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Przewalski-Pferde in der Mongolei wieder angesiedelt  
  Przewalski-Pferde gelten als die letzten wilden Ahnen unserer Hauspferde. In freier Wildbahn starben die auch Takhi genannten Pferde allerdings bereits in den 60er Jahren aus. Restexemplare überlebten nur in Tiergärten. Seit den 90er Jahren und einem intensiven Nachzucht-Programm haben die Przewalski-Pferde nun aber wieder die Chance, tatsächlich wild zu leben.  
Neunundsechzig Pferde aus Europa und acht aus Australien wurden sei Beginn der Aktion in der Mongolei ausgesetzt, vierzehn allein im heurigen Frühjahr. Der wissenschaftliche Leiter des Wiederansiedelungsprogramms ist der Salzburger Zootierarzt Christian Walzer.
Zurück in die freie Wildbahn
Der Weg bis zum Leben in freier Wildbahn ist nicht nur räumlich weit: Zuerst einmal müssen genetisch unterschiedliche Tiere aus rund 60 europäischen Zoos ausgewählt werden - schließlich stammt der gesamte Bestand an Takhis von nur 13 Tieren ab.

Darüber hinaus dürfen die Pferde auch keine Krankheiten aus Europa in die Mongolei mitbringen - zum Beispiel ist ein bei uns häufiger Parasit wie der Bandwurm dort unbekannt.

In Österreich sind die Tiergärten in Mautern, Herberstein, Schönbrunn und Salzburg im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms am Przewalski-Projekt beteiligt.
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Nicht alle Pferde sind reisetauglich
14 Pferde hat Christian Walzer heuer in Holzkisten verladen, um sie an Bord einer Frachtmaschine zu bringen - aber: nicht alle Takhis sind reisetauglich. Ein Drittel fällt aus, weil die Tiere die Holzkisten für den Transport scheuen. Der Rest wird zum Teil mit Human-Psychopharmaka sediert und fliegt, laut Christian Walzer, auf einer "rosa Wolke" in die ursprüngliche Heimat zurück - in den Gobi-B-Nationalpark, wo in den 60er Jahren die letzten wildlebenden Przewalski-Pferde erschossen wurden.
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Im Übergangsgehege
In der Wüste Gobi kommen die Takhis zuerst in ein eigenes Übergangsgehege - dort haben sie Zeit, sich an das extreme Klima zu gewöhnen und auch an die neue Futtersituation - dass ihnen nämlich nicht mehr alles wie im Zoo serviert wird.

Die Temperaturen im Gobi-B-Nationalpark schwanken zwischen minus 50 und plus 50 Grad; im Extremwinter 2000/2001 starben so auch 25 Pferde, im Sommer danach gab es nur ein einziges Fohlen.
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Harter Überlebenskampf
Bis zu 40 Prozent ihres Gewichts verlieren die Przewalski-Pferde während der harten Winter im Gobi-Nationalpark, erzählt Christian Walzer. Und nicht immer sind die Leithengste aus den Zoos auch in freier Wildbahn die dominierenden Tiere. Im Kampf um die Vormachtstellung in den "Haremsgruppen" zehren sie häufig ihre Kräftereserven auf und haben im Überlebenskampf später einen klaren Nachteil.
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Gefahr durch Parasitenbefall
Aber nicht nur das Klima macht den Takhis im Gobi-B-Nationalpark zu schaffen, auch eine von Zecken übertragene Krankheit namens Piroplasmose. Deshalb stehen die Pferde so lange unter Beobachtung, bis sie Antikörper gegen den Parasiten gebildet haben.

40 Fohlen wurden in der Zwischenzeit in freier Wildbahn geboren -die Ausfallsraten aufgrund der harten Lebensbedingungen sind aber hoch. Viele Fohlen fallen dem Räuber Nummer eins in der Gobi-Wüste zum Opfer - dem Wolf. Auch sein Verhalten soll im Rahmen des Takhi-Programms studiert werden.
Ortung mit Satelliten
 


Ein Teil der Takhis wird mit Sendern versehen - damit kann Christian Walzer via Satellit selbst in Salzburg am PC immer sehen, wo sich die Pferdegruppen gerade aufhalten. Schließlich wollen die Forscher u.a. wissen, wie viel Lebensraum die Przewalski-Pferde brauchen, aber auch welche Gebiete sie
nutzen bzw. meiden.
Bessere Anpassung
Wobei es die bereits in der Mongolei geborenen Fohlen weitaus leichter haben, als ihre in Europa großgezogenen Eltern - die sogenannte F2-Generation ist bereits weitaus besser an die harten Lebensbedingungen angepasst als ihre in Europa geborene Elterngeneration, so Walzer.
Symboltier für ein ökologisches Projekt
Den Wissenschaftern geht es aber nicht allein um den Takhi-Bestand in der Wüste-Gobi. Das Przewalski-Pferd ist für sie eher ein Symboltier für ein ökologisches Projekt - nämlich das karge Land mit seinen vielen unspektakulären Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum zu erhalten.

Das geht aber nur als soziales Projekt - indem das Takhi-Programm einerseits mit der mongolischen Regierung eng kooperiert, und andererseits die Dorfbewohner am Rand des Gobi-B-Nationalparks für den Schutz des Nationalparks und der Przewalski-Pferde auch bezahlt.

Ein Beitrag von Franz Zeller für die "Dimensionen" am 13. 9. um 19.05 im Programm Österreich 1
->   Radio Österreich 1
->   ITC - International Takhi Group
 
 
 
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01.01.2010