News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
9/11: Auflösung der traditionellen Medienstruktur  
  Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben die traditionelle Medienstruktur vorübergehend aufgelöst, sagte der Generaldirektor des Europäischen Medieninstituts, Jo Groebel am Montag in Wien.  
Man habe Informationen nicht nur aus den Medien, sondern auch von Nachbarn, Passanten auf der Strasse oder Freunden am Telefon bekommen. Groebel sprach im Rahmen des Symposions "Medien und die Macht der Kriegs- und Terrornews" im Radio Kulturhaus in Wien.
->   Mehr zum Symposion in science.ORF.at
Hohe Symbolkraft war allen bewusst
Bemerkenswert sei, dass zumindest in der westlichen Wellt fast allen sofort klar gewesen sei, dass die Symbolkraft der Terroranschläge über die Ereignisse am 11. September hinausgehe, so Groebel. Die Unterstellung, Menschen könnten nicht mehr zwischen Fiktion - etwa im Computerspiel - und Realität unterscheiden, sei also nicht haltbar.
Kriegsberichterstattung soll Orientierung geben
Für Groebel ist auch die Art der Berichterstattung rund um die Anschläge von hohen ethischen Standards gekennzeichnet. Eine besondere Aufgabe gerade bei Kriegs- oder Terrorberichterstattung sei, Orientierung zu geben, sagt Groebel.

Dass das gelingt, zeige unter anderem die Tatsache, dass fast alle Krieg ablehnen, auch wenn sie nie selbst einen erlebt haben. Das sieht Groebel als Ausweis für die Qualität der Berichterstattung.
Kriege richten sich nach Medienbedingungen
Als zumindest bemerkenswert sieht Groebel die Entwicklung, dass selbst Kriegsplanungen mittlerweile auf Medienbedingungen Rücksicht nehmen. Kriege beginnen nicht zufällig zur Hauptsendezeit großer Fernsehnetze, mutmaßt der Medienexperte.

Gleichzeitig erhalten Kriege in den Medien sofort eine eigenes Label ("War against America") und werden mit eigenen Trailern und Signations ausgestattet. Eine Gefahr sieht Groebel dann, wenn Kriegsberichterstattung sich nach den Anforderungen des Marktes richten muss und nur noch berichtet wird, was auch entsprechende Quoten bringt.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
->   Europäisches Medieninstitut
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010