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Hyperaktivität: Wissenschaftler entwickeln Test  
  US-Wissenschaftler arbeiten derzeit an einem Testverfahren für Aufmerksamkeitsstörungen. Damit soll erstmals - auf biochemischer Basis - eine eindeutige Diagnose für Hyperaktivität möglich werden.  
Zunehmend beklagen Eltern schwierige Kinder: Symptome wie Unruhe, Konzentrationsstörung und Streitlust bewirken, dass Eltern immer häufiger Hilfe bei Experten suchen. Diese Symptome haben auch einen medizinischen Namen: Hyperaktivität.
Präzisere Diagnose für präzisere Therapie
Ein Team von Wissenschaftlern in Boston arbeiten nun an einem Testverfahren. Damit wollen die Forscher erstmals eine eindeutige Diagnose auf biochemischer Basis möglich machen. Eine präzisere Diagnose führe zu einer präziseren Therapie, so die Bostoner Forscher.

Denn Hyperaktivität - auch hyperkinetische Störungen oder ADHS genannt - hat viele Gesichter. Mithilfe dieser neuen Methode soll es in Zukunft auch gelingen, die unterschiedlichen Subtypen zu unterscheiden und entsprechend zu therapieren.
->   Hintergrund-Informationen zu Hyperkinetischen Störungen
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Umstrittenes Medikament Ritalin
In den USA wird Hyperaktivität von Kindern zu einem immer größer werdenden Problem. Die Anwendung des umstrittenen Medikaments Ritalin steigt hier in den letzten Jahren massiv an. Das stößt nun auch in den USA auf Kritik bei Eltern und Experten.

Während auch in Europa der Trend zu Ritalin ansteigt, hält er sich in Österreich in Grenzen. Allein mit Medikamenten sind Verhaltensstörungen nicht in den Griff zu bekommen. Deshalb setzen die meisten österreichischen Ärzte immer auch auf die (begleitende) Psychotherapie.
->   science.ORF.at: Hilft die umstrittene "Psychopille"?
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Entlastung der Eltern
Auch die Eltern sollen mit diesem Testverfahren entlastet werden. Je heftiger sie mit ihren verhaltensauffälligen Kindern kämpfen, desto mehr suchen sie auch die Schuld bei sich selbst und ihren Erziehungsmethoden.
Ungleichgewicht im Hirnstoffwechsel
Die Forscher haben einen Zusammenhang zwischen ADHD und Dopamin, einem Botenstoff im Gehirn gefunden. Dopamin steuert menschliche Gefühle, Verhalten und Bewegung.

Eine Theorie für die Entstehung von ADHD besagt, dass bei hyperaktiven Patienten Dopamin zu rasch transportiert wird. Es entsteht in den Zellen ein Dopaminmangel, noch bevor der Stoff seine Informationen übertragen kann. Gleichzeitig entwickelt sich dadurch aber ein Überschuss des Dopamin-Transporters, genannt DAT.

Das Diagnoseverfahren besteht darin, den Testpersonen einen radioaktiven Wirkstoff, der sich im Gehirn an die Dopamintransporter anbindet, zu injizieren. Mithilfe eines Scanners wird die Aktivität der Dopamintransporter optisch lokalisiert.
Testphase bei erwachsenen Patienten
Vorläufig wird dieses aufwendige Diagnoseverfahren ausschließlich an Erwachsenen getestet. 50 Prozent der Testpersonen waren ADHD-Patienten. Das Ergebnis zeigte bei ihnen - im Vergleich zur Kontrollgruppe - signifikant erhöhte Konzentrationen von Dopamintransportern im Gehirn.

Das ist ein erster Schritt, um in Zukunft mentale Störungen generell auf biochemischer Basis zu analysieren, hoffen die Bostoner Forscher.

Martina Schmidt, Modern Times

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der Sendung "Modern Times" am 13. September 2002 um 22.30 Uhr in ORF2.
->   "Modern Times"
->   Weitere Informationen zu dem Testverfahren
->   Gemeinnütziger Verein Adapt für ADHS-Betroffene
->   science.ORF.at: Zerstreute Aufmerksamkeit als Dauerproblem
 
 
 
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01.01.2010