News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Drogen: Substitution verhindert Risken  
  Legalität statt Illegalität, Risikoarmut statt bisweilen tödlicher Gefahr: Tausende Österreicher profitieren von der Substitutionsbehandlung mit Methadon und retardiertem Morphin statt Heroin oder anderen - illegalen - Opiaten. Dies erklärten am Donnerstag Fachleute bei einem Presseseminar zum Thema Drogensubstitution der Pharmig (Vereinigung pharmazeutischer Unternehmen) in Wien.  
Nach Angaben der Experten gibt es alleine in Westeuropa rund 1,5 Millionen Menschen mit "problematischem Drogenkonsum" - das sei vor allem Heroin. In Österreich geht man derzeit von rund 20.000 Opiatabhängigen aus, 5.200 davon befinden sich in Substitutionsprogrammen, zwei Drittel davon in Wien
Substitutionstherapie für Opiatabhängige
Die genauen Daten aus dem europäischen Drogenreport für Österreich: 31,5 Prozent der Österreicher rauchen regelmäßig. Fünf Prozent sind alkoholabhängig, 0,6 Prozent konsumieren Heroin, je 1,7 Prozent Kokain oder LSD (Ecstasy: 3,8 Prozent). Gelegentlich dürften 13,6 Prozent Cannabis gebrauchen, 4,7 Prozent regelmäßig.

Speziell den Opiatabhängigen soll die Substitutionstherapie helfen: "Die Substitution rückt den Drogengebrauch vom Freizeitbereich in den medizinischen Bereich", erklärte Alfred Springer vom Ludwig Boltzmann Institut für Suchtforschung.

Es gebe sicherlich die Möglichkeit eines risikoarmen Gebrauchs von Drogen. Ein solcher risikoarmer Gebrauch sei die Substitutionsbehandlung, so der Experte weiter.
...
Die Bedingungen in Österreich
Vor allem beim Vorliegen einer mehr als ein Jahr dauernden Opiat-Abhängigkeit, eine HIV-Infektion, Schwangerschaft bei Opiat-Abhängigkeit oder bei opiatabhängigen Ehe- oder Lebenspartnern ist in Österreich eine solche Substitution indiziert. Sie kann auch vom Allgemeinmediziner eingeleitet werden.

Am ehesten werden dabei Methadon (Trinksaft) und 24 Stunden lang wirksame Morphintabletten verwendet. Das Morphin dürfte den Vorteil weniger Nebenwirkungen wie Schwitzen, Gewichtszunahme etc. haben.

Erst vor kurzem wurde die Handhabung für die Allgemeinmediziner erleichtert: Sie dürfen nunmehr erstmals Patienten von Beginn an auf das retardierte Morphin einstellen. Einmal-Einnahme pro Tag und orale Verwendung sind - von den Substanzen her - die Kernpunkte der Opiatsubstitution in Österreich. Das soll per Dauerverschreibung (ein Monat) geschehen.
...
Lange andauernde Behandlungsform
"Die Substitutionstherapie ist eine lang andauernde Behandlungsform für chronisch kranke Menschen", erläutert Peter Skriboth, Leiter des Beratungs- und Betreuungszentrums Dialog in Wien die Therapieform.

Der Hauptvorteil: Erst durch die Stabilisierung des Abhängigen in gesundheitlicher, medizinischer und sozialer Hinsicht (Beruf, Partnerschaft) wird im Endeffekt die Basis für eine spätere Abstinenz gelegt. Infektionsrisiko und Drogenkriminalität werden verhütet.

"Die Vorstellung, dass man Abhängigen ein paar Monate eine Substitutionstherapie gibt, dann schnell herunter dosiert und zur Abstinenz kommt, hat sich als falsch herausgestellt", sagt Skriboth.
Problematische Begriffe: "Legal" kontra "illegal"
Auf die Problematik der Begriffe "legal" und "illegal" wies der Wissenschaftler Alfred Springer vom Ludwig Boltzmann Institut für Suchtforschung hin: Substanzen seinen nicht illegal - geregelt sei, dass Substanzen in einem "gewissen Bereich" nicht verwendet werden dürfen.
...
Suchtgifte - ein altes Problem
Das Problem der Suchtgifte in der Gesellschaft ist tatsächlich so alt wie die Menschheit selbst und keine "Erfindung" der Moderne. "Alkohol ist zum Beispiel die kultische Droge des Christentums. Cannabis ist die Kultdroge außerchristlicher Religionen. Freizeitdroge wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts. Opium ist seit dem 18. Jahrhundert eine Freizeitdroge", so der Suchtforscher Springer.
...
Legaler Status und Gefährlichkeit ...
Der legale Status einer Substanz sage nichts über die Gefährlichkeit aus, erläuterte Springer weiter. "Wir haben in Österreich mehr als 100 Todesfälle in Folge akuter Alkoholvergiftungen pro Jahr", so das Beispiel des Wissenschaftlers.
->   Pharmig
->   Ludwig Boltzmann Institut für Suchtforschung
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Gute Erfolge mit neuer Drogen-Ersatzbehandlung
->   Drogensubstitution bei Schwangeren
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010