News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Herpesviren bekämpfen Hautkrebs  
  Eine mutierte Form des Herpesvirus kann Hautkrebszellen zerstören. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Universität von Glasgow.  
Fünf Patienten, die an einem fortgeschrittenen Stadium von schwarzem Hautkrebs leiden - d.h. es haben sich bereits Metastasen an anderen Stellen des Körpers gebildet - wurden Injektionen mit Herpes simplex Viren direkt in einen Tumor verabreicht.
...
Schwarzer Hautkrebs - malignes Melanom
Bösartiger Hautkrebs entsteht aus dem "Pigmentsystem" der Haut, das für die Sommerbräune verantwortlich ist. Ganz selten kann das Geschwulst von pigmentierten Zellen der Augen, der Atemwege, des Darmes oder des Gehirns stammen. Das maligne Melanom ist extrem gefährlich. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend für das Überleben des Patienten.
->   Mehr über schwarzen Hautkrebs
...
Je mehr, desto besser
Zwei Patienten bekamen an der Universität von Glasgow eine Injektion, zwei erhielten zwei Injektionen und ein Patient vier. Bei allen Patienten, denen mehr als eine Injektion verabreicht worden war, griff der Herpesvirus die Krebszellen an und vernichtete sie, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen oder zu zerstören.
Der größte Effekt wurde bei jenem Patienten erzielt, der vier Injektionen erhalten hatte.
...
Herpes simplex
Das Herpes simplex Virus (HSV) vom Typ 1 ist für die Entstehung von Fieberblasen verantwortlich, wesentlich seltener ist jenes vom Typ 2, das Herpes genitalis verursacht. Beide Virusarten können die Haut, die Schleimhäute des ganzen Körpers und das Gehirn angreifen. So gut wie jeder Erwachsene wird im Laufe seines Lebens mit dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 infiziert. Die Übertragung erfolgt meist schon in der Kindheit via Speichel - durch gemeinsames Benützen von Essbesteck, Handtüchern oder durch den Gute-Nacht-Kuss. Nach dieser Erstinfektion, die oft ohne Symptome verläuft, bleibt das Virus im Körper - es zieht sich in Nervenzellen zurück und ruht dort, in Schach gehalten von den Abwehrzellen des Immunsystems. Bei zirka 30 Prozent der Infizierten wird das Herpes-Virus von Zeit zu Zeit - meist ein bis zweimal im Jahr - jedoch wieder aktiv.
->   Mehr über das Herpes simplex Virus
...
Der veränderte Herpesvirus tendiert dazu, zwei verschiedene Typen von Zellen anzugreifen. Einerseits bevorzugt es Zellen, die sich vom Nervensystem ableiten, und andererseits Zellen mit hoher Teilungsgeschwindigkeit - ein Charakteristikum von Krebszellen.
Erst am Anfang der Entwicklung
Die Leiterin der Forschungsgruppe Professor Rona MacKie warnt jedoch vor übertriebenem Optimismus: ¿Wir haben bewiesen, dass das Herpes-Virus Krebszellen zerstört, wenn es direkt mit ihnen in Kontakt kommt. Es gibt aber viele Situationen, z. B wenn sich Metastasen in der Leber bilden, wo das nicht ganz so einfach ist."

Die Entwicklung einer Behandlungsform aus diesen neuen Erkenntnissen werde deshalb wahrscheinlich noch 10 Jahre dauern. Als erster Schritt wollen die Wissenschaftler feststellen, in welchem Stadium der Krebserkrankung der beste Zeitpunkt für den Einsatz der Viren ist und welche Dosierungen für den Patienten ungefährlich sind.
->   Rona MacKie
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010