so genannte Skybeamer, starke Werbestrahler von Discotheken. Zudem dehnten sich Wohnsiedlungen und Industriegebiete aus und sorgten für weitere Erleuchtung des Nachthimmels, etwa durch Streulicht von Straßenlaternen.

Außerdem würden Lichtquellen immer effektiver. In Deutschland gebe die DIN-Norm für die Straßenbeleuchtung bisher nur Mindestwerte vor. Sinnvoll wären auch Maximalwerte, sagt Hänel.
Natriumdampflampen als Alternative
Mit gelb strahlenden Natriumdampflampen an Stelle der häufig noch verwendeten weißen Quecksilberdampflampen könnten der Energieverbrauch und die Zahl der Insektenopfer beträchtlich gesenkt werden, betont Eisenbeis.

In einem praxisnahen Versuch hätten weniger als halb so viele Insekten das gelbe Licht angeflogen. Außerdem verbrauche eine Natriumdampflampe pro Tag etwa eine Kilowattstunde weniger Energie. Bei insgesamt etwa acht Millionen Straßenleuchten in Deutschland rechne sich dies, vor allem für die Etats der Kommunen.
Licht-Einschränkungen in Tschechien
In der Tschechischen Republik gebe es mittlerweile das erste nationale Gesetz, wonach kein Licht mehr an den Himmel gestrahlt werden dürfe, sagte Hänel.

Bisher habe es Licht-Einschränkungen nur regional gegeben - etwa auf den kanarischen Inseln La Palma und Teneriffa, in Katalonien und der Lombardei. Immerhin sei die Lichtverschmutzung auch in Deutschland als umweltschädlicher Einfluss eingestuft.

(Anke Hüsig, dpa)
->   Mehr zum Thema Lichtverschmutzung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010