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Umstrittene medikamentöse Brustkrebs-Verhütung  
  Der Traum: Die Verhinderung von Brustkrebserkrankungen bei Frauen per Medikament. Doch einfach ist dies offenbar nicht - das hat jetzt eine groß angelegte Studie mit rund 7.000 Probandinnen ergeben.  
Die regelmäßige Einnahme des Antiöstrogens Tamoxifen verringert demnach zwar die Häufigkeit des Auftretens eines Mammakarzinoms um ein Drittel. Doch auf der anderen Seite gibt es offenbar auch Nebenwirkungen, heißt es in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" vom 14. September.
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Viele Brustkrebstumoren Östrogen-abhängig
Es war eine der größten derartigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die es je gegeben hat: 7.152 Frauen mit einem erheblichen Brustkrebsrisiko im Alter zwischen 35 und 70 Jahren nahmen entweder pro Tag 20 Milligramm des Antiöstrogens ein oder schluckten ein Placebo (Scheinmedikament).

Viele der Brustkrebstumoren sind Östrogen-abhängig. Das bedeutet, dass die bösartigen Zellen in ihrem Wachstum auf das Vorhandensein des weiblichen Geschlechtshormons angewiesen sind. Darauf basiert auch die Verwendung von Tamoxifen in der Behandlung von Brustkrebs.
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Frauen mit besonderer Gefährdung
Jack Cuzick vom britischen Krebsforschungszentrum und seine Kollegen untersuchten im Rahmen der Internationalen Brustkrebs-Interventionsstudie (IBIS-I) die Wirkung des Antiöstrogens in der medikamentösen Vorbeugung von Mammakarzinomen.

Sie gaben das Medikament der Hälfte der Probandinnen (die andere Hälfte erhielt Placebos), in deren Familie Brustkrebs aufgetreten oder bei denen bereits eine gutartige Veränderung festgestellt war, die auf eine solche Gefährdung hingewiesen hatte. Die Beobachtungszeit betrug im Durchschnitt rund 50 Monate.
Deutlich weniger Erkrankungen
Das wichtigste Ergebnis: Unter den 3.578 Frauen, welche wirklich Tamoxifen eingenommen hatten, gab es um 32 Prozent weniger Brustkrebserkrankungen als unter den 3.566 Probandinnen, die das Scheinmedikament erhalten hatten. Das war statistisch signifikant.
Thrombosen als Nebenwirkung
Doch es gab auch Nebenwirkungen: So zeigte sich in der Tamoxifen-Gruppe eine Verdoppelung der Fälle von Gebärmutterschleimhautkrebs. Das war zu erwarten. Wegen der zu geringen Zahl der Erkrankungen war das aber statistisch nicht aussagekräftig. Alle Patientinnen konnten geheilt werden.

Statistisch signifikant erhöht waren in der Gruppe der Frauen, welche das Antiöstrogen eingenommen hatten, Zwischenfälle im Zusammenhang mit Thrombosen. Sie traten speziell nach Operationen oder in den Fällen längerer Immobilität auf. Das Risiko erhöhte sich auf das 2,5-Fache.

"Obwohl Tamoxifen in der begleitenden Behandlung von Brustkrebs ganz klar die Gefahr eines neuerlichen Auftretens der Erkrankung und von Sterbefällen verringert, ist diese Nutzen-Risiko-Abschätzung in der Vorbeugung noch unklar", so Cuzick.
->   "The Lancet"
->   Mehr zum Thema Brustkrebs in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010