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Prähistorisches Sternen-Observatorium entdeckt?  
  Ein prähistorisches Sternen-Observatorium glauben Archäologen im deutschen Sachsen-Anhalt entdeckt zu haben. Mit über 3500 Jahren zählt es zu den ältesten der Menschheitsgeschichte.  
Mitarbeiter des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle/Saale sind sich einig, dass die kreisförmige Wallanlage in einem Wald bei Nebra im Burgenlandkreis zusammen mit einer 3600 Jahre alten Sternenscheibe Indizien für eine derartige Beobachtungsstation sind.

Journalisten aus aller Welt soll das Areal erstmals offiziell am 25. September gezeigt werden.
Anlage mit Durchmesser von 200 Metern
"Die Anlage diente den Menschen zusammen mit der Scheibe zur Zeitbestimmung, was für die Aussaat und Ernte wichtig war", sagte der Leiter des Landesmuseums für Vorgeschichte, Harald Meller, laut dpa. "Hier konnten sie den Lauf der Sonne von der Winter- zur Sonnensommerwende genau bestimmen."

Das "Observatorium" mit einem Durchmesser von etwa 200 Metern ist von einem Graben umzogen. Die Anlage wurde möglicherweise über 1000 Jahre genutzt und war vermutlich aus Holzpalisaden gebaut.
Touristenattraktion von "weltgeschichtlicher Bedeutung"?

Die restaurierte Sternenscheibe (Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle/Saale)
Auf Grund der "weltgeschichtlichen Bedeutung" des Ortes soll die Anlage nach Abschluss der Nachgrabungen zu einer Touristenattraktion ausgebaut werden. Im Mittelpunkt wird dann das rekonstruierte Observatorium stehen. "Immerhin hat der Ort auch gedankliche Verbindung zur Megalith-Anlage im englischen Stonehenge", meint Meller.

Bislang seien bei Nachgrabungen seit dem 20. August über 100 Stücke gefunden worden. Das wichtigste Objekt sein ein gut zur Hälfte erhaltener etwa 2700 Jahre alter Wendelring, der als Halsschmuck getragen wurde.
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Zwei Kilo schwere Sternenscheibe
Die Sternenscheibe und das "Observatorium" gehören zusammen, meint der Archäo-Astronom der Ruhruniversität Bochum, Wolfhard Schlosser. "Die Bronzescheibe mit den konkreten astronomischen Abbildungen ist auch in Mitteldeutschland angefertigt worden. Das zeigen deutliche topographische Bezüge zum Brockenmassiv im Harz", sagte er. Auf der zwei Kilogramm schweren und fast kreisrunden Scheibe mit einem Durchmesser von 32 Zentimetern befinden sich Goldauflagen, die von den Archäologen als Schiff, dazu Mond, Sonne und Sterne oder vielleicht auch Mond und Vollmond gedeutet werden. Eine Ansammlung von sieben Goldpunkten wird als Sternenhaufen der Plejaden in einer Konstellation wie vor 3600 Jahren angesehen.
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Illegale Ausgräber
Illegale Ausgräber hatten die Sternenscheibe vor vier Jahren in der Region ausgegraben. Außer der Scheibe fanden sie damals auch zwei Schwerter, zwei Randleistenbeile, einen Meißel sowie mehrere Armringe.

Die Polizei konnte den Schatz nach mehrjähriger Odyssee im Februar bei einer fingierten Verkaufsaktion in Basel sichern.
->   Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle/Saale
 
 
 
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01.01.2010